Jonathan Maberry: V-Wars - Die Vampirkriege (Buch)

Jonathan Maberry
V-Wars - Die Vampirkriege
(V-Wars. A Chronicle of the Vampire Wars, 2012)
Übersetzung: Maike Hallmann und Birgit Herden
Titelbild: Trevor Hutchinson
Tor, 2019, Paperback, 556 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-596-70458-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Was verbirgt sich nicht alles unter den polaren Eisbergen - Bodenschätze, verschollene Expeditionen, man könnte auf eingefrorene, längst ausgestorbene Lebewesen treffen; wahrscheinlicher aber scheint, dass uralte Viren und Bakterien hier überdauert haben. Die globale Erderwärmung taut immer weitere Bereiche der Arktis und Antarktis auf. Auch in Alaska schmilzt das ewige Eis - und setzt einen Virus frei, der im menschlichen Genom einen Trigger zieht.

Manche Menschen verändern sich - und das nicht unbedingt zum Guten. Je nach Region tauchen plötzlich unterschiedliche Wesen auf. Wesen, die man bislang nur aus der Folklore, aus Überlieferungen und Sagen kannte. Unsere Verwandten, Freunde und Nachbarn könnten sich plötzlich, unvorbereitet und ungewollt in Vampire und Werwölfe verwandeln. Dies ist ihre Geschichte und die der Menschen, die nicht verwandelt wurden - sprich, der Beute.

Im Mittelpunkt der Handlung, die immer wieder durch Kurzgeschichten, in der die jeweiligen Autoren das Augenmerk auf andere Protagonisten legen, steht der Schauspieler Michael Fanye, der als Erster mit dem Virus infiziert und verwandelt wird. Daneben spielen eine Fernsehmoderatorin und der plötzlich gefragte Vampir-Experte Dr. Luther Swann eine bedeutendere Rolle.

Der in New York ansässige, eher drittklassige Schauspieler Fayne wacht eines Morgens neben der verstümmelten Leiche seiner letzten Eroberung auf. Recht schnell wird er gefasst und von Dr. Swann, sicher hinter einer Panzerglasscheibe verwahrt, verhört. Man versucht von Seiten der Ordnungsmacht dem Rätsel auf die Spur zu kommen, nicht ahnend, dass sich das Virus, einmal freigesetzt, schnell und unaufhaltsam verbreitet. Schon bald sind die USA, ist die Welt nicht mehr wiederzuerkennen. Die gesellschaftliche Ordnung bricht zusammen, die Zivilisation ändert sich markant...


Jonathan Maberry hat in den USA bislang vier Anthologien um die V-Wars vorgelegt. In diesen beschreibt er die vampirbedingte Apokalypse, nutzt dabei weidlich bekannte Versatzstücke und lädt Kollegen dazu ein, diese Welt mit ihren eigenen Geschichten zu füllen und damit immer dezidierter auszuschmücken.

Dass Netflix die Romane angekauft und in eine TV-Serie umgesetzt hat dürfte der Grund dafür sein, dass die Bücher ihren Weg über den Atlantik zu einem deutschen Verlag gefunden haben.

Inhaltlich wartet wenig wirklich Überraschendes oder Neues auf den Leser.

Neben der Novelle Maberrys erwarten den Rezipienten weitere Schicksale unterschiedlicher Protagonisten, die teilweise weit nach der ersten Infektion und des Ausbruchs der Seuche angesiedelt sind.

Alles aber bewegt sich in den mehr oder minder aus anderen entsprechenden Titeln bekannten Bahnen. Wir erleben den beginnenden Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung mit, erfahren voyeurhaft die Hinwendung der Infizierten zu ihrer neuen Nahrungsquelle, den Kampf der Vampire gegen ihre Beute - das hat man, das habe ich so oder so ähnlich schon des Öfteren gelesen. Einzig das Stil-Mittel, die eigentliche Rahmenhandlung immer wieder durch Berichte die zeitlich später angesiedelt wurden zu unterbrechen, verleiht dem Buch etwas Besonderes.

Stilistisch unauffällig aber nicht wirklich überragend, wendet sich der Titel daher in erster Linie an die TV-Zuschauer, die nach dem Konsumieren der Serie auf Netflix angefixt sind, tiefer in die Materie eintauchen wollen und bislang mit der literarischen Umsetzung einer Vampir-Epedimie noch nichts zu tun hatten.

Allerdings unterscheidet sich die filmische Umsetzung vermutlich doch ein wenig von den Buchvorlagen, so dass hier vielleicht ein zusätzlicher Reiz auf den Zuschauer wartet.

Neben der von Maberry verfassten Rahmenhandlung finden sich in diesem Buch Beiträge von Nancy Holder, John Everson, Yyvonne Navarro, Keith R. A. DeCandido, Scott Nicholson, Gregory Frost und James A. Moore.