Brian Keene: Der Satyr (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 23. August 2019 20:32
Brian Keene
Der Satyr
(The Rutting Season, 2006)
Übersetzung: Klaus Schmitz
Titelbild: Kirendra Bagchee
Festa, 2018, Paperback, 410 Seiten, 13,99 EUR, ISBN 978-3-86552-627-4 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Adam Senft wohnt in einem Landstrich, in dem es noch gesittet zugeht. Nach Philadelphia und Washington ist es nicht weit, doch hier, abseits der Metropolen, lebt es sich - geruhsamer. Und das brauchen er und seine Frau dringend. Nicht, dass er als Autor zum Schreiben nicht auch Ruhe bräuchte, doch eine Fehlgeburt belastet die Ehe massiv. Während seine Frau in der nächstgrößeren Stadt ihrem Beruf nachgeht, kümmert Adam sich um seine Muse, seinen Hund und das Haus sowie Garten.
Eines Tages erwischt er beim morgendlichen Gassi gehen eine Nachbarin im Wald, wie sie es mit einem in ein Tierkostüm verkleideten Mann treibt. Statt abgestoßen zu sein aber, empfindet Adam Lust.
Doch was hat das Beobachtete mit dem merkwürdigen, moschus-ähnlichen Geruch zu tun, den er riecht? Und was mit dem Stein, der fast wie ein Grabstein wirkt und eine römische Inschrift hat? Und woher kommen die hufähnlichen großen Abdrücke im Boden?
Als erst eine Nachbarin verschwindet und kurz darauf weitere Frauen vermisst werden, vermutet die Polizei einen Serienkiller. Adam und seine beiden älteren Nachbarn wissen es eigentlich besser. Der Wald ist verrufen, verflucht und verwunschen. Ein Satyr geht um, doch noch wollen sie es sich nicht eingestehen…
Brian Keene ist dem Horror-Fan wahrlich kein Unbekannter. Seine Romane erfreuen sich auch im teutonischen Sprachkreis höchster Anerkennung, trotzdem lag vorliegendes Buch lange, im Nachhinein viel zu lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher.
Keene ist kein Autor, der plakativ vorgeht. Bei ihm stehen seine Figuren, die er minutiös und sehr detailreich zeichnet, und die Atmosphäre im Vordergrund. Und so erwartet ein Roman den Leser, der langsam, fast behutsam beginnt, dann Zusehens immer mehr ins Unheimliche abdriftet.
Geschickt baut der Autor die Stimmung seines merkwürdigen, Angst einflößenden Waldes und dessen Bewohner auf. Mit zunehmender Dauer wird nicht nur dem Erzähler, sondern auch dem Leser immer deutlicher, dass hier etwas vorgeht, das mit rationalen Dingen nicht erklärlich ist. Zu den emotionalen Verwerfnissen durch die Fehlgeburt kommt nun auch noch das rätselhafte Verschwinden der Frauen, für die alleine Adam eine Erklärung weiß - die er nur niemandem berichten kann.
Das Geschehen zieht den Leser immer mehr in ihren Bann, wir fürchten uns mit unserem Protagonisten, bis es inmitten des Waldes zur direkten Konfrontation kommt.
Das ist Horror vom Feinsten, ein Buch, das ich jedem nur wärmstens empfehlen kann.