Charlie Higson: Der Tod kennt kein Morgen – James Bond: Young Bond 5 (Buch)

Charlie Higson
Der Tod kennt kein Morgen
James Bond: Young Bond 5
(By Royal Command, 2008)
Aus dem Englischen von Silvia Schroeer
Arena, 2009, Hardcover, 370 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-401-06074-3

Christel Scheja

James Bond gehört seit den 1960er Jahren zu den Ikonen der modernen Popkultur und steht für den charmanten und sportlichen Superspion schlechthin. Mittlerweile gibt es 22 Filme, und sechs Schauspieler haben ihn verkörpert. Da die älteren Filme auch immer wieder im Fernsehen zu sehen sind, ist es kein Wunder, das irgendjemand irgendwann einmal auch seine Jugend näher beleuchten würde. Das hat Charlie Higson in seiner „Young Bond“-Reihe getan, die tatsächlich noch in den 1930er Jahren spielt und nicht modernisiert wurde.

Nach seinen Abenteuern in Mexico geht es für James nicht gleich zurück nach Eton. Stattdessen kommt er nach Kitzbühel, um sich dort anderen Schülern aus seiner Klasse anzuschließen. Zwar muss er einiges nachholen, was das Skifahren angeht, aber auch darin ist er ein Naturtalent. Kurz darauf rettet er sogar einem betrunkenen Mitschüler das Leben, auch wenn der ihn zuvor ziemlich gereizt hatte. Dann erst geht es nach Eton, und dort ist vieles anders als noch vor ein paar Monaten. James hat es schwer, sich wieder einzugewöhnen, denn seine Sinne sind schärfer als jemals zuvor. Er hat immer wieder das Gefühl, verfolgt zu werden, kann es aber nicht beweisen. Zudem verwirrt ihm ein neues Zimmermädchen die Sinne. Roan ist nämlich kein schüchternes Ding, sondern eine selbstbewusste junge Frau, die sich aufdringliche Jungen sehr gut vom Hals zu halten weiß. Durch sie und ihren Bruder findet er auch ein wenig Ablenkung von dem beengenden Schulalltag, aus dem er immer mehr ausbrechen möchte. Schließlich kommt er einem gefährlichen Komplott auf die Spur, das mit seinem Verfolger zusammen hängt. Doch jetzt ist er erst recht in Gefahr und muss aus der Schule fliehen, wenn ihm sein Leben lieb ist. Roan jedoch bleibt an seiner Seite.

„Der Tod kennt kein Morgen“ ist der abschließende Band der „Young Bond“-Reihe (oder könnte es zumindest werden), denn diesmal werden die Weichen für sein späteres Leben gestellt. Was wie eines seiner üblichen Abenteuer beginnt, entwickelt sich nach und nach zu einer harten und schweren Prüfung für den jungen Mann. Weitere Geheimnisse werden enthüllt – vor allem die, die seinen Lieblingslehrer Mr. Meriot betreffen –, und James entwickelt immer mehr die Qualitäten, die man von ihm kennt. Am Ende steht ein Showdown, der ihn auch seelisch formt.

Gerade weil die letzten Seiten sehr brutal sind, richtet sich das Buch auch mehr an ältere Leser und weniger an Kinder und Jugendliche unter zwölf Jahren. Andererseits passen die Geschehnisse aber auch zu James’ Entwicklung. Die Schilderungen der Ereignisse und der Umgebung sind wieder sehr plastisch; man hat schon das Gefühl, dass der Autor selbst da gewesen ist. Allein der Hintergrund bleibt etwas wirr, da nicht wirklich klar wird, wer die eigentlichen Drahtzieher hinter den Intrigen und dem Anschlag sind, mit denen es James zu tun bekommt. Wenn man da nicht genauer nachhakt, wird man jedenfalls gut unterhalten, denn die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, bis sie sich in einem dramatischen Endkampf mit vielen Enthüllungen entlädt.

Alles in allem ist „Der Tod kennt kein Morgen“ ein guter, wenn auch nicht perfekter Abschluss der „Young-Bond“-Reihe und bietet dem Leser wie immer ein rasantes und dramatisches Action-Abenteuer, wie man es auch aus den frühen Filmen um den Superagenten kennt.