Batman und Wonder Woman: Der Ritter und die Prinzessin (Comic)

Liam Sharp
Batman und Wonder Woman: Der Ritter und die Prinzessin
(The Brave and the Bold 1-6, 2018)
Übersetzung: Ralph Kruhm
Panini, 2019, Paperback, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1265-7

Rezension von Elmar Huber

Von einem neuen Gott verdrängt, hat sich das Volk der Feen vor Jahrhunderten nach Tir Na Nóg zurückgezogen. Doch nun macht sich Unmut breit. Der paradiesische Rückzugsort wird von vielen als Gefängnis betrachtet. So begibt sich Cernunnos Cernach, der Herr der Jagd und der Fruchtbarkeit, auf den Weg in die Menschenwelt, um die Göttin Diana als Vermittlerin und Friedensstifterin zu gewinnen, teilen die Amazonen doch ein ähnliches Schicksal.

Als Cernunnos mit Diana nach Tir Na Nóg zurückkehrt, ist dort eine Katastrophe passiert: König Elatha von den Fomori wurde ermordet, als er sich zu Gast am Hof der DéDanann befand. Zwischen beiden Häusern existiert ohnehin nur ein zerbrechlicher Waffenstillstand, so dass diese Situation einen Krieg auslösen könnte. Diana schlägt vor, einen Detektiv und Ritter zur Aufklärung des Mordes zu Rate zu ziehen: Batman, der gerade dabei ist, einige merkwürdige Ereignisse in Gothams irischem Viertel zu untersuchen.


Zeichner und Autor Liam Sharp entführt die Amazonenprinzessin Wonder Woman und den Dunkeln Ritter Batman in die Welt der keltischen Mythologie. Das klingt zunächst bizarr, doch schafft es Sharp souverän, alles zu einem erfrischenden Ganzen zusammenzufügen, das mehr als einmal klassisches Vertigo-Flair verströmt. Einerseits liegt das gewiss an dem Fantasy-Rahmen, den die Story vorgibt; es könnte aber auch Sharps britische Erzählart und Herangehensweise sein. Ähnlich wie Kollege Neil Gaiman erschafft er eine ganz eigene mythologische Welt, die eine Wechselwirkung mit der Realität eingeht. So wird „Der Ritter und die Prinzessin“ am Ende zu einer Art Fantasy-Krimi-Noir.

Tatsächlich nutzt „Batman und Wonder Woman“ das Team-up-Konzept von „The Brave and the Bold” (die ehemalige Serienbezeichnung ist dem Titel im Original hommagenhaft vorangestellt) vorbildlich aus. Hier werden nicht nur Heldenfiguren auf Zeit zusammengebracht, um ein gemeinsames Abenteuer zu erleben, die Titel mit dem „TBatB“-Signet dien(t)en auch als Experimentierfeld für unorthodoxe Stoffe, die vielleicht auf Dauer keine Serie tragen, dafür aber in der Kürze ihre Kraft entfalten.

In dem Zusammenspiel von Batman und Wonder Woman liegt natürlich besondere Dynamik, sind beide doch geschätzte (JLA-) Kollegen, doch nicht unbedingt dicke Freunde. Doch in dieser fremden Welt spielt auch uneingeschränktes Vertrauen eine Rolle. Beide benötigen die speziellen Fähigkeiten des jeweils anderen, um dieses Abenteuer bestehen zu können. Sehr angenehm, dass zwischen den beiden auf jegliches Kompetenzgerangel verzichtet wurde.

Die Bilder von Liam Sharp sind dicht, kraftvoll und detailliert, mit Tendenz zum Düsteren, wie man sie schon von „Wonder Woman“ (aus der „Rebirth“-Ära) kennt. Dazu hat der Künstler die Zeichnungen mit keltischen Design-Elementen geschmückt, so dass diese zeitweise an „Der Herr der Ringe“ erinnern, wenn in Felsen und Bauwerken plötzlich Gesichter erkennbar werden. Sharpes Darstellung von Batman ist an das klassische Design von Neal Adams angelehnt.

„Der Ritter und die Prinzessin“ ist ein großartiges Figuren- und Welten-Team-up, fabelhaft in Szene gesetzt.