Doris E. M. Bulenda: Dämonische Lovestory (Buch)

Doris E. M. Bulenda
Dämonische Lovestory
Innenillustrationen: Sandra Schwarzer
Schwarzer Drachen Verlag, 2017, Paperback, 298 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-940443-94-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Lissi lässt sich von ihren Freunden überreden, mit ihnen eine Tour durch den Wald zu unternehmen. Jeder soll sich allein auf einer anderen Route durchschlagen, und wer als Erster das Ziel erreicht, gewinnt einen Preis. Prompt verirrt sich Lissi, gerät in ein gewaltiges Unwetter und findet Unterschlupf in einer alten Hütte. Zu ihrer Überraschung ist sie nicht der einzige Gast.

Mit ihrer Hilfe befreit sich der Dämon Z-hr’o von den Fesseln, die ihm ein Magier vor rund 900 Jahren anlegte, und bedankt sich dafür mit grandiosem Sex. So ganz ohne Hintergedanken hat er Lissi allerdings nicht verwöhnt, denn damit sind sie eine Bindung eingegangen und können die von dem magischen Orkan umgebene Hütte nur verlassen, wenn sie gemeinsam durch die Hölle gehen. Da sich Z-hr’o davor fürchtet, möchte er Lissi als Begleiterin haben.

Obwohl sie eigentlich sauer sein sollte, weil er ihr diesen Teil zunächst verschwiegen hat, fügt sich Lissi in ihr Schicksal und übernimmt schließlich auch das Verhandeln mit dem Höllenfürsten, der den beiden nur unter der Bedingung den Rückweg in ihre Welten zeigt, wenn sie künftig seinem Ruf zu einem Wiedersehen folgen, dessen nicht gerade heimlicher und auf Unterhaltung versessene Beobachter er sein will.

Es dauert dann auch nicht lange, bis Satan die beiden in die Hütte bestellt. Lissis Hoffnung auf tollen Sex wird allerdings nicht erfüllt, da Z-hr’o diesmal nicht in seinem wandelbaren Zweit- sondern im Originalkörper erscheint, der wie ein geflügelter Allosaurus aussieht. Um dem Teufel den Spaß zu verderben, bleiben sie gelassen und erzählen von sich und ihrem Leben und finden immer mehr Gefallen aneinander. Als sie auch noch Seelenpartner werden, stellt sich heraus, dass Z-hr’o erneut Lissi etwas Wesentliches verheimlicht hat.


Im Prinzip wartet Doris  E. M. Bulendas „Dämonische Lovestory“ mit einem Inhalt auf, der dem von „Höllentrip mit Luzifer“ (Schwarzer Drache Verlag, August 2017) sehr ähnelt.
In beiden Fällen gerät eine junge Frau an Dämonen und den Teufel, die allesamt nicht annähernd so übel sind wie ihr Ruf, ganz im Gegenteil. Die einander fremden Wesen lernen sich schnell kennen, zu schätzen und zu lieben. Lissi (ebenso Michelle) arrangiert sich sofort mit der Erkenntnis, dass die Figuren aus Sagen und Horror-Romanen tatsächlich existieren und es neben der Erde Welten gibt, die sie Heimat nennen. Was folgt, ist ein Road-Trip, denn auch nachdem sich schnell Gefühle entwickelten und Lissi mit Z-hr’o im Bett landete, ist längst noch nicht Friede-Freude-Eierkuchen, schließlich gibt es noch so manches Geheimnis zu lüften, das der Dämon mehr oder minder absichtlich für sich behalten hat.

Auch die Charakterisierung der Protagonisten ist vergleichbar. Satan spielt den Schurken aus Image-Gründen, um für Ruhe in der Hölle zu sorgen und ab und zu ein bisschen Spaß zu haben. Die Dämonen sind eher tollpatschig, ängstlich und im Denken etwas langsam, doch die treuesten Freunde - und Liebhaber -, wenn man sie für sich gewinnen konnte. Die weibliche Hauptfigur ist tough und weiß, was sie will; sie stellt sich rasch auf jede neue Situation ein und übernimmt früh die Führungsrolle, entschärft geschickt Konflikte und findet naheliegende Lösungen, um heiklen Situationen zu entkommen.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Büchern bestehen darin, dass „Dämonische Lovestory“ nicht als fortlaufender Roman sondern als eine Aneinanderreihung von aufeinander aufbauenden Einzelgeschichten konzipiert ist. Ferner ist die Handlung nicht überwiegend in der Hölle angesiedelt, sondern verteilt sich außerdem gleichmäßig auf irdische Orte und exotische Plätze im Dämonenreich. Zudem verfolgt Lissi kein konkretes Ziel, sondern lässt sich von den Ereignissen treiben, auf die sie immer richtig zu reagieren weiß, um jede Episode zu einem Happy End zu bringen.

Der Leser wird mitgenommen zu Lissis Abenteuern, die nahezu gewaltfrei und ohne Ekel-Faktor ablaufen, dabei das Wundersame unbekannter Welten in den Vordergrund rücken und die Message transportieren, dass man meist keine Angst vor dem Fremden haben muss und man sich selber ein Bild von etwas oder jemandem machen sollte, statt sein Wissen auf ungeprüfte Behauptungen zu stützen. Durch Ehrlichkeit und Freundlichkeit erreicht man mehr als durch Kraft und Macht.

Das Buch liest sich unterhaltsam, teils wegen der immer neuen Wendungen, teils wegen der Situationskomik, für die in erster Linie die oft naiv agierenden Dämonen sorgen. Die Kapitel sind mit einer Leichtigkeit geschrieben, der man nur selten begegnet. Die Sprache ist flott und unkompliziert, die Geschichte konzentriert sich auf das Kernthema ohne abzuschweifen; es wird gar nicht erst versucht, tiefschürfende Gedanken und Anspielungen zu Problemen, die das Publikum möglicherweise bewegen, einzubinden.

Das Thema ist natürlich Geschmacksache. Auch an der schnörkellose Direktheit und der ‚Leichtheit‘ der Lektüre dürften sich die Geister scheiden und der eine dies als dickes Plus, der andere es als Manko ansehen. Sucht man nach einem amüsanten Urlaubsschmöker aus der Romantic-Mystery-Ecke, sollte man einen Blick riskieren. Hätte man es gern tiefgründiger, ist man mit einem anderen Titel vielleicht besser beraten.