Shirley Jackson: Spuk in Hill House (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 10. Juni 2019 10:35
Shirley Jackson
Spuk in Hill House
(The Haunting of Hill House, 1959)
Übersetzung: Eva Brunner
Festa, 2019, Hardcover, 318 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-86552-707-3 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Zeit seines Lebens war und ist Dr. Montague von dem Übernatürlichem fasziniert. Nicht umsonst hat er Anthropologie studiert, erhofft er sich mit und durch dieses wissenschaftliche Feld doch, seinem Faible näher zu kommen. Mittlerweile hat er sich einen wissenschaftlichen Namen gemacht und plant eine wegweisende Feldforschung.
Abseits der großen Metropolen, in einem vergessenen Landstrich, hat er das ideale Forschungsobjekt gefunden: ein Anwesen, weder sonderlich geschmackvoll noch allzu hoch herrschaftlich, hat das Hill House doch einen gewissen Ruf. Die Bewohner des nahe gelegenen Städtchens Hillsdale kommen dem Haus bei Dunkelheit in keinem Fall nahe, Besucher werden gewarnt und verunglimpft, um diese nur ja vom Besuch des Hauses abzubringen.
Dr. Montague hat verschiedenste Probanden, die bereits mit dem Übernatürlichen in Kontakt gekommen sind, angeschrieben und ihnen vorgeschlagen für eine gewisse Dauer ins Haus zu ziehen. Zwei junge Frauen haben ihm zugesagt; der Erbe der Besitzerin, ein Filou und Lebemann, darf ebenfalls am Experiment teilnehmen.
Kaum aber sind die Teilnehmer des Versuchs im Haus angekommen, stellen sie bereits fest, dass es weit mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als vermutet....
Ende der 50er Jahre verfasst, wurde der Roman bereits mehrfach verfilmt und dient gegenwärtig als Ausgangspunkt einer Netflix-Original-Serie.
Jackson gelang mit vorliegendem Text der große Durchbruch; bis heute hat sie mit dem Werk das Sub-Genre des heimgesuchten Hauses geprägt, hat Kollegen und Nachfolger inspiriert. Dabei setzt die Autorin auf stimmungsvollen Grusel; Splatter- oder große Action-Szenen warten nicht auf den Rezipienten. Stattdessen berichtet sie von für die Entstehungszeit des Romans ungewöhnlich emanzipierten Frauen und bietet atmosphärisch dichte Beschreibungen.
Der Roman gliedert sich dabei in mehrere Teile. Zunächst stellt uns Jackson ihre vier Erzähler vor, danach wird der Hauptdarsteller, eben das Haus selbst und dessen Geschichte, näher beleuchtet.
Erst danach, gut ein Drittel des recht dünnen Buches ist dabei vergangen, beginnt der unheimliche Teil der Handlung. Geschickt baut die Autorin dabei mittels Beschreibungen der besonderen Architektur der Zimmer, dessen wechselvoller Geschichte und der unheimlichen Vorkommnisse Gänsehaut-Atmosphäre auf. Dabei zeigt sie sich für die Zeit der Entstehung des Manuskripts als ungewohnt aufgeschlossen, was die Stellung von Frauen anbelangt, und bricht hier eine deutliche Lanze für die Emanzipation. Sie arbeitet viel mit Andeutungen, schafft nach und nach eine immer beklemmendere Atmosphäre, in der schon die Beschreibung eines dunklen Zimmers für Verunsicherung und Furcht sorgt.
Auch wenn es an großen, heutzutage gebräuchlichen Horror-Szenen fehlt, ist der Leser immer gezwungen weiterzulesen, will er doch wissen, wie es unseren Erzählern weiter ergehen wird, was hinter den Heimsuchungen steckt.
Insoweit ist dieser Klassiker des Genres auch heute noch mehr als lesenswert und eine Zierde für jedes Regal eines sich ernsthaft mit der unheimlichen Literatur auseinandersetzenden Lesers.