Jesus F. Gonzalez & Wrath James White: Ungeheuer - Storys aus der Welt von Snuff Killers (Buch)

Jesus F. Gonzalez & Wrath James White
Ungeheuer - Storys aus der Welt von Snuff Killers
(Monsters and Animals)
Übersetzung: Dirk Simons
Titelbild: Dean Samed
Festa, 2019, Paperback, 246 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Mit seinem Roman „Snuff Killers“ (Festa) hat der viel zu früh verstorbene Jesus F. Gonzalez einen bahnbrechenden „Extrem“-Titel verfasst. Wie Brian Keene in seinem kurzen aber sehr informativen und interessantem Vorwort schreibt, hatte Gonzalez für den Roman im Darknet recherchiert und war dabei auf Abgründe und real existierenden Horror gestoßen, die selbst ihn als abgebrühten Horror-Autor geschockt und verängstigt hatten. Insoweit ist der Roman auch ein Werk, das nur die Abgründe, die da draußen unbemerkt von den meisten Menschen existieren, dokumentiert. Umso erschreckender war und ist die entsprechende Aussage des Romans, der bis heute nichts von seiner Wirkung verloren hat.

Immer wieder drängten Fans den Autor, doch wieder zu seiner Schöpfung zurückzukehren und eine Fortsetzung zu schreiben. Auch wenn er selbst dem Ansinnen eher reserviert gegenüber stand, nahm er den Wunsch seiner Fans auf und machte sich an zwei Entwürfe.

Den einen, eine kurze Novelle, hat er selbst noch vor seinem Tod fertig gestellt, von der anderen projektierten Novelle existieren von Gonzalez selbst nur Handlungsnotizen und ein Kurz-Exposé. Sein Freund, Kollege und Mitautor Wrath James White hat diese Vorlage aufgegriffen und fertig gestellt.

So enthält vorliegendes Buch neben zwei längeren Novellen auch noch ein Exposé, einen Drehplan und einige ungewöhnliche Rezepte für die Zubereitung von Fleisch - menschlichem Fleisch, versteht sich.


Inhaltlich bleiben sich die Autoren treu. In der auf den ersten Blick heilen Welt der 70er Jahre erwarten uns Abgründe; eine liebende Mutter, die diverse Male im Jahr auf die Jagd nach frischem Wild - zweibeinigem Wild - für ihre Tiefkühltruhe geht, und der ihr Sohn und dessen Freund auf die Schliche kommen, oder ein junger schwuler Mann, der sich zunächst auf dem Times Square verkauft und mit Rauschgift dealt, bevor er in die S/M-Szene einsteigt. Als seine Freunde aus der Vorstadtidylle ihn nach Hause zurückholen wollen, ist es bereits zu spät - geriet ihr Freund doch in die Hände skrupelloser Snuff-Filmer… und die brauchen immer Nachschub an hilflosen, jungen Opfern.


Das Gebotene rüttelt erneut an den Grenzen des guten Geschmacks. Insbesondere die Darstellung der Alltäglichkeit des eigentlich Undenkbaren weiß zu überzeugen. Hier tun sich Abgründe auf, mangelt es an jeglichem Unrechtsbewusstsein und moralischen Überlegungen - der Horror wird alltäglich und damit umso erschreckender.