Kendare Blake: Die Kriegerin - Der Schwarze Thron 3 (Buch)

Kendare Blake
Die Kriegerin
Der Schwarze Thron 3
(Two Dark Reigns, 2018)
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Titelbild: Isabelle Hirtz u.a.
Penhaligon, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 510 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3217-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Kendare Blakes Saga „Der Schwarze Thron“ ist auf vier Romane angelegt, deshalb ist die Geschichte auch noch mittendrin. Der Kampf wird zu mehr als der einfachen Auseinandersetzung der Schwestern, die sich seit dem ersten Band umzubringen versucht haben. „Die Kriegerin“ erweitert den Horizont nämlich gleich mehrfach.

 

Katherine hat es geschafft. Ihr ist es gelungen, zusammen mit ihren Verbündeten ihre Schwestern auszubooten und verschwinden zu lassen, auch wenn da eine Ahnung ist, dass sie nicht so tot sind, wie sie sein sollten. Da aber bei dem Kampf nichts mit rechten Dingen zugegangen ist, steht ihre Herrschaft auf tönernen Füßen, vor allem weil sich überall Rebellen gegen sie erheben, die die Regentschaft der Drillingsköniginnen über Fennbirn beenden wollen und seit einiger Zeit die Nebel immer dichter um die Insel wabern und seltsame Schreckgestalten hervorbringen, die nur Tod und Zerstörung zurücklassen.

Tatsächlich konnten Arsinoe und Mirabella trotz hoher Kosten von ihren Verbündeten gerettet werden und leben nun in einer Stadt auf dem Festland. Aber anstatt einem neuen Weg zu folgen, können sie immer noch nicht loslassen, denn zum einen quält sie die Sorge um ihre zurückgebliebenen Freunde, zum anderen hat Arsinoe immer wieder schreckliche Albträume, die ihr einen Blick in die Vergangenheit und Gegenwart erlauben. Denn es scheint, als würde Fennbirn nahe daran sein, unterzugehen - und das ist nicht einmal die Schuld ihrer Schwester Katherine.


Kendare Blake erweitert den Horizont ihrer Welt, auch wenn die Geschichte selbst weiterhin das Geschehen auf und um die Insel behandelt. Aber nun wirkt auch die Vergangenheit mit ein; man erfährt Mehr über den Fluch, der die Königinnen zu dem macht, was sie sind. Das bekommen auch die geretteten Mädchen zu spüren.

Daher teilt sich der Roman auf zwei große Schauplätze auf. Zum einen erfährt man, wie es Katherine weiter ergeht, die nicht nur gegen Rebellen sondern auch ihre inneren Dämonen kämpfen muss. Sie agiert zunehmend wahnsinnig; ein Gegengewicht bieten die Aufständischen, die ihrerseits jemanden gekrönt haben, der sie in den Kampf führen soll - eine Figur, die auch schon in den letzten Bänden mit aufgebaut wurde.

Eine weitere Ebene beschäftigt sich mit den im Exil lebenden anderen Königinnen, die sich zwar mit ihrem Schicksal abfinden könnten, es aber natürlich nicht tun.

Zusammengehalten wird dies alles mit einer seltsamen Legende, die am Anfang steht und nachdenklich macht - könnte sich da die Geschichte wiederholen? Die Autorin hat sich jedenfalls viel vorgenommen und spinnt ein mythisches Geflecht, das zu gefallen weiß und darüber hinweg tröstet, dass die Außenwelt - sprich das Festland - eher blass und schwammig bleibt. Zwar scheint die Kultur da um Einiges weiter entwickelt zu sein als auf Fennbirn, aber so richtig nimmt man das nicht wahr. Auch braucht die Handlung lange, um überhaupt in die Gänge zu kommen; über die Hälfte des Buches plänkelt die Autorin auf allen Ebenen erst einmal herum, als wolle sie Ambiente schaffen, was ihr aber nicht so wirklich gelingen will.

Dazu kommen jede Menge Gefühle, auch wenn die Romantik stark zurückgeschraubt ist. Es scheint auch eher die Sorge um die Freunde zu sein und die Verantwortung, in der die Heldinnen erzogen wurden, die sie zurücktreibt. In dem Sinne werden auch Arsinoe und Mirabella wieder sympathischer, während Katherine immer weiter in der Beliebtheit abzurutschen droht.

Das Ende bleibt offen, man merkt jedenfalls deutlich, dass hier jemand versucht, die Weichen vernünftig für die Zukunft zu stellen.

„Die Kriegerin“ beginnt quasi einen neuen Handlungsbogen, der die Geschichte auf eine neue Ebene hebt. Die Autorin scheint entschlossen zu sein, ihren Heldinnen doch noch so eine Art von Happy End zu gönnen und dabei zieht sie noch einmal alle Register, einschließlich der düsteren Schatten der Vergangenheit, die nun alles zu verschlingen drohen. Das kommt sehr episch, wenn auch inhaltlich weniger überzeugend daher.