Barb & J. C. Hendee: Schattenherz - Dhampir 5 (Buch)

Barb & J. C. Hendee
Schattenherz
Dhampir 5
(Rebel Fay, 2007)
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Titelbild: Max Meinzold
Lyx, 2010, Paperback, 442 Seiten, 13,95, ISBN 978-3-8025-8270-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Die Dhampir Magiere, der Halbelf Leesil, die Weise Wynn und der Elfen-Hund Chap lassen die Kriegsländer hinter sich und gehen den vagen Hinweisen zum Verbleib von Leesils Mutter Nein’a nach. Angeblich wurde sie von Elfen-Assassinen aufgegriffen und wird seither von ihnen gefangen gehalten. Die kleine Gruppe stößt sehr viel früher als erwartet auf einige Anmaglâhk, die ihnen versichern, dass man ihnen kein Leid zufügen, sondern sie zum ‚Ältesten Vater‘ geleiten will.

Leesil und seine Kameraden haben keine andere Wahl, als den Elfen immer tiefer in den Wald von Cher am an ‘Cróânan zu folgen. Allerdings sind die meisten ihrer Begleiter und auch jene, denen sie begegnen, alles andere als erfreut, dass der ‚Verräter‘ zurückgekehrt ist und auch noch Menschen mitgebracht hat. Der Älteste Vater hat jedoch Pläne, in denen Leesil eine wichtige Rolle spielt, und so sind die Gäste vorerst sicher.

Das ändert sich, als Magiere kurz die Kontrolle über sich verliert und die Elfen erkennen, was sie in Wirklichkeit ist. Da sie Vampire als ihre Feinde erachten und sie nicht von Dhampiren unterscheiden, obwohl Letztere keineswegs Untote sondern lebendige Wesen sind, entzieht der Älteste Vater ihnen allen seinen Schutz und will Anklage gegen sie erheben. Daran, dass Magire ein faires Urteil erwarten darf, glaubt niemand.


Die Protagonisten erreichen, nachdem sie einige gefährliche Abenteuer überstehen mussten, das Ziel ihrer Reise. Tatsächlich befindet sich Nein’a in der Gewalt der Elfen, deren Wald zu ihrem Gefängnis wurde. Es gibt aber auch Überraschungen für Chap, der von einem Rudel Elfen-Hunde mehr über sein eigenes Wesen erfährt und in Seerose eine Gefährtin findet. Leesil muss sich einem Ritual unterziehen, das von Bedeutung ist für das, was ihm das Schicksal zugedacht hat - und weit über das hinausgeht, was der Älteste Vater plant. Ihnen auf den Fersen sind weiterhin Massing Welstiel, Magieres untoter Bruder, und sein Helfer Chane, der ganz persönliche Gründe hat, an der Seite dieses Mannes zu bleiben.

Die Handlung ist sehr komplex: Es gibt mehrere Handlungsebenen beziehungsweise Schauplätze sowie viele Protagonisten. Selbst wenn sie scheinbar nur kleine Rollen besetzen, tragen sie ihren Anteil zum Geschehen und der Aufdeckung von Geheimnissen bei. Das Ausmaß dieser Einmischung wird mitunter erst zu einem späteren Zeitpunkt offensichtlich. Die Charaktere entwickeln sich weiter, was notwendig ist in Hinblick auf die Erwartungen, die andere und höhere Mächte in sie setzen. Die Kenntnisse und Fertigkeiten, die sie sich aneignen, lassen sie fast wie Superhelden erscheinen, doch müssen sie sich Gegnern stellen, die ihnen vieles voraus haben, so dass sie trotzdem meist ungewappnet wirken.

Obschon bislang jeder Band durchaus für sich gelesen werden konnte, verzahnen sich die Ereignisse immer stärker, so dass man von einem Quereinstieg abraten möchte. Außerdem macht die Lektüre einer Serie deutlich mehr Spaß, wenn man die einzelnen Romane in der richtigen Reihenfolge zur Hand nimmt, so dass man die Anspielungen und Folgen von Taten versteht, zumal nun auch immer öfter Hinweise fallen, die auf einen Drahtzieher im Hintergrund hindeuten.

Horror, Dark Fantasy, teils sympathische, teils interessante Charaktere und, trotz des Vorhandenseins klassischer Figuren der Fantastik (Elfen, Zwerge, Vampire etc.), unverbrauchte Themen zeichnen diese Serie aus. Sie mag stellenweise etwas langatmig erscheinen, doch werden so viele Details eingewoben, die wichtig für das Verständnis sind, dass man sich davon nicht ausgebremst fühlt.

Eine spannende Serie, die man jedem Freund von Titeln wie „Der Herr der Ringe“, „Elric von Melniboné“, „Die Prinzen von Amber“ oder „Der Herr der Nacht“ empfehlen möchte.