Marie Brennan: Im Refugium der Schwingen - Lady Trents Memoiren 5 (Buch)

Marie Brennan
Im Refugium der Schwingen
Lady Trents Memoiren 5
(Within the Sanctuary of Wings, 2017) 
Übersetzung: Andrea Blendl
Titelbild und Innenillustrationen: Todd Lockwood
Karte: Rhys Davies
Cross Cult, 2019, Taschenbuch, 400 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-95981-694-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Sicherlich könnte Marie Brennan ihre Aufzeichnungen von „Lady Trents Memoiren“ noch eine ganze Weile weiter treiben, aber mit dem fünften Band, „Im Refugium der Schwingen“, ist erst einmal Schluss, auch wenn sie sich natürlich immer noch ein kleines Schlupfloch offen lässt.

 

Nach ihren letzten Expeditionen könnte sich Isabella alias Lady Trent eigentlich zur Ruhe setzen, denn sie hat nun genug Geld und auch die Erhebung in den Hochadelsstand erlaubt ihr von nun an ein sorgenfreies Leben. Aber es genügt ihr auf Dauer nicht, sich mit Stiftungen zu beschäftigen, die vor allem die Bildungschancen junger Frauen verbessern, und ihre Funde weiter auszuwerten.

Deshalb horcht sie auf, als sie von einem aufsehenerregenden Fund bei den höchsten Gipfeln der Welt hört. Obwohl dieses Gebiet weit im Feindesland liegt und sie selbst schon eine Persona non grata in diesen Landen ist, wagt sie die gefährliche Reise, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen dass das Volk, von dem sie und die anderen bisher nur Ruinen, Artefakte und Schriftzeichen fanden, wirklich existiert hat und vielleicht sogar noch existiert.

Schließlich entscheidet das Schicksal, dass sie sich in das „Refugium der Schwingen“ verirrt, um dort die größte und wichtigste Entdeckung ihres Lebens zu machen, die Geschichte schreiben wird.


Noch einmal schöpft Marie Brennan aus dem Vollen und schreibt die Geschichte ihrer Heldin weiter, lässt sie jetzt die Entdeckungen machen, die sich schon im Verlauf der vorhergehenden Bände abzeichneten.

Immerhin entdeckte man damals mehrfach die Hinterlassenschaften einer ausgestorbenen Rasse, die wohl vor den Menschen die Welt beherrschte, nun konkretisieren sich die Hinweise und führen die Heldin wie auch die Leser in eine neue, sehr fremde aber nicht minder faszinierende Welt.

Wie immer nimmt sie sich die Zeit, alles ausführlich zu beschreiben, den Flair der alten Entdeckungsreisen wieder aufleben zu lassen, garniert mit dem Selbstverständnis viktorianischer Forschungsreisender.

Die Action ist diesmal etwas zurückgeschraubt, was aber nicht bedeutet, dass die Geschichte dadurch langweilig wird. Eher im Gegenteil. Gerade durch das Eintauchen in eine fremde Kultur merkt man als Leser gar nicht, wie die Seiten dahin fliegen, denn es gibt eine ganze Menge zu entdecken und vorzustellen - dabei bleibt sie immer glaubwürdig und nachvollziehbar, ohne jedoch den Hauch des Fremden zu verlieren. Immerhin findet damit die Heldin nun die letzten Beweise, die ihr dabei helfen, endlich von der bornierten Welt der männlichen Gelehrten anerkannt zu werden, auch wenn sie das eher amüsiert aber ziemlich zufrieden zur Kenntnis nimmt.

Die politischen Wendungen, die Isabella Trents Entdeckungen begleiten, werden eher am Rande abgehandelt, aber das passt auch eher zu der Ich-Erzählerin, die auf die Ereignisse eingeht, die ihr wichtig sind.

Auch dieser letzte Band weiß wieder gut zu unterhalten und in den Bann zu schlagen, da die Autorin ihre Abenteuer um Drachen und ihre Verwandten in ein atmosphärisches und glaubwürdig geschildertes historisches Setting versetzt, das auch Nicht-Fantasy-Fans begeistern könnte.

„Im Refugium der Schwingen“, der fünfte Band von „Lady Trents Memoiren“, schließt die Serie gelungen und mit einem Paukenschlag ab, auf den die Autorin seit dem ersten Band hingearbeitet hat. Noch einmal erweckt sie eine Welt zum Leben, wie sie auch die viktorianischen Forschungsreisenden im 19. Jahrhundert vor sich gesehen haben müssen: exotisch und voller Geheimnisse, die es zu ergründen gilt.