Neil Gaiman: Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. Juli 2010 20:54
Neil Gaiman
Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard
(Odd and the Frost Giants, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Steinhöfel
Mit Illustrationen von Brett Helquist
Arena, 2010, Hardcover, 116 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-401-06553-3
Carsten Kuhr
Midgard und die Asen, Wikinger und das ewige Eis, allein diese Worte lassen schon Bilder im Kopf entstehen, lassen uns glauben, zu wissen, um was es im neusten Buch aus Gaiman’scher Feder gehen würde. Natürlich, so nimmt der unbedarfte Leser an, muss es um Eroberung, um Krieg und Seefahrt gehen – doch, wie von Gaiman nicht anders zu erwarten, überrascht er seine Fans und solche die es werden wollen einmal mehr mit einer ganz eigenen, märchenhaften Handlung.
Tief in den Wäldern Midgards begleiten wir Odd, unseren jungen Protagonisten. Das Schicksal hat es wahrlich nicht gut mit ihm gemeint. Sein Vater starb, als er ein Pony aus rauer See rettete, ihm selbst fiel ein von ihm gefällter Baumstamm auf das Bein und zertrümmerte es. Seitdem wird er von seinem Stiefvater gehänselt und drangsaliert, fühlt sich noch mehr als ungewollter Außenseiter. Als der Winter so gar nicht weichen will, nimmt er reißaus. In der alten Waldhütte seines Vaters findet er Unterschlupf. Ein zutraulicher Fuchs führt den Jungen dann zu einem nahegelegenen Baum, in dessen Stamm sich die Pfote eines Bären auf der Suche nach leckerem Honig verfangen hat. Obwohl ihm sein gesunder Menschenverstand abrät, beschließt er den Bär aus der Falle zu befreien. Dass es sich bei den drei Tieren – zum Fuchs und Bär gesellt sich noch ein Adler hinzu – um die aus Asgard verbannten Götter handelt, erfährt unser mutiger Junge erst am nächsten Tag. Nachdem die Eisriesen die ewige Burg jenseits des Regenborgens übernommen haben, wird der Winter auch in Midgard nicht mehr weichen. Und so macht sich Odd zusammen mit Odin, Thor und Loki auf, die Eisriesen aus ihrem neuen Heim zu vertreiben ...
Neil Gaimans Werke erscheinen bei uns einträchtig verteilt bei Arena und Heyne. Dabei versucht insbesondere der Jugendbuchverlag immer, die Bücher besonders aus dem sonstigen Angebot hervorzuheben. Sei es, dass eine Metallkassette dem Buch beigegeben wird („Das Graveyard-Buch“) oder tolle, zum Inhalt passende Illustrationen beigesteuert werden, man merkt den Titeln an, dass sie mit Begeisterung und Liebe gemacht wurden. Dies ist vorliegend nicht anders. Der kurze Text – Gaiman ist im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen kein Schwafler, sondern setzt seine Worte sparsam, aber sehr bewusst und genau – wurde in ein ansprechendes Hardcover verpackt, und mit wunderbaren Illustrationen versehen. Für die Übersetzung konnte der Autor Andreas Steinhöfel gewonnen werden, so dass sich der Text wunderbar stimmig und flüssig liest.
Die Geschichte des verkrüppelten Helden selbst besticht durch seine innewohnende menschliche Wärme und den Mut und Ideenreichtum, der ihn auszeichnet. Dies macht Odd zur idealen Identifikationsfigur für Leser jeglichen Alters. Man schlüpft einfach gerne in diese sympathische Figur, die trotz aller Widrigkeiten und seines schweren Schicksal den Mut nicht verlassen hat. Als solches ist das Buch zu einem unschlagbaren Preis ein ideales Mitbringsel, verbindet eine märchenhafte Handlung mit eingängigen Charakteren und einer spannenden Handlung und verwöhnt den Leser darüberhinaus auch mit einer gelungenen optischen Umsetzung.