Malcom Pryce: Der letzte Tango in Aberystwyth (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. Juli 2010 18:59
Malcolm Pryce
Der letzte Tango in Aberystwyth
Louie Knight 2
(Last Tango in Aberystwyth, 2003)
Aus dem Englischen von Kathrin Mrgulla und Nadine Manchen
Titelgestaltung von Fotodesign Sigrun Lenk
Golkonda, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 232 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-3-926126-86-3
Christel Scheja
Malcolm Pryce lebte und arbeitete bis Anfang der 1990er Jahre in Großbritannien, ehe ihn die Unruhe packte und er ein wenig durch die Welt reiste. Dabei verschlug es ihn zuletzt nach Polynesien und Bangkok. Mittlerweile lebt er wieder in England und hat angefangen zu schreiben. Besondern verbunden scheint er sich dabei dem kleinen walisischen und real existierenden Dorf Aberystwyth zu fühlen, in dem seine Romane um Privatdetektiv Louie Knight spielen. Bereits in „Aberystwyth mon amour“ bewies der Anti-Held, dass er es an diesem Ort nicht gerade leicht hat, in dem es manchmal sehr magisch zugeht, aber doch letztendlich alle Bewohner sehr bodenständig sind.
„Der letzte Tango in Aberystwyth“ erklingt, als überraschend Dekan Morgan, der Inhaber eines Lehrstuhls für Bestattungswesen, in dem kleinen Dorf verschwindet. Zunächst macht man sich keine großen Gedanken, da dies schon mal passieren kann, dann aber bittet man Louie Knight, die Ermittlungen aufzunehmen, denn es könnte ja immerhin sein, dass dieser entweder der berüchtigten ‚Essen-auf-Rädern-Bande‘ zum Opfer gefallen ist oder die Druiden wieder ihre Finger im Spiel haben. Der abgehalfterte Privatdetektiv schließt nichts davon aus, aber schon bald gibt es andere Spuren, als er sich in der Unterwelt von Aberystwyth genauer umhört. Denn nun kommt ans Licht, dass der Vermisste einen Koffer mit unbekanntem Inhalt mit sich führte, der für den einen oder anderen interessant gewesen sein könnte. Wer ist der unheimliche Mann, den alle nur den ‚Raben‘ nennen und der ein Mörder sein soll? Und warum haben die Bauchredner eines ganz bestimmten Etablissements keine Lust, mit Louie Knight zu reden, nicht mal durch ihren Bauch? Schon bald erkennt der Privatdetektiv, dass weit mehr als nur eine Affäre mit einer Frau dahinterstecken könnte und der Dekan unter Umständen Teil einer viel größeren Verschwörung ist, deren Mitglieder es gar nicht mögen, wenn man ihr auf die Schliche kommt.
Wer die „Aberystwyth“-Romane ernstnimmt, ist selbst schuld, denn die Ereignisse und Figuren sind so verrückt und übersteigert, dass sie mit Realismus und Logik nichts mehr zu tun haben. Louie Knight ist eine augenzwinkernde Verbeugung des Autors vor den abgewrackten Helden des Crime Noir. Mit den Gestalten, die mit ihm zu tun haben, nimmt er allzu typische Verhaltensweisen der Briten und Walliser auf die Schippe und macht sich über Klischees und Archetypen lustig. Der schwarze Humor kommt nicht zu kurz, manchmal wird er sogar richtig gehend derb. Satirische Momente sind auf jeder Seite zu entdecken, und man kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. So nimmt man es Pryce auch nicht übel, dass er das Verbrechen eher simpel gestaltet und nicht unbedingt ganz logisch auflöst. Denn das ist auch nicht unbedingt das Hauptanliegen des Autors. Dieses scheint eher zu sein, dass man sich amüsieren soll, und diesen Anspruch erfüllt das Buch voll und ganz.
Aus diesen Gründen sei „Der letzte Tango in Aberystwyth“ all jenen empfohlen, die nicht immer nur düstere Geschichten über grausame Morde lesen wollen, sondern eben auch einmal „funny crimes“, wie der Reihentitel impliziert.