Arne Hoffmann: Unterwerfung - Sich einem anderen Menschen ganz und gar ausliefern (Buch)

Arne Hoffmann
Unterwerfung - Sich einem anderen Menschen ganz und gar ausliefern
Blue Panther Books, 2018, Hardcover, 110 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-880-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Arne Hoffmann, Verfasser zahlreicher Erotik-Ratgeber (und anderer Titel), wendet sich mit dem Sachbuch „Unterwerfung“ an Personen, die „sich einem anderen Menschen ganz und gar ausliefern“ wollen - genauer: an jene, die es genießen, sich ihrem Vertrauten oder ihrer Vertrauten in jeglicher Beziehung hinzugeben, die Verantwortung für das gemeinsame Spiel in seine oder ihre Hände zu legen, um sich dominieren, versklaven, züchtigen und erniedrigen zu lassen, körperlich und seelisch. Wie weit jeder dabei geht und seine Grenzen auszutesten bereit ist, ist eine sehr individuelle Entscheidung.


Das Buch wendet sich an eine devote Leserschaft mit keiner oder geringer Erfahrung - was natürlich nicht heißt, das Connaisseurs sämtliche dieser Ratschläge längst verinnerlicht haben und sie für dominante Partner nicht relevant seien, ganz im Gegenteil: Auch sie können noch Manches lernen, das ihnen hilft, sich selbst und den anderen besser zu verstehen, die eigenen Wünsche zu formulieren und auf die des anderen einzugehen.

 

Den eigenen Partner, sofern er keinerlei Interesse an solchen Spielen zeigt, darf man nicht dazu zwingen/manipulieren, indem man ihn ohne Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse rundum verwöhnt und ihn dadurch ‚faul‘ werden lässt oder ihn zur Weißglut reizt, um Schläge zu provozieren, denn beides strapaziert auf Dauer die Beziehung, weil der Devote doch nie auf seine Kosten kommen wird. Ob in Konsequenz durch den Verzicht oder das Ausleben der Wünsche mit einem anderen (mit oder ohne Einverständnis) die bestehende Partnerschaft langfristig hält, steht auf einem anderen Blatt.

Das Hauptanliegen des Autors ist allerdings die Sicherheit der devoten Person, die den geeigneten Spielpartner sucht. Er will nicht pauschalieren, dass alle Herren und Herrinnen manipulative Sadisten, Psychopathen oder Schlimmeres sind, doch das Risiko, an eine solche Ausnahme zu geraten, darf nicht unterschätzt werden. Darum ermutigt er seine Zielgruppe, sich unbedingt abzusichern, vor allem wenn man sich auf jemanden einlassen möchte, den man kaum kennt. Meint dieser es ehrlich, dann wird er oder sie dafür Verständnis zeigen und sogar mithelfen.

Zu den Ratschlägen gehört beispielsweise, dass man eine neue Bekanntschaft, die man für einen geeigneten Partner hält, das erste Mal auf neutralem Boden trifft unter der Voraussetzung, dass es an diesem Tag beim Kennenlernen bleibt. Auf diese Weise verhindert man, dass der praktisch Unbekannte die Wohnungsadresse erfährt, sich unter Umständen Zugang verschafft (‚um kurz aufs WC zu gehen‘) und man dann in eine Situation gedrängt wird, die man gar nicht (mit ihm oder ihr) wollte. Auch sollte man mit dem eigenen Wagen fahren, um nicht wegen eines verpassten Busses auf die Mitnahme angewiesen zu sein und wider Willen in einem einsamen Waldstück zu landen.

Im ersten Moment scheint das starker Tobak zu sein, aber sobald man sich solche Szenarien vor Augen führt, wird sofort klar, dass man nicht vorsichtig genug sein kann, wenn man jemanden trifft, den man bisher vielleicht nur über eMail kannte - und (elektronisches) Papier ist bekanntlich geduldig. Man weiß einfach nicht, ob sich der andere gut verstellen und etwaige dunkle Absichten verbergen kann.

Um auch das möglichst auszuschließen, wird empfohlen, im Gespräch einige unverfängliche Fragen zu etwaigen geplanten Spielen, Erfahrungen mit früheren Partnern, die sowohl positiv als auch negativ waren, persönlichen Grenzen etc. einzubauen und auf die Reaktion zu achten. Wird ausweichend oder gar nicht geantwortet, nimmt er oder sie Bedenken und Wünsche des anderen nicht ernst, müssen die Alarmglocken schrillen. Selbst wenn alles perfekt scheint, sollte man sich fürs erste (…) Mal rückversichern, indem man einen guten Freund einweiht, der die Adresse kennt und durch vereinbarte Anrufe klärt, ob wirklich alles in Ordnung ist.

Es gibt natürlich noch einiges mehr, was man bedenken sollte. Pannen können schließlich auch im Spiel passieren: dass man selbst oder der Partner ‚abstürzt‘, weil es eventuell trotz Absprachen zu Grenzüberschreitungen kam, mit denen man nicht zurechtkommt, da man sich selbst überschätzt hat. Oder wie man miteinander umgeht, wenn das Spiel vorüber ist. Oder was zu tun ist, wenn es zu Verletzungen kam.


Es ist ein schwieriges Thema, zu dem es keine alles abdeckenden Informationen gibt, doch zumindest diesen und andere Leitfäden, an denen man sich etwas orientieren kann, sowie Internet-Adressen, bei denen man Hilfe finden kann.

Wichtig, so Arne Hoffmann, ist bei lustvollen Dominanz-Spielen, dass man einander vertrauen kann. Dazu ist es notwendig, den anderen ernst zu nehmen, gegenseitig auf die jeweiligen Bedürfnisse einzugehen, stets auf Warnsignale zu achten und notfalls dem Geschehen eine andere Richtung zu verleihen oder es ganz abzubrechen, wenn etwas schiefläuft. Ernste und dauerhafte Verletzungen, physisch und psychisch, sind ein absolutes no go.

Gerade wenn man unerfahren ist, lohnt es sich, über Hilfe-Seiten und Chats sowie die entsprechenden Ratgeber wertvolle Hinweise einzuholen. „Unterwerfung“ ist in dieser Hinsicht eine gute Einstiegslektüre.