Gefangene Herzen 1 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 28. Juli 2010 21:32
Matsuri Hino
Gefangene Herzen 1
(Towaware no Minoue, 1999)
Aus dem Japanischen von Nina Olligschläger
Carlsen, 2010, Taschenbuch, 192 Seiten, 5,95 EUR, ISBN 978-3-551-75865-1
Irene Salzmann
Matsuri Hino konnte auch in Deutschland viele Fans um sich scharen durch apart gezeichnete Fantasy-Serien wie „Merupuri“ und „Vampire Knights“, sowie den Oneshot „Pirat gesucht!“. Nun erscheint bei Carlsen die fünfteilige Reihe „Gefangene Herzen“, eines ihrer ersten Werke, wie der Stil, der noch nicht so ausgereift ist wie bei späteren Titeln, deutlich macht. „Gefangene Herzen“ erinnert vage an die frühen Serien von Yuu Watase. Der erste Band enthält neben der Titelstory zwei weitere, davon unabhängige Geschichten und eine „Kleine Gebrauchsanweisung“ in der die Künstlerin in lustigen Bildern von sich und der Entstehung des Mangas erzählt.
Herr und Frau Kogami treten mit ihrer kleinen Tochter Suzuka eine ausgedehnte China-Reise an, von der sie nicht zurückkehren. Nachdem die Familie für tot erklärt wurde, fällt das Erbe dem treuen Butler Yoshimi Kuroishi und seinem Sohn Megumi zu. Die beiden leben mehrere Jahre in Saus und Braus, bis sie erfahren, dass Suzuka noch am Leben ist. Kuroishi holt das junge Mädchen sogleich nach Japan. Megumi ist davon alles andere als begeistert, denn er fürchtet, dass nun die Zeit des süßen Nichtstun und Studierens vorbei ist. Seinen Vater, der sich über das Auftauchen seiner Herrin riesig freut, versteht er überhaupt nicht. Doch dann kann Megumi seine Augen nicht von der burschikosen Suzuka wenden und will mit Leib und Leben ihr Diener sein. Wie ist dieser abrupte Sinneswandel möglich? Der Vater klärt ihn auf: Ein Fluch liegt auf den Kuroishis, der sie zwingt, für die Kogamis zu arbeiten. Als Suzuka davon erfährt, reist sie zurück nach China, denn sie möchte nicht, dass ihr Megumi gegen seinen Willen dient und die Freundschaft, die sie gern angenommen hätte, auf Zwang beruht. Aber der Junge kann sie nicht vergessen. Es scheint, als wäre mehr als nur ein unseliger Fluch an seinen tiefen Gefühlen schuld …
In „Unsanfte Wahrheit“ ist die Schülerin Io Ayase ständig auf der Flucht vor einem Stalker. Als der junge Lehrer Kuji-sensei dies bemerkt, bietet er ihr an, sie auf dem Heimweg zu begleiten. Für Io geht damit ein Traum in Erfüllung, denn sie ist schon seit einer Weile heimlich in ihn verliebt. Doch Kuji interessiert sich für eine Kollegin und möchte sich nicht mit einer Schülerin einlassen. Obwohl Io einen Korb bekommt, reagieren einige Klassenkameradinnen eifersüchtig, und auch der Stalker ergreift seine Chance …
„Gefrorene Zeit“ erzählt von Ayu Toshioka, die in ihren Mitschüler Yuji Takaya verliebt ist. Von klein auf sind sie zusammen, wenn auch nicht als Paar, und nun sollen sich ihre Wege trennen, da Yuji sich für ein Studium entschieden hat und nach Tokyo geht, während Ayu in der Heimat bleibt. Nun, so denkt sie, ist es eh zu spät, ihm ihre Gefühle zu gestehen …
„Gefangene Herzen“ ist ein durchaus treffender Titel für die Serie, denn die Protagonisten, auch die der Bonus-Storys, sind heimlich verliebt. Entweder behalten sie ihre Gefühle für sich, weil sie keinen Sinn darin sehen, über diese zu sprechen, oder sie gestehen ihre Liebe und erleben eine Enttäuschung. Dennoch nimmt die andere Person einen festen Platz im Herzen von Ayu, Io und Megumi ein, und die Zuneigung wird nicht geringer. In den Kurzgeschichten gibt es natürlich ein schnelles Happy End; in der Main-Story hingegen müssen die Betroffenen noch ein wenig länger um ihr Glück kämpfen.
Für Suzuka stellen Megumi und sein Vater sowie die Frau, von der sie in China wie die eigene Tochter aufgezogen wurde, die einzige Familie dar. An Liebe denkt sie vorerst nicht, zumal Megumi ständig zwischen ‚Diener‘ und ‚Freund‘ hin und her wechselt. Auch sein Vater sieht die Sache mit Skepsis, denn eine Verbindung zwischen Herrin und Butler gehört sich einfach nicht. Ob sich der Fluch aufheben lässt und Suzuka und Megumi ein Paar werden, verraten erst die nächsten Kapitel.
Matsuri Hinos Frühwerk reicht nicht an ihre späteren Serien heran. Man merkt, dass die Künstlerin noch nach ihrer eigenen Linie sucht und erste Erfahrungen mit einem einfachen und gängigen Thema sammelt. „Gefangene Herzen“ ist eine typische Liebesgeschichte mit Hindernissen, die im Schüler-/Studenten-Milieu spielt. Vage fließen einige Fantasy-Elemente mit ein, die jedoch nicht zwingend notwendig gewesen wären. Das Thema ist nicht neu, die Art und Weise, wie es aufbereitet wurde, spricht auch schon sehr junge Leserinnen ab 11 Jahre an und bietet dem reiferen Publikum wenig Neues. Als Matsuri Hino-Fan wird man den Fünfteiler vielleicht gern in der Sammlung haben wollen; ist man wählerischer, kann man auch darauf verzichten. Hat man Spaß an Titeln wie „Shishunki Miman“, „Marmalade Boy“, „Hana-Kimi“ oder „Shinobi Life“, wird man sicher gern einmal in „Gefangene Herzen“ hinein blicken wollen.