Gespenster-Krimi 1: Mörderbäume (Hörspiel)

Earl Warren (Vorlage), Markus Topf (Bearbeitung)
Gespenster-Krimi 1
Mörderbäume
Idee, Konzept & Regie: Christoph Piasecki, Patrick Holtheuer
Sprecher: Jürgen Holdorf, Christine Pappert, Uve Teschner u. a.
Titelbild: Kito Sandberg
Contendo Media, 2015, 1 CD, ca. 87 Minuten, ca. 6,99 EUR, ISBN 978-3-945757-01-7

Rezension von Elmar Huber

„Diese Gegend hier ist schon sehr lange vom Menschen besiedelt, wenn auch nicht besonders dicht. Schon als es noch eine Landverbindung zwischen England und dem Festland gab - in längst vergessener Zeit -, lebten hier Menschen. Ihre Priester beherrschten Dinge, von denen unsere Wissenschaftler heute noch nicht einmal träumen. Viel, viel später kamen die Kelten, immer noch vor der Zeitenwende, und ihre Druiden übernahmen das Erbe der Priester.“

Bei einer Fahrradtour durch das schottische Hochland geraten die drei Pfadfinder Fred, Elroy und Liam in einen seltsamen Teil des Waldes, der von den Tieren offenbar gemieden wird. Plötzlich erwachen die Bäume zum Leben und holen sich Elroy als Opfer.

Einige Wochen später sucht Elroys Schwester Vera Lorrimer die Gegend auf, angeblich um in ihrer Eigenschaft als Journalistin einen Artikel über die Gegend zu verfassen, doch in Wahrheit auf der Suche nach ihrem Bruder. Zumal schon jahrelang immer wieder Personen in dem sogenannten ‚Geisterwald‘ verschwunden sind. Sie muss feststellen, dass die Magie der Kelten und Druiden in der Gegend um Killamy noch sehr lebendig ist.

„Ich war in Killamy, einen Dorf hier in der Nähe, und habe mich ungehört. Oder vielmehr, ich habe es versucht. Sobald die Rede auf den Geisterwald kam, verstanden die Einheimischen mich nämlich nicht mehr oder hatten ganz dringend etwas Besseres zu tun.“


Bereits vor gut zehn Jahren hat Lübbe Audio - Im Zuge des „John Sinclair“-Erfolgs - sechs Folgen der Heftroman-Reihe „Gespenster-Krimi“ vertont. Offenbar wurde trotz des hohen Produktionsstandards, der dem der „Sinclair“-Hörspiele entsprach, und der durchweg positiven Hörer-Meinungen, nicht der erhoffte Erfolg erzielt, sodass die Produktion der Serie wieder eingestellt wurde. Mit freundlicher Genehmigung der Bastei Lübbe AG darf nun Contendo Media, bekannt für „Mord in Serie“, das „GK“-Label verwenden und darunter neue Hörspiele produzieren.

Für den Auftakt der neuen Reihe haben sich die Mannen von Contendo Media und Co-Produzent Audionarchie gleich eine echte „Gespenster-Krimi“-Folge als Vorlage hergenommen, nämlich den Band 138, „Mörderbäume“, der damals Brian Elliott als Autor auf dem Cover nannte. Später erschien der Roman noch zweimal mit der Autorenangabe Earl Warren, nämlich als „Dämonenland“ 20 bei Bastei und als „Geister-Schocker“ 68 bei der Romantruhe. Bei beiden Alias handelt es sich um Routinier Walter Appel.

Die leicht okkulte Story, der Handlungsaufbau und die Personen-Charakterisierung von „Mörderbäume“ versprühen tatsächlich das wohlige Flair vergangener Tage (der Roman ist aus dem Jahr 1976), auch wenn einige Modernisierungen, wie zum Beispiel der Einsatz einer Digitalkamera, vorgenommen wurden.

Die moderne Produktion und der namhafte Cast (unter anderem Jürgen Holdorf, Christine Pappert, Uve Teschner, Jürgen Thormann, Tobias Kluckert, Helmut Krauss, Volker Brandt) müssen sich jedoch vor den Lübbe-Audio-Hörspielen nicht verstecken. Mit dem hörbaren Ziel, eine anspruchsvolle Produktion abzuliefern, ist es allen Beteiligten gelungen, den ersten „Gespenster-Krimi“ in einem mustergültigen Zusammenspiel von Sprecherinnen und Sprechern, Musik, Effekten und Schnitt zu einem gelungenen Stück Ohren-Kino zu machen, das irgendwo zwischen „Dorian Hunter“ und den „Geister-Schocker“-Hörspielen von Romantruhe Audio anzusiedeln ist.

Lediglich das Skript hätte noch ein bis zwei Straffungen vertragen können. Manche Szenen sind schlicht unnötig, einige Dialoge zu sehr in die Länge gezogen. Empfindlich macht sich das ausgerechnet im aufgeblasenen Finale bemerkbar.

Das Layout wurde einem kleinen Facelift unterzogen, sodass das Reihenlogo ohne die bekannten Bastei-Zinnen auskommen muss. Über die neuen Titelbilder aus der digitalen Retorte kann man geteilter Meinung sein. In diesem speziellen Fall vermisst wohl niemand weder das grottige Originalcoverbild noch das ‚Remake‘ vom „Geister-Schocker“.

Trotz einiger Längen überzeugt der Start der neuen „Gespenster-Krimi“-Reihe mit zeitgemäßen Produktionswerten und einem namhaften Sprecher-Ensemble. Macht Lust auf weitere Folgen.