Anna Stephens: Das Erwachen der Roten Götter - Wächter und Wälfe 2 (Buch)

Anna Stephens
Das Erwachen der Roten Götter
Wächter und Wölfe 2
(Darksoul, 2018)
Übersetzung: Michaela Link
Blanvalet, 2018, Paperback, 478 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-7341-6131-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Das Erwachen der Roten Götter“ ist der zweite Band der Saga um „Wächter und Wölfe“ und schildert einen vertrauten Konflikt. Denn ein Bergvolk, das seine blutige Religion nicht aufgeben wollte und seinen Göttern bis zum heutigen Tage Menschenopfer darbringt, wird nun davon angetrieben, die in den Tälern und Ebenen lebenden und sesshaften Stämme ihrer Religion und Macht zu unterwerfen.

 

Rillrin, eine Sklavin die aus der grausamen und blutigen Welt entkommen ist, weil sie es dort nicht länger ausgehalten hat, brachte die Kunde zu den Wächtern. Doch es war bereits zu spät, denn auch im Tiefland ging die Saat der Roten Götter auf, Verrat ermöglichte es, dass die Klans der Berge in das fruchtbarere Land einfallen konnten.

Der Kampf konzentriert sich nun auf die Stadt Rillporin. Während die bereits gefangenen Menschen des Tieflandes unter der Grausamkeit der barbarischen Brüder leiden, gewinnen die Roten Götter immer mehr Macht durch einen jungen Seher, der zu schwach gewesen ist, um sich gegen die Finsternis die sie ausstrahlen, zu stellen. Die „Dunkle Dame“ und ihre Priester haben große Pläne mit ihm.

Und auch mit Rillrin, die zwar unter den Wächtern eine Heimat gefunden hat, nun aber auch wieder alleine da steht, weil die Barbaren ihre Zuflucht überrannt haben. Allerdings weiß sie nun auch, dass ausgerechnet ihr Bruder derjenige ist, der die wilden Krieger im Kampf anführt…

Was nun? Denn ausgerechnet jetzt hat auch Rillrin mehr denn je das Gefühl, dass es die Armee ausgerechnet auf sie abgesehen hat. Oder liegt es nur daran, dass sie schon wieder vor den Trümmern eines sicheren Heims steht?


„Das Erwachen der Roten Götter“ trägt seinen Titel zu Recht, denn die dunklen Gestalten scheinen auch persönlich präsenter zu werden und nicht mehr nur durch ihre Priester und andere erwählte Handlanger zu agieren. Allerdings sollte man „Das Ende des Friedens“ gelesen haben, denn die Autorin fängt dort an, wo sie im ersten Buch aufgehört hat und erklärt nichts weiter.

Wie schon dort ist die Handlung in viele verschiedene Erzählebenen und Handlungsschauplätze aufgeteilt, so dass man manchmal sehr aufpassen muss, um nicht den Faden zu verlieren. Daher gibt es auch keine direkten Hauptfiguren, die im Klappentext so hervorgehobene Rillrin kommt zum Beispiel erst in der zweiten Hälfte des Buchs vor und auch Dom ist nur einer von vielen. Stattdessen wird die Belagerung und der Fall der Stadt aus verschiedenen Ebenen geschildert, innere und äußere Kämpfe bestimmen das Geschehen, so dass mehr oder weniger immer etwas los ist. Auch spart die Autorin nicht an Grausamkeiten und Brutalität, um damit eine ganz bestimmte Zielgruppe anzulocken.

Die Geschichte ist allerdings eher klassisch und mit sehr vielen Klischees beladen. Zwar kann die Autorin das eine oder andere angenehm variieren, aber dennoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Handlung doch eher dünn bleibt und keine der Figuren wirklich an Profil gewinnt. Daher wird es den einen oder anderen Leser wohl eher kalt lassen, dass die Autorin gerade zum Ende hin die Weichen für den nächsten Band sehr gezielt stellt.

Alles in allem setzt sich der Eindruck fort, den man schon in „Das Ende des Friedens“ gewinnen konnte. „Das Erwachen der Roten Götter“ ist zwar eine solide Weiterführung, schafft es aber nicht, die Welt und die Figuren richtig zum Leben zu erwecken, da zu viele Handlungsebenen zwar einerseits für Spannung sorgen, andererseits aber nicht erlauben, dass irgendein Charakter oder Geschehen wirklich an Profil und Bedeutung gewinnt.