Bob Morane Reloaded 2: Der Ort, den es nicht gab (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 26. Februar 2019 10:52

Luc Brunschwig, Aurélien Ducoudray, Henri Vernes
Bob Morane Reloaded 2
Der Ort, den es nicht gab
(Bob Morane Renaissance 2: La Village qui n’existait pas, 2016)
Titelbild und Zeichnungen: Dimitri Armand
Übersetzung: Uwe Löhmann
Splitter, 2017, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-95839-534-3
Rezension von Elmar Huber
In Zanosha angekommen, wird Bob Moranes schwer verletzter Sekretär Victor in dem hochmodernen Krankenhaus der Stadt versorgt. Als Verbündeter Frankreichs ist Morane für Ming der Feind, der ihm nun freiwillig in die Falle gegangen ist. Doch sein Mut und seine Selbstlosigkeit bei Victors Rettung lassen Tanja, Mings Nichte und das offizielle Oberhaupt Zanoshas, zweifeln und zögern.
Nach einem Fluchtversuch findet sich Morane in Mings Villa wieder und muss erkennen, dass er von Präsident Oussman und Belfon nur benutzt wurde. Als Vermittler, dem die einfache Bevölkerung Nigerias vertraut, sollte er den Glauben an die Wirksamkeit von Belfons Lernhelmen stärken und der Firma damit die Exklusiv-Rechte an den seltenen Bodenschätzen des Landes sichern.
Teil 2 konzentriert sich auf Bob Moranes Aufenthalt in Zamosha, wo er sich quasi in den Händen des dubiosen Chinesen Ming befindet. Dieser sieht in dem Franzosen zunächst nur den Erfüllungsgehilfen der High-Tech-Firma Belfon, die das Land unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft förmlich ausplündert.
Mings Nichte, die Zeuge von Moranes Hilfsbereitschaft wurde, gelingt es, ihren Onkel zum Umdenken zu bewegen und Morane das Leben zu retten. Umgekehrt muss dieser erkennen, dass ihn Oussman und Belfon als ahnungslosen und verzichtbaren Erfüllungsgehilfen ohne Skrupel vor ihren Karren gespannt haben.
Schon durch die Konzentration der (Haupt-) Handlung an einem Ort ist Teil 2 des ersten Storybogens kompakter geraten, ohne die moralische Ambivalenz des Vorgängers vermissen zu lassen; Kenntnis von Band 1 ist natürlich Voraussetzung. Jede Fraktion hat für ihre Entscheidungen und Taten nachvollziehbare und durchaus auch hehre Motive, die hier vertieft werden. Dies spitzt sich sogar noch zu, indem Ming als dritte Partei mit eigener Agenda ins Spiel kommt und Morane den ‚Verrat‘ Oussmans vor Augen führt. Oussman will Bildung für sein Volk, Belfon die Schätze, die in Nigerias Erde schlummern, Ming tut alles, sein Volk zu schützen, und es ist unmöglich zu bewerten, was nun gut oder schlecht, ehrenhaft oder verwerflich ist.
In einer beeindruckenden Szenenfolge wird gezeigt, wie Ming das armselige Hüttendorf Zamosha durch seinen Intellekt, die richtigen Entscheidungen und nahezu unbemerkt von der Welt zu einer zukunftsweisenden Megacity aufgebaut hat, eben „Der Ort, den es nie gab“. Zusätzlich steuert die Geschichte auf ein gigantisches Finale zu, das großartige Schau-Werte liefert und damit noch einmal die Science Fiction streift.
In einer Parallelhandlung erfährt man etwas über das Schicksal von Moranes ehemaligem Kameraden William Ballantine, der nach den Anfangsszenen aus „Bob Morane Reloaded“ 1 dank seines eigenen Vaters im Gefängnis gelandet ist. Am Ende des Bandes ist Morane vogelfrei, um einige mächtige Feinde reicher und auf dem Weg, Ballantine zu Hilfe zu kommen. Eine Steilvorlage für die Folgebände.
Grandioser Abschluss des ersten neuen „Bob Morane“-Storybogens. Gleichzeitig hat man das Gefühl, dass es jetzt erst richtig losgeht.