Helmut Barz: Ein dreckiger Job: Seelenakte Frankfurt am Main (Buch)

Helmut Barz
Ein dreckiger Job: Seelenakte Frankfurt am Main
Feder & Schwert, 2019, Taschenbuch, 350 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86762-358-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Mein Name ist Eshr'e, man kennt mich aber, zumindest in der Menschenwelt, eher unter dem Namen Ludwig Ziffer. Seit 216 Jahren, genauer seit dem 28. April 1803, sammle ich schwarze Seelen. Ich bin ein Dämon, auch wenn ein Engel felsenfest behauptet, dass ich keiner sei.

Ich bin am Boden: Meine einzig wahre Liebe wurde ermordet, grausam gehäutet und ich bin schuld. Eine, nun, wie soll ich sie nennen, Freundin rät mir, mir meinen Kummer von der Seele zu schreiben. Also ist dies meine Biographie; nun eigentlich eher die Beschreibung meiner letzten glücklichen Tage auf Erden.

Ich sammle schwarze Seelen, ich sagte es ja schon. Und dies nicht erst seit gestern. Immer wenn ich auf eine schwarze Seele treffe, die Augen verraten die Übeltäter, gehe ich auf die Pirsch. Massenmörder, Kinderschänder und Perverse spüren als Letztes im Leben die Klinge meines Keramikmessers, bevor ich ihre aus dem Auge tröpfelnde Seele einfange.

Bei einer meiner Missionen treffe ich auf Chloë, eine junge, lebenslustige Frau mit einer weißen Seele und verliebe mich in sie. Dass um uns herum Menschen zu Tode kommen, die Mordarten gleichen den Taten meiner letzten gesammelten Seelen, fällt mir viel zu spät auf. Erst als meine Liebe ins Visier gerät, werde ich stutzig - und selbst zum Opfer…


Urban Fantasy, so nennt man die Unter-Art der Phantastischen Literatur, die uns in der Jetztzeit und der bekannten Realität gar merkwürdige Wesen vorsetzt. Dieses Mal sind es Engel oder Dämonen - oder keine dieser Wesen. Treffender könnte man die äußerst langlebigen und mit besonderen Kräften ausgestatteten Wesen als Seelensammler bezeichnen. Neben dem Ich-Erzähler lernen wir gleich noch seine Kollegin kennen, die sich um die weißen Seelen kümmert.

Im Zentrum der Erzählung steht zunächst die Tätigkeit unseres Sammlers. Dieser begibt sich, geschickt getarnt, auf die Spuren von Bösewichtern der besonders widerwärtigen Art. Und er sorgt dafür, dass diese ihre Verbrechen nicht länger ausüben können. Voller Elan und mit großer Routine ausgestattet, immerhin übt er seine Tätigkeit schon einige Zeit aus, sorgt Ziffer für ein wenig Gerechtigkeit und Sicherheit.

Das zieht den Leser geschickt in eine Handlung, die sich zunächst als Mischung aus Kriminal-Plot mit einigen übernatürlichen Einflüssen anbietet. Hier erreicht der Autor durch die moralisch gerechtfertigten Taten seines Protagonisten und dessen lakonischer Art des Berichts, dass man der Handlung gerne folgt. Zumal sich diese bis weit in die Hälfte des Buches hinein spannend und interessant anbietet.

Dann aber, spätestens mit Auftritt von Chloë, häufen sich logische Fehler und eine immer brutaler werdende Handlung. Dies passt nicht so recht zu der zuvor beschriebenen Erfahrung des Sammlers, zumal der Autor die Spirale immer weiter dreht. Ermordete Kinder, Neonazis, aktive Sterbehilfe, das organisierte Verbrechen  kaum ein Feld, das nicht beackert wird. Hier wäre weniger mehr gewesen. Das Finale erweist sich dann leider als total übersteigert und unglaubwürdig.

So bleibt bei mir der Eindruck eines wirklich interessanten Beginns, wobei sich der Autor mit zunehmender Dauer leider ein wenig vergaloppiert hat.