Wade H. Garrett: Ein Blick in die Hölle - Buch 5 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 21. Februar 2019 23:52

Wade H. Garrett
Ein Blick in die Hölle - Buch 5
(The Angel of Death, Teil 2)
Übersetzung: Iris Bachmeier
Titelbild: Arndt Drechsler
Festa, 2018, Paperback, 444 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Seit Jahrzehnten ist Seth unterwegs, um in eigenem Namen und ungewürdigt von denen, deren Geschäft er eigentlich erledigt, für ein wenig mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Während die so hochgepriesene US-Justiz die Verbrecher mit Samthandschuhen anfasst, und diese viel zu oft mit einem blauen Auge davon kommen lässt, ist Seth mehr alt-testamentarisch unterwegs. Die Presse verpasste ihm den Namen Todesengel - seine schuldigen Opfer wissen außer Schreien und leidvolles Stöhnen nicht mehr Viel von sich zu geben.
Dieses Mal hat Seth sich einen Journalisten ins Boot geholt. Er gibt ein Interview, doch, wie man es vom Todesengel gewohnt ist, bleibt es nicht dabei. Zusammen reisen sie in einer Art schmerzhaften Roadtrip quer durch die USA. Immer wieder berichtet Seth dabei von früheren Fällen, wie, warum und mit welchem Erfolg er Verbrecher hat büßen lassen. Zwar wiederholen sich die Abläufe, was Seth sich aber jeweils für seine Opfer hat einfallen lassen, das war schon sehr phantasievoll und mehr als schmerzhaft und demütigend für die, die sonst nur anderen weh tun.
Im Original sind bislang fünf Bücher erschienen, von denen nun drei Titel auch in der Übersetzung vorliegen.
Wie im ersten Teil des aufgrund des enormen Umfangs auf zwei deutsche Bücher verteilten Romans zeichnen sich die Berichte nicht nur dadurch aus, dass die Bösen endlich einmal etwas auf die Mütze bekommen, die lakonisch-trockene Art, wie Seth von den Vorkommnissen berichtet, hat auch unfreiwillig zynisch-humoreske Aspekte. Dies lockert die Lektüre auf und zieht den Leser in die Seiten.
Natürlich wiederholen sich die Handlungsabläufe, zwangsläufig treten gewissen Ermüdungserscheinungen auf. Da kann sich der Autor noch so perverse, verquere und absonderliche Folterungen ausdenken, irgendwann einmal erschlägt den Leser schon die schiere Masse der beschriebenen Heimsuchungen.
Dies spiegelt sich dann auch am Inhalt wider. Der Roman hat eigentlich keinen durchgängigen Handlungsbogen, sondern präsentiert sich mehr als Aneinanderreihung von Beschreibungen Seth’scher Rachekunst. Dies aber bietet dem Leser den Vorteil, das Buch peu a peu zu genießen, wenn man gerade ein paar Minuten Zeit hat. Auf diese Weise halten sich Ermüdungserscheinungen dann wiederum doch sehr in Grenzen.
Auch, und das ist bemerkenswert, versteht es Garrett immer wieder uns auch zu überraschen. Glaubte man schon alles Erdenkliche gelesen zu haben, da zaubert er dann doch wieder eine Strafe aus seinem Zauberbeutel, die für die Verbrecher nicht nur Demütigungen und Qualen bedeutet, sondern sie auch ein wenig Gerechtigkeit lehrt.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Selbstjustiz ist falsch, aber angesichts der unleugbaren Tatsache, dass Verbrecher scheinbar mit dem Rechtsstaat Achterbahn fahren können, so sie nur genügen Geld für versierte Anwälte ergaunert haben, dass immer wieder Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder frei aus dem Gericht laufen, wäre ein wenig mehr „Auge für Auge“ zur Abschreckung vielleicht gar nicht so schlecht.
Auffallend, dass Seth keine ethnischen Unterschiede macht. Schwarze werden ebenso gnadenlos heimgesucht wie beispielsweise die weißen Rednecks. Zwar spielt der Autor hier immer wieder recht gekonnt mit der Erwartungshaltung seiner Rezipienten, liefert zunächst stereotype Aussagen, nur um dann doch wieder zu überraschen. Der Todesengel kommt zu allen, gleich welcher Hautfarbe oder Religion.
Das Gebotene ist erneut deftig, brutal und blutig - eben das, was der Fan des Extrem-Horrors bei Festa sucht… und findet.