Dorian Hunter - Dämonen-Killer 1: Im Zeichen des Bösen, Ernst Vlcek (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 20. Februar 2019 09:44
Dorian Hunter - Dämonen-Killer 1
Im Zeichen des Bösen
Ernst Vlcek
Titelbild: Mark Freier
Bastei, 2018, Romanheft, 68 Seiten, 1,90 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Elmar Huber
„Ich habe Angst“, gestand Lilian. ‚Alles ist so unheimlich. Diese fremden Männer, die dasselbe Ziel haben wie du… Wie erklärst du es dir, dass sie alle zu gleichen Zeit den Wunsch verspürt haben, nach Asmoda zu fahren? Ausgerechnet in dieses unscheinbare Dorf an der jugoslawischen Grenze, das niemand kennt.“
Eine Gruppe von neun einander unbekannten Männern aus allen Teilen der Welt ist auf dem Weg nach Asmoda, einem unscheinbaren Dorf in der jugoslawischen Einöde. Jeden von ihnen überkam aus heiterem Himmel der Drang, diese merkwürdige Reise anzutreten. Bald offenbart sich eine weitere Gemeinsamkeit der Männer: Alle haben am selben Tag Geburtstag. Eine Tatsache, die Lilian Hunter, die als einzige Frau ihren Ehemann Dorian begleitet, in höchstem Maße alarmiert.
In Asmoda angekommen wird der Gruppe ein Quartier verweigert, und es bleibt den Reisenden nichts anderes übrig, als dem schwachsinnigen Vukujev zum nahegelegenen Schloss der Gräfin Anastasia von Lethian zu folgen, die die Neuankömmlinge schon erwartet hat. Zudem eröffnet ihnen ihre Gastgeberin, dass alle neun Männer ihre Kinder sind, die sie mit dem Satan gezeugt und menschlichen Frauen untergeschoben hat. Hinter den menschlichen Masken verbergen sich Vampire, Werwölfe, Trolle, Ghoule und andere Wesen der Finsternis.
Nur Dorian Hunter fühlt sich fehl am Platz, auch wenn er sich aus akademischer Sicht mit Hexenjagden beschäftigt hat. Seine Brüder wenden sich gegen den ‚Verräter‘, doch Dorian kann sich, dank seiner Studien, effektiv zur Wehr setzten und aus dem Schloss fliehen. Doch die Schrecken dieser Nacht kosten Lilian den Verstand, und Dorian Hunter schwört Rache an allen Dämonen.
„Dorian drückte die Tür leise ins Schloss und ging den Korridor hinunter. Raunen, Wispern, Keuchen und Röcheln umgaben ihn. Als er jedoch stehenblieb und lauschte, vernahm er nur das Heulen des Windes, der durch die Ritzen und Spalten pfiff. Doch kaum setzte er sich wieder in Bewegung, da hörte er erneut die unheimlichen Geräusche. Das Raunen schien direkt aus dem Gemäuer zu kommen; als ob dort Wesen hausten, die sich in ihrer überirdischen Sprache über ihn unterhielten.“
„Dorian Hunter – Dämonen-Killer“ oder früher etwas markiger nur „Dämonenkiller“ - gilt inzwischen als eine der ganz großen Horror-Romanserien, was sicherlich auch diversen Neuauflagen und der Fortführung im Zaubermond Verlag geschuldet ist. In großem Maße sicherlich auch der bahnbrechenden Hörspielserie von Zaubermond-Audio.
Erstmals erblickte Dorian Hunter am 17. Juli 1973 im „Vampir Horror Roman“ 23, „Im Zeichen des Bösen“, das Licht der Kiosk-Welt. Nun, 45 Jahre später (!), kehrt der Dämonenkiller mit exakt demselben Heft (inklusive vermutlich einiger textlicher Anpassungen), als „Dorian Hunter – Dämonen-Killer“ 1 in den Kiosk- und Bahnhofsbuchhandel zurück. „Dorian Hunter“ als Taschenbuch und Hörspiel sowie die Spin-off-Serie „Das Haus Zamis“ findet man übrigens unter www.zaubermond.de.
Falls es so etwas gibt, gehört „Im Zeichen des Bösen“ zu den absoluten Klassikern des „Heftchengrusels“. Autor Ernst Vlcek (der unter anderem auch bei „Perry Rhodan“ sehr aktiv war) steigt schon gleich mitten in die Handlung ein, sprich, in einen klapprigen Autobus, der im österreichisch-jugoslawischen Niemandsland einem verschlafenen Nest mit dem symbolhaften Namen Asmoda entgegensteuert. Dem Busfahrer kann es nicht schnell genug gehen, die Dorfbewohner glänzen mit Ablehnung, und das Faktotum des Örtchens, der Dorftrottel, führt die merkwürdige Runde zum Schloss einer geheimnisvollen Gräfin.
All dies ist sehr stimmungsvoll geraten, aus heutiger Sicht etwas altmodisch, was den geneigten Leser keinesfalls abschrecken sollte. Die unerklärliche und irgendwie gruselige Tatsache des gleichen Geburtstags der Männer sorgt außerdem für eine rätselhafte und latent bedrohliche Atmosphäre.
„Im Zeichen des Bösen“ ist ein Hammer-Film als Groschenheft. Nicht allein wegen der stimmungsvoll beschriebenen Örtlichkeiten, auch weil Dorian Hunter sich später mit behelfsmäßigen Waffen zur Wehr setzen muss - selbstgebastelte Kreuze aus Stuhlbeinen, Feuer, etc. - und keine ‚allmächtigen‘ Waffen im Jackenärmel versteckt hat wie andere Geisterjäger-Kollegen.
Nach der ‚Enthüllung‘ kippt die Stimmung allerdings deutlich und wird einem schier unübersichtlichen Tohuwabohu von Action-Szenen geopfert, in dem sich Dorian Hunter gegen seine schwarzen Brüder zur Wehr setzen muss. Doch auch mit diesem Twist vom psychischen zum physischen Horror ist „Im Zeichen den Bösen“ als Serien-Auftakt außerordentlich gut gelungen und hat schon allein mit Dorians acht dämonischen Brüdern jede Menge Anknüpfpunkte im Gepäck, die sich weiter verfolgen lassen.
Als Covermotive für die Romanhefte dienen (teilweise gespiegelt) die düsteren Grafiken, die Mark Freier für die „Dorian Hunter“-Hörspiele und -Bücher erstellt hat und die bestimmt nicht ganz unschuldig am Erfolg der Hörspielserie sind.
Zu Recht einer der großen (Grusel-) Romanheft-Klassiker in neuem Gewand.