Bob Hobbs: Die Magie der schwarzen Kunst – Hexen und ihre Zauberwelten malen und zeichnen (Buch)

Bob Hobbs
Die Magie der schwarzen Kunst
Hexen und ihre Zauberwelten malen und zeichnen
(Dark Art – Draw and Paint Witches and Their Worlds,2009)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Hanne Henniger
Titelbild und Illustrationen von Bob Hobbs und anderen
Edition Michael Fischer, 2009, Hardcover, 128 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-939817-41-3

Christel Scheja

Schon seit einigen Jahren gibt die Edition Fischer nicht nur allgemeine Ratgeber zum Thema Zeichnen und Malen heraus, sondern auch ganz spezielle Werke, die sich in erster Linie mit der Darstellung von Wesen, Landschaften und Settings in den phantastischen Genres auseinandersetzen, speziell in der Fantasy und Science Fiction. Die Bücher richten sich dabei weniger an die Anfänger, die das ganze nur aus Spaß betreiben möchten, sondern vielmehr an diejenigen, die daran denken, das ganze etwas ernsthafter und leidenschaftlicher zu betreiben und vielleicht sogar Geld damit zu verdienen. Aber auch wer dieses Ziel nicht hat, findet viele interessante Informationen und erhält einen kleinen Einblick in die Szene und die Arbeitsweise aktiver Künstler.

„Die Magie der schwarzen Kunst – Hexen und ihre Zauberwelten malen und zeichnen“ von Bob Hobbs gehört zu dieser Kategorie. Der Künstler ist nicht nur in Ausstellungen aktiv, sondern hat auch schon Buchcover und andere Publikationen gestaltet. Man merkt, dass er sich sehr intensiv mit der Welt der Hexen beschäftigt hat, denn dem eigentlichen Praxisteil ist ein ausführliches Essay vorangestellt, in dem er sich über Hexen in Mythologie, Vergangenheit und Gegenwart auslässt und die verschiedenen Facetten vorstellt. Es gibt schließlich nicht nur das bucklige und hässliche Weib aus den Märchen, dass nichts besseres zu tun hat, als andere zu verwünschen oder aber kleine Kinder zu fressen, sondern auch viele andere Ausprägungen – angefangen mit den bizarren Zauberinnen der Feen bis hin zu den exotischen Voodoo-Priesterinnen. Auch die männlichen Hexen werden nicht vergessen. Bevor er zu einigen archetypischen Figuren kommt, stellt er die kleinen Details vor, die Hexen und Zauberern eine bestimmte Aussage geben – wie etwa Amulette und Zeichen auf und an der Kleidung, das Handwerkszeug, zu dem Zauberstäbe, Kelche und Messer gehören, typische Gewandungsteile, die auch heute noch gerne getragen werden – sei es nun zu Halloween oder in echten Ritualen. Er zollt dabei natürlich auch den Klischees Respekt, die für viele nicht ganz so eingeweihte Betrachter eine Gestalt erst zu einem Schadenszauberer oder eine Hexe machen.

Nach diesen Elementen folgt ein kleiner Zeichenexkurs, der speziell auf das Thema ausgerichtet ist. So unterliegt das Farbenspektrum einem bestimmten Auswahl, um die für die Gestalt passende Atmosphäre zu erzeugen – so wird eine Vampir- oder Gespensterhexe sicherlich nicht in poppigen Neontönen daher kommen, sondern eher in Leichengrün, modrigem Braun und verwaschenen Grautönen. Er zeigt auch, wie unterschiedlich Gegenstände bei wechselnder Beleuchtung aussehen und was man bei Perspektive und Komposition beachten sollte. Bei den vorgestellten Figuren trifft er eine Auswahl, die momentan vor allem in der Gothic-Art beliebt ist: Finstere Hexen beiderlei Geschlechts, die geradewegs den Märchen entsprungen zu sein scheinen bis hin zu den Gestaltwandlerinnen, die eng mit Wölfen oder Spinnen verbunden sind, eine moderne Goth-Hexe, aber auch eine keltische Druidin und eine Zauberpriesterin des Voodoo. Zuletzt stellt er noch typische Settings und Hintergründe vor, eine Galerie mit Bildern anderer Künstler schließt das Buch ab.

Man merkt, dass Bob Hobbs mit viel Leidenschaft am Werk ist und seinen Lesern zu vermitteln versucht, was für ihn bedeutsam und wichtig an der Darstellung von Magie und Hexen ist. Dabei geht es weniger darum, dass man lernt, die vorgestellten Motive perfekt zu zeichnen, sondern sich zu verinnerlichen, welche Elemente und Details erst die entsprechende Atmosphäre erzeigen und dem Betrachter signalisieren, was man da vor sich hat – eine lebensbejahende keltische Druidin oder vielleicht eine düstere Maleficia-Hexe, die sich nicht scheut, Menschen zu verderben. Selbst bei den Figuren erklärt er weniger Anatomie als Haltung, Mimik als die Gestaltung eines Gesichts. Deshalb sollte man schon ein wenig Ahnung vom Zeichnen haben und nicht ganz unbeleckt sein. Natürlich ist das Essay zu Anfang sehr oberflächlich, gibt aber eine gute Übersicht über das Thema und hilft Laien wie Profis, sich näher mit ihm zu beschäftigen und die Umsetzung besser zu verstehen. Gerade wenn man bisher noch nicht in dem Bereich gearbeitet hat, nun aber ein entsprechendes Werk für einen Kunden erstellen soll, findet man auch als erfahrener Grafiker wichtige Hinweise, wie man Hexen und Zauberer glaubwürdig gestalten kann. Hobby-Künstler hingegen finden wertvolle Details und anregende Inspirationen, mit denen sie ihre Bilder aufwerten können, gerade wenn sie vorher noch keine große Ahnung von den mythologischen und esoterischen Grundlagen hatten. Und selbst wenn man die Anregungen nicht praktisch umsetzt, weil man selbst nicht zeichnet, bekommt man durch „Die Magie der schwarzen Kunst“ eine interessante Mischung aus Sachbuch und Bildband in die Hand, durch den man die Fantasy-Kunst auch einmal durch ganz andere Augen betrachten kann und wird. Dazu kommt der lockere und unterhaltsame Stil des Autors, der weit entfernt von sachlichen aber staubtrockenen oder Fachwörtern durchsetzten Erörterungen ist.

„Die Magie der schwarzen Kunst – Hexen und ihre Zauberwelten malen und zeichnen“ ist mehr als nur ein einfacher Ratgeber für diejenigen, die gerne zeichnen. Gerade weil sich Buch viel intensiver und detaillierter mit dem Thema beschäftigt, bietet es all jenen unter den Fantasy- und Horror-Fans viele Informationen und Beispiele, die Illustrationen und Bilder nicht einfach nur genießen, sondern auch besser zu verstehen.