Jules Verne - Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg 1: Entführung auf hoher See (Hörspiel)

Markus Topf (nach Motiven von Jules Verne)
Jules Verne - Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg 1
Entführung auf hoher See
Sprecher: Christian Brückner, Sascha Draeger, Annina Braunmiller-Jest u.a.
Musik: Alexander Schiborr, Michael Donner
Titelbild: Mark Freier
Maritim, 2015, 1 CD, ca. 60 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-945624-61-6

Rezension von Elmar Huber

„Seit einiger Zeit begegnen Schiffe auf hoher See immer wieder einem riesigen Wesen, unendlich größer und schneller als ein Walfisch. Es soll einige der Kutter gerammt haben. Einer von ihnen ist sogar gekentert und schließlich untergegangen. Einige Seeleute verloren dabei ihr Leben.“

Nur wenige Wochen nach seiner Weltreise in 80 Tagen erhält Phileas Fogg Besuch von Louise Aronnax, der Tochter des Naturgeschichtsprofessors Pierre Aronnax, der auf der Suche nach einem angeblichen Riesenwal auf hoher See verschwunden ist.

Ihr Appell an die Ehre und den Entdeckergeist des Abenteurers verfehlen ihre Wirkung nicht, und so erklärt sich Fogg bereit, mit seiner Frau Aounda und seinem Diener Passepartout die Suche nach dem Professor aufzunehmen.

Sie begeben sich an Bord der „Abraham Lincoln“, auf der auch der Professor gereist ist, und die erneut in See sticht um das geheimnisvolle Tier, das immer wieder wahllos Schiffe angreift, aufzuspüren und zu töten. Kurz nachdem Phileas Fogg auf dem Schiff Anzeichen für eine Entführung des Professors entdeckt hat, kommt es tatsächlich zur Sichtung des sagenhaften Untiers, das die „Abraham Lincoln“ nun angreift und zum Kentern bringt.

Dabei erweist sich das vermeintliche Monster als stählernes Unterseeboot namens „Nautilus“. Das Ehepaar Fogg und Passepartout werden an Bord genommen und dem Kapitän vorgestellt, ein exzentrischer Inder, der sich Nemo nennt und der mit diesem, von ihm konstruierten U-Boot, im eigenen wissenschaftlichen Auftrag die Weltmeere bereist. Tatsächlich befindet sich auch Professor Aronnax an Bord, in dem Nemo einen Verwandten im Geiste sieht.

Aronnax ist soweit von Nemos Idee und Forschergeist vereinnahmt, dass eine Rückkehr nach Frankreich für ihn nicht mehr infrage kommt. Und auch seinen neuen ‚Gästen‘ verweigert der Kapitän eine Rückkehr, um eine Bekanntwerden seiner Erfindung zu verhindern.

„Mit aller Kraft klammerten sich die drei Schiffbrüchigen an das vermeintliche Treibgut, das sich nun mit ungeheurer Macht aus dem Meer erhob. Phileas Fogg traute seinen Augen nicht. Unter ihnen teilte ein stählerner Leviathan die Wogen. Ein Unterseeboot aus schwarzem Stahl, mit unzähligen Bullaugen und Kanonenschächten bewehrt. Und das rettende ‚Wrackteil‘, an dem Fogg und seine Begleiter hingen, entpuppte sich als die höchste Zinne eines Turmes, der aus dem eiserneren Rücken des Ungetüms herausragte.“


Kaum sind die neuen Rechte- und Besitzverhältnisse bei Maritim unter Dach und Fach, legt das Label mit großartigen neuen Serien los. Dabei hat man noch nicht einmal das Gefühl, dass sich Maritim unbedingt neu erfinden will, sondern einfach seine Tugenden, die es einst zum größten EUROPA-Konkurrenten gemacht haben, poliert hat und dabei nicht kleckert, sondern klotzt. In der phantastischen Abenteuerserie „Jules Verne - Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg“ macht man nun den Weltreisenden Phileas Fogg - ähnlich wie Oscar Wilde in „Wilde & Holmes - Sonderermittler der Krone“ – zu einer Art Detektiv, der in abenteuerlich-exotischen Settings ermittelt, wobei immer wieder Motive aus Jules Vernes Romanen eingebaut werden. Und nicht nur das; im Lauf der Serie wird das Konzept weiter ausgedehnt, und Fogg trifft auf historische wie literarische Zeitgenossen, so dass man unwillkürlich an Alan Moores „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ erinnert wird. Ursprüngliche sollte die Serie auch „Jules Verne & Co.“ heißen.

Diese erste Folge hält sich noch relativ eng an den Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“, nur dass sich Professor Aronnax bereits auf der „Nautilus“ befindet und Phileas Fogg samt Ehefrau und Diener den Weg des Wissenschaftlers wiederholen.

Die Hauptpersonen können den Hörer schnell für sich vereinnahme:. Sascha Draeger als Abenteurer und Ehrenmann Phileas Fogg, Annina Braunmille-Jest als selbstbewusste Aounda und Marius Clarén als Passepartout - deutlich weniger mutig, aber dafür äußerst dienstbeflissen -, der vorwiegend für den Humor verantwortlich ist. Dazu Klaus-Dieter Klebsch als Kapitän Nemo, Marie Bierstedt als Louise Aronnax, und selbst die Nebenrollen sind mit Helmut Krauss, Sascha Rotermund, Lutz Mackensy und so weiter namhaft besetzt. Jules Verne höchstselbst fungiert, mit der Stimme von Christian Brückner, als Erzähler der Abenteuer, die die Spielszenen sehr atmosphärisch noch vertiefen.

Als Autor konnte der erfahrene Markus Topf („Mord in Serie“, „Gespenster-Krimi“) gewonnen werden, der sich staffelweise mit seinem Kollegen Marc Freund („Professor van Dusen - Die neuen Abenteuer“, „Gespenster-Krimi“) abwechseln soll. Beide sind Autoren, die die Mechanik eines Hörspiels beherrschen und stets schlanke und gut funktionierende Skripte abliefern. Für die dramatische Auffütterung zeichnet das Studio WinterZeit verantwortlich, das für die Nachproduktion gewohnt erstklassige Arbeit abliefert.

So ist „Entführung auf hoher See“ schönstes Abenteuer-Garn, phantastisch in Szene gesetzt mit einer unaufdringlichen Geräuschkulisse und filmreifer Musik. Dazu ein exklusives und phantastisches Covermotiv und -design von Mark Freier.

Grandioser Start einer der neuen Maritim-Serien. Schönstes und perfekt inszeniertes Abenteuer-Garn nach Motiven von Jules Verne.