Die geheimnisvollen Fälle von Edgar Allan Poe und Auguste Dupin 1: Insel der tödlichen Rätsel (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 17. Januar 2019 23:11
Markus Duschek
Die geheimnisvollen Fälle von Edgar Allan Poe und Auguste Dupin 1
Insel der tödlichen Rätsel
Sprecher: Douglas Welbat, Manfred Lehmann, Uve Teschner u.a.
Titelbild: Mark Freier
Maritim, 2018, 1 CD, ca. 73 Minuten, ca. 7,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
„Orte, so erlebte es Poe nicht zum ersten Mal, denen spürbar die Anwesenheit von Menschen abging, wirkten wie tot und nicht von dieser Welt. Den lähmenden Eindruck, sich unvermittelt in einer aus den Tiefen seiner Albträume emporgestiegenen Schreckensdimension zu befinden, konnte der amerikanische Schriftsteller beim Anblick des nebelverhangenen, vereinsamten Hafens nur mit größter Mühe abschütteln.“
Ein geheimnisvoller Brief lockt Auguste Dupin und Edgar Allan Poe auf ein einsames Eiland, das nur „le crâne - Der Totenkopf“ genannt wird, und auf dem ein junges Mädchen spurlos verschwunden sein soll.
Ganz abgesehen von einem Fischmonster, das auf der nebelverhangenen Insel sein Unwesen treibt und für das Verschwinden der gesamten, wenn auch überschaubaren Inselbevölkerung verantwortlich sein soll. ‚Begrüßt‘ werden sie von der Leiche ihres Auftraggebers, die an den Segelmast eines Fischerbootes gebunden wurde. Ein in Reimen verfasstes Dokument aus der Jackentasche des Toten schickt die Besucher auf eine Schnitzeljagd über die angeblich menschenleere Insel. Ein verhängnisvolles Spiel, dessen Motiv offensichtlich in Dupins privater Vergangenheit liegt.
„Während Dupin mit in sich gekehrtem, voll konzentriertem Blick voranschritt und seine Umgebung gar nicht wirklich wahrzunehmen schien, meinte Poe bei jedem Knacken im Gebüsch, den tödlichen Atem des Ungeheuers in seinem Nacken zu spüren, vor dem sie der Fischer Moulin eindringlich gewarnt hatte.“
Mit „Insel der tödlichen Rätsel“ werden die Abenteuer von C. Auguste Dupin und seinem Chronisten Edgar Allan Poe aus der Romantruhe-Audio-Reihe „Sherlock Holmes & Co.“ ausgekoppelt und nun als eigenständige Serie vermarktet. Mit den schmucken und mysteriös-stimmungsvollen Covermotiven von Mark Freier versehen, tritt die offensichtliche Ähnlichkeit zu „Wilde & Holmes“ noch viel augenfälliger zutage als ohnehin schon aufgrund des gleichartigen Settings und Handlungsgerüsts - und natürlich wegen des Zusammenwirkens eines historischen und eines fiktiven Charakters. Auf der Winterzeit-Webseite wird auch ganz richtig von einer Schwesterserie gesprochen, und Fans der beiden „Sonderermittler der Krone“ können bedenkenlos zugreifen.
Als Neuhörer dauert es einige Minuten, sich zu orientieren. Auch werden im Laufe der Handlung einige ältere Fälle genannt, die man jedoch nicht unbedingt kennen muss, um die Geschehnisse nachvollziehen zu können. Ist man erst einmal in der Geschichte drin, befindet man sich gemeinsam mit den beiden Protagonisten unversehens auf einer geheimnisvollen Jagd mit unklarem Ausgang.
Mysteriöse Rätsel führen zu immer neuen Hinweisen, und über allen schwebt die Gefahr in Gestalt eines Monsters, das die Bewohner der kargen Insel getötet haben soll. Darüberhinaus ist es den beiden Helden nicht so einfach möglich, das unwirkliche Eiland zu verlassen, so dass sie gezwungen sind, der rätselhaften Spur immer weiter zu folgen. Zu dieser Zwangslage, in der sich Poe und Dupin befinden, kommt das latent bedrohliche, menschenverlassene Umfeld und die wachsende Erkenntnis, dass der Initiator dieses Spiels eine persönliche Rechnung mit Dupin offen hat.
Um dies alles so stimmungsvoll und gewandt zu verknüpfen, hat Autor Markus Duschek („Viola Axton“, „Mindnapping“, „Dreamland Grusel“, „Gespenster-Krimi“) wirklich hervorragende Arbeit geleistet.
So bietet das ‚erste‘ Abenteuer von „Poe & Dupin“ gleich einen ungewöhnlichen Fall, der alle Fans historischer Mystery-Thriller gleich für sich vereinnahmen dürfte.
Bei der stimmlichen Besetzung konnte man sich in der A-Liga bedienen. Lediglich Manfred Lehmann, die Synchronstimme von unter anderem Bruce Willis und Kurt Russell, als körperlichen Aktivitäten abgeneigter August Dupin ist gewöhnungsbedürftig, sieht man doch im ersten Augenblick einen Action-Helden vor dem geistigen Auge. Doch die Gewöhnung gelingt, und Uve Teschner als weit jugendlicher klingender Edgar Allan Poe ist ohnehin eine sichere Bank.
Hervorragender ‚Einstieg‘, der absolut Lust macht auf die weiteren Folgen. Für alle Fans von „Wilde & Holmes“ eine eindeutige Empfehlung.