Art of DC - Die hohe Kunst der Comic-Cover (Buch)

Art of DC - Die hohe Kunst der Comic-Cover
Titelbild: Darwyn Cooke
Panini, 2018, Hardcover, 196 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0472-0

Rezension von Irene Salzmann

Das Cover eines Buchs muss ein Blickfang sein, um sich aus der Masse anderer Bücher hervorzuheben und den potentiellen Leser neugierig zu machen. Das gilt insbesondere für Comics, bei denen man nicht bloß eine spannende Story sondern auch ansprechendes Artwork wünscht. Ist das Titelbild großartig, wächst allerdings auch die Erwartungshaltung - und nichts ist enttäuschender, als wenn die Zeichnungen im Innenteil qualitativ überhaupt nicht an das Cover heranreichen, womit gerechnet werden muss, wurden Titelbild und Inhalt von verschiedenen Künstlern gestaltet.

Eine weitere Aufgabe des Covers ist, dem Leser einen kleinen Hinweis zu liefern, was ihn in der Story erwartet, ohne zu viel zu verraten. Freilich werden oft auch falsche Hoffnungen geweckt, wenn ein Illustrator um der Wirkung willen sein Motiv freier gestaltet. Man denke zum Beispiel an den scheinbaren Tod eines Helden, der auf dem Titelbild dramatisch inszeniert wird, und dann war es lediglich ein Doppelgänger, ein vorgetäuschter Sterbefall, ein Albtraum oder sonst etwas.

Für die eingefleischten Sammler haben sich die Verlage außerdem die Variant Cover ausgedacht. Zu besonderen Ereignissen wie ein Jubiläum, ein Serien-(Neu-)Start, ein Film, ein Con und so weiter lassen sie limitierte Sonder-Cover drucken-– manche wurden eine Zeit lang sogar veredelt mit Rundumbildern, Metallic-Optik, Hologrammen und anderen Raffinessen -, von denen man sich mit etwas Glück das persönliche Lieblingsmotiv aussuchen oder auch alle erstehen kann.


Im vorliegenden großformatigen Hardcover-Album „Art of DC - Die hohe Kunst der Comic-Cover“ darf der Betrachter eine Auswahl ansprechender Cover aus den Jahren 2011 bis 2015 bewundern, darunter weitgehend textlose Titelbilder einschließlich solcher, die nicht nach Deutschland gelangt sind.

Nicht selten greifen die Titelbilder moderne Trends auf: Warum sollten nicht auch Superhelden ein Smartphone besitzen und zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten Selfies schießen und ihr Umfeld damit nerven? Oder Halloween feiern und dabei zu Zombies und anderen Monstrositäten mutieren?

Ferner entstanden Cover zu Geschichten mit simpel und sehr comichaft gestalteten Versionen der Helden, die den animierten Charakteren nachempfunden wurden, und Motive, die Crossover mit den Looney Tunes zeigen, sowie Storys, in denen die Figuren in ein anderes - beispielsweise das viktorianische (Steampunk) - Zeitalter verlagert oder nach bekannten Filmplakaten in Szene gesetzt wurden.

Weitere Themen sind die namhaften Helden an sich, deren Abenteuer seit Jahrzehnten die Comic-Leser zu fesseln vermögen, darunter die verschiedenen Green Lanterns in Aktion mit anderen Charakteren, sowie schöne Heldinnen im Pin-up-Stil unter dem Stichwort „Bombshells“ und die herausragenden oder prägenden Werke bestimmter Künstler wie Darwyn Cooke und Neal Adams.

Und das sind jetzt nur ein paar Beispiele für den Inhalt des sehr schön gestalteten Artbooks, in dem zahlreiche bekannte Zeichner verewigt wurden wie David Finch, Billy Tan, Tony S. Daniel, Greg Capullo, Jim Lee, Alex Ross, J. Scott Campbell, Jim Steranko, Bill Sienkiewicz - praktisch das Who’s Who der Comic-Künstler.


29,99 EUR für 196 Seiten voll der schönsten Comic-Cover, entworfen von bekannten Illustratoren (die Geschmäcker sind verschieden, doch geht es hier auch um die Darstellung der vielfältigen Inspirationsquellen wie Lego-Figuren und Game-Versionen, Scribblenauts genannt, etc.), ist ein angemessener Preis für dieses prächtige Artbook. Die Abbildungen haben wenigstens doppeltes Kreditkarten-Format, häufig Postkartengröße und nehmen maximal eine ganze Seite ein.

Ist man DC- oder Comic-Fan allgemein, hat man Freude am Sammeln schöner (Kunst-) Bildbände, sollte man sich „Art of DC - Die hohe Kunst der Comic-Cover“ ins Regal stellen, auch wenn das Cover vielleicht nicht so werbewirksam ist wie es eines der anderen aus dem Innenteil wäre. Aber die Geschmäcker…