The Beatles: Yellow Submarine (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 10. Dezember 2018 18:23
Bill Morrison
The Beatles: Yellow Submarine
(The Beatles: Yellow Submarine - Graphic Novel, 2018)
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Titelbild und Zeichnungen: Bill Morrison, Andrew Pepoy
Panini, 2018, Hardcover, 116 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-7416-0989-3
Rezension von Irene Salzmann
Der Trickfilm „Yellow Submarine“ basiert auf dem gleichnamigen Lied, geschrieben von John Lennon und Paul McCartney. Er kam 1968 in die Kinos; das Album dazu mit der Musik von den Beatles und von George Martin erschien 1969.
Zum 50. Geburtstag von „Yellow Submarine“ schufen Bill Morrison („MAD-Magazin“, „Roswell“), Andrew Pepoy („The Adventures of Simone & Ajax“, „Sonic the Hedgehog“), Tone Rodriguez („Die Simpsons“, „Futurama“) und Nathan Kane („Die Simpsons“) die vorliegende Graphic Novel, die sich inhaltlich und optisch gänzlich am Film beziehungsweise dem Artwork des deutschen Illustrators Heinz Edelmann orientiert.
Es heißt, die Beatles selbst haben keinen Einfluss auf den Film genommen und neben bereits veröffentlichten Songs vier neue Lieder zur Verfügung gestellt. Sie haben ihre Figuren nicht selbst synchronisiert, doch die oft skurril anmutenden Dialoge sollen auf Wortspielen von John Lennon beruhen.
Das schöne, friedliche Pepperland wird von den fiesen Blaumiesen angegriffen. Mit ihren furchtbaren Waffen schaffen sie es, alle Farben und Musikk-Klänge auszumerzen und die Mitglieder von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band in einer Kugel einzusperren. Allein Fred kann mit dem gelben Unterseeboot entkommen.
Er trifft auf die Beatles - George Harrison, John Lennon, Paul McCartney und Ringo Starr -, die ihn nach Pepperland begleiten, um die Blaumiesen zu vertreiben. Nach zahlreichen Abenteuern im Meer der Monster, im Kopfland, im Meer der Löcher und an anderen Orten erreichen sie zusammen mit ihrem neuen Freund Jeremy, dem Nowhere Man, das Ziel. Aber wie sollen sie Pepperland von der Invasoren-Armee befreien?
Auch fünfzig Jahre später, lange nach der Hippie-Bewegung, Pop Art und psychedelischer Musik hat „Yellow Submarine“ nichts von seinem Charme eingebüßt. Man kann den Film durchaus als ein Sinnbild für diese Ära ansehen.
Pepperland ein Ort des Friedens, an dem alle glücklich sind. Jeder hat, was er braucht und kann daher den schönen Künsten nachzugehen. Das Phantasieland ist bunt, es gibt keinerlei Normen, alles ist möglich, und jeder harmoniert mit jedem. Es ist das Gegenteil einer erstarrten Gesellschaft, die arbeitet, konsumiert, mit strengen Regeln das System aufrechterhält und keinerlei Zeit für das Schöne findet. Es ist das Utopia der Hippies, die das Establishment mit seinen konservativen Werten ablehnten.
Das spiegelt sich in den witzigen Dialogen wieder, die dem Stil John Lennons nachempfunden sein sollen und mitunter Erinnerungen an Groucho Marx und seinen subversiven Anarcho-Humor wecken. So manches Klischee wird durch den Kakao gezogen oder direkt unter nonsense verbucht. Selbst eher ernsten Dingen wird eine komische Note verliehen, denn letztendlich gibt es für alles eine Lösung, in diesem Fall die Liebe.
Die Zeichnungen wirken, wie nach einem Drogen-Trip entworfen: schreiend bunt, surreal, die Logik auf den Kopf stellend. Sie gehen mit den Wortspielen Hand in Hand.
Beim Lesen der Graphic Novel erinnert man sich sofort an den Film - Bill Morrison ist es gelungen, alle Schlüsselszenen einzubinden - und hat natürlich auch den einen oder anderen Song im Kopf: „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, „Nowhere Man“, „Lucy in the Sky with Diamonds… Höchste Zeit, die Schallplatte mal wieder aufzulegen, am besten zur Lektüre.
Wäre übrigens eine nette Idee, von dem Band eine Sonder-Edition zu publizieren, der die Film-DVD und das Album als CD beiliegen.
„Yellow Submarine“ ist ein farbenfrohes Spektakel, das sicher nie aus der Mode kommen wird und weiterhin die Zuschauer, Hörer und Leser zu begeistern vermag, egal, ob man die Hippie-Ära mehr oder minder bewusst erlebt hat oder später geboren wurde, ob man Kind oder Erwachsener ist. Es macht einfach Spaß - und wer wünscht sich nicht, selbst in dem schönen Pepperland, in dem es nur friedliche und freundliche Menschen gibt, leben zu dürfen?