Jörg Benne: Verax: Das Experiment (Buch)

Jörg Benne
Verax: Das Experiment
Titelbild: Slobodan Cedic, Matthias Lück
Illustrationen: Hauke Kock
Mantikore, 2018, Paperback, 670 Seiten, 16,95 EUR, ISBN: 978-3-96188-008-9

Rezension von Jan Niklas Meier

Gleich zu Beginn dieser Besprechung muss ich ein Geständnis ablegen: „Verax: Das Experiment“ ist das allererste Spielbuch, das ich in der Hand halte. Zwar begeistere ich mich seit etlichen Jahren für alle möglichen Pen- and Paper-Varianten, bis zu klassischen Spielbüchern habe ich es bislang aber nicht geschafft. Das soll sich jetzt also ändern. Für alle, die wie ich wenig bis keine Ahnung von der Materie haben, ein Satz zum Spielprinzip: Der Leser des Buchs greift aktiv in die Geschichte ein.

 Er erhält einen Charakter mit bestimmten Fähigkeiten und wird im Verlauf der Handlung mit verschiedensten Situationen konfrontiert, die sein Handeln, die seine Entscheidungen erfordern. Je nachdem, was er tut, geht die Story an anderer Stelle weiter. Ein Spielbuch ist deshalb in verschiedene Abschnitte unterteilt. Eine typische Situation könnte also sein: Abschnitt 12 sagt „Dort ist eine Tür. Willst du sie eintreten oder versuchen, das Schloss zu knacken?“ Je nachdem, was der Spieler tut, könnte die Geschichte nun etwa bei Abschnitt 154 oder Abschnitt 66 weitergehen.

So weit, so gut. Der bisher eher für seine „Nuareth“-Romane bekannte Jörg Benne legt nun mit „Verax: Das Experiment“ eines der wenigen Science-Fiction-Spielbücher vor.


Ein kleines Piratenraumschiff muss auf einer ominösen Raumstation notlanden. Der Komplex wirkt auf den ersten Blick verlassen - aber selbstverständlich ist er das nicht. Fortan muss sich der Spieler durch die finsteren Gänge der Station schlagen und sich dabei mit allerlei fiesen Gegnern und mehr oder minder kniffligen Rätseln auseinandersetzen. „Verax: Das Experiment“ bietet dafür die Wahl zwischen zwei Charakteren: dem Soldaten Alexej Volkov und dem Ingenieur Luis Velaquez. Beide Figuren spielen sich erfrischend unterschiedlich, Alexej ist dabei eher der klassische Mann fürs Grobe, während Luis den meisten Kämpfen lieber aus dem Weg geht und sich auf seine technischen Fähigkeiten verlässt. An zahlreichen Stellen müssen mit zwei sechsseitigen Würfeln Proben abgelegt werden - die funktionieren zwar etwas unterschiedlich, je nachdem, ob es sich zum Beispiel um einen Fern- oder Nahkampfwurf handelt, insgesamt ist das System aber sehr simpel und geht gut von der Hand.


Das Buch bietet stolze 670 Seiten und über 700 Spielabschnitte - umso überraschter war ich, als sich plötzlich ein Ende einstellte, nachdem ich erst etwa 140 Abschnitte bewältigt hatte! Die Lösung war allerdings schnell gefunden: „Verax: Das Experiment“ ist auf einen hohen Wiederspielwert angelegt. Die einzelnen Durchgänge sind zwar recht kurz (und mitunter recht tödlich für den Spieler), dafür entdeckt man auch beim zigsten Durchgang immer wieder Neues - hier hat Autor Jörg Benne wirklich sehr viel Arbeit investiert.

Alles in allem gestaltete sich mein Ausflug in die Gefilde der Spielbücher also als ziemlich unterhaltsam - Fazit: „Verax: Das Experiment“ ist in jeder Hinsicht empfehlenswert!