Gruselkabinett 142: Das Zeichen der Bestie, Rudyard Kipling (Hörspiel)
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- Veröffentlicht: Montag, 05. November 2018 19:49

Gruselkabinett 142
Das Zeichen der Bestie
Rudyard Kipling & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Peter Thomas Balou Martin, Rolf Berg, Claus Thull-Emden u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2018, 1 CD, ca. 46 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5722-2
Rezension von Christel Scheja
Rudyard Kipling (1865-1936), prägte mit vielen seiner Geschichten ein Bild des britischen Indien, das durch Geschichten wie „Das Dschungelbuch“ immer noch in unseren Köpfen steckt. Dabei versuchte er schon die Seele des Landes zu erfassen, wenn auch aus der Sicht eines britischen Kolonialbeamten. Das merkt man auch seiner Geschichte „Das Zeichen der Bestie“ an, die nun für die „Gruselkabinett“-Reihe vertont wurde.
Auch wenn sie schon eine ganze Weile in Indien leben und arbeiten, so bleiben die Kolonialbeamten Kipling und Strickland doch am liebsten bei ihresgleichen und nehmen wie immer an einer der feucht-fröhlichen Veranstaltungen im Gentlemen‘s Club teil, diesmal zusammen mit ihrem Bekannten Fleete, der erst vor Kurzem Land geerbt hat.
Gerade letzterer betrinkt sich so schwer, dass er gar nicht bewusst mitbekommt, auf welche Art und Weise er einen hinduistischen Tempel des Affengottes Hanuman schändet.
Die Rache folgt auf dem Fuß, denn natürlich lassen sich die Mächte, die dem heiligen Ort innewohnen, nicht beleidigen und nehmen grausame Rache an dem Europäer…
Wie man sich denken kann verläuft die Geschichte nach einem vertrauten Schema. Der Autor ist diesmal auch selbst teil der Geschichte und erzählt aus seiner Sicht, wie einer seiner Bekannten zu sehr mit den Mächten spielt, die den Subkontinent beherrschen.
Gerade Fleete macht in der Geschichte einen interessanten Wandel durch, vollzieht sich die Verwandlung doch schrittweise, schleicht sich der Fluch, den er über sich gebracht hat, nur langsam in sein Dasein ein. Und ausgerechnet dieser Sprecher schafft es sehr gekonnt, die verschiedenen Facetten des Charakters herauszuarbeiten und lebendig in Szene zu setzen. Die anderen zentralen Rollen sind solide, bilden aber eher den Rahmen des Geschehens.
Auch die Atmosphäre stimmt. Das arrogante Selbstverständnis der Briten kommt gut zum Tragen, man merkt richtig, wie wenig die Figuren von den Indern und ihrer Kultur halten, auch wenn Kipling und Strickland zumindest ein paar Grenzen wahren.
Die Handlung selbst ist überschaubar, wird aber straff umgesetzt, so dass die Spannung in keiner Minute verloren geht, ohne dass sie mit Action kaschiert werden muss, auch wenn erfahrene Zuhörer natürlich ahnen, wie die Geschichte weiter geht.
Alles in allem gehört „Das Zeichen der Bestie“ zu den guten und soliden Hörspielen der „Gruselkabinett“-Reihe, die gut zu unterhalten wissen, weil sie das richtige Maß an Spannung und Atmosphäre haben.