Splittermond 4: Alles zum Schein, Vincent Voss (Buch)

Splittermond 4
Alles zum Schein
Vincent Voss
Titelbild: Florian Stitz
Feder & Schwert, 2018, Paperback, 278 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86762-329-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Sein Weg schien vorgezeichnet zu sein. Die Rede ist von Hagen von den Goldquellen, dem ältesten Spross eines alteingesessenen Adelsgeschlechts. Nach dem Erreichen der Volljährigkeit folgt die Ausbildung seiner magischen Talente an einer der renommiertesten Akademien, fern der Heimat, dann soll er zu Hause an die Herrschaftsbürde herangeführt werden.

Doch irgendwie hatte er sich das Studium und die entsprechende Anstalt ein wenig anders vorgestellt. Statt Kommilitonen, die ihn in ihren Reihen aufnehmen, wissbegierige Studierende und Professoren, die sich mühen, ihren Eleven etwas zu vermitteln, trifft er auf ein altes, halb verfallenes Gemäuer, geheimniskrämerische Professoren und Mitstudierende, die ihn anfeinden.

Zur düsteren Stimmung, die über der Akademie liegt, trägt bei, dass in der Umgebung Menschen spurlos verschwinden. Erwachsene und zunehmend Kinder werden entführt, man munkelt von dunklen Riten, die Menschenopfer beinhalten.

Zusammen mit einer Bardin und dem Akademievorstand kommt Hagen dem Versuch einer dunklen Macht, den Zersetzer in die Welt zu holen, auf die Spur…


Vincent Voss ist mir bislang nur als Autor zum Teil ausgezeichneter Weird-Fiction-Storys ein Begriff. Hier, im Horror und Grusel-Bereich, konnte er mit atmosphärisch dichten Erzählungen punkten, so dass es wenig überraschend war, dass er auch in vorliegendem Plot Grusel-Elemente hat einfließen lassen. So nutzt er die archaische Umgebung einer klassischen Fantasy-Welt und die bekannten Rassen dazu, uns von Verbrechen und einem finsteren Kult zu berichten; auch unaussprechliche Wesen dürfen nicht fehlen.

Allerdings mangelt es dem Roman an einem richtigen Protagonisten. Hagen selbst bleibt zu Beginn etwas blass, berichtet mehr als verschüchterter Beistehender von den Geschehnissen, als dass er das Heft des Handelns in die Hand nehmen würde. Das ist zwar in sich stimmig und realitätsnah, schafft aber eine gewisse Distanz des Lesers zu den Vorkommnissen und Ermittlungen.

Dazu kommt, dass wir lange - zusammen mit unseren Ermittelnden - im Dunkeln tappen, was Täter und Motiv anbelangt. So wirklich deutlich, warum die Verräter ihre Taten begehen, erfahren wir auch nicht. So bleibt der Roman in seinen durchaus guten Ansätzen ein wenig stecken.