Oliver Kern: Eiskalter Hund (Buch)

Oliver Kern
Eiskalter Hund
Fellingers erster Fall
Heyne, 2018, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 302 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-43869-9

Rezension von Irene Salzmann

Es sollte nicht sein, und so wurde Berthold Fellinger nicht Polizist sondern Lebensmittelkontrolleur. In seiner Heimat, dem Bayrischen Wald, überprüft er die Hygiene in den Lokalen. Als er einer Beschwerde nachgeht, entdeckt er im chinesischen Restaurant einen toten Hund am Haken, welcher bei einer Familienfeier den Angehörigen munden soll und nicht etwa den einheimischen Gästen. Fellinger untersagt die Verwertung des Hundes, weil er ein Beweismittel sein könnte.

Ein Gefühl lässt ihn ahnen, dass mehr dahinter stecken könnte, denn die Besitzerin ist nicht auffindbar. Da die Polizei wenig Interesse an seinen Spekulationen zeigt, beginnt er, selbst zu recherchieren, auch in Tschechien. Doch niemand, der die Vermisste kennt, will so recht mit der Sprache herausrücken, und die Hinweise sind widersprüchlich. Ist etwa auch sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen?


Fellinger. Kluftinger. Klingt ähnlich, und das ist vermutlich gewollt. Der Neuling ist zwar kein Kommissar, ermittelt aber gern auf eigene Faust im Bayrischen Wald und der erfolgreiche und beliebte Buch- und Film-Kauz im Allgäu. Soweit die Unterschiede, ansonsten finden sich viele Parallelen in der Darstellung, denn beide gehen bei den Recherchen eigene, unkonventionelle Wege, folgen nicht immer der Dienstvorschrift, nutzen persönliche Kontakte und sind einfach urige Menschen.

Was bei Kluftinger bestens funktioniert, weil das Konzept damals noch recht originell war, wirkt bei Fellinger leider wie eine blasse Kopie. Er redet und schwadroniert zu viel - erzählt wird in der Ich-Form - und dadurch wird eben auch vieles zerredet und überstrapaziert, so dass der Humor, der vermittelt werden soll, nicht wirklich zum Tragen kommt. Es ist alles zu bemüht.

Die Handlung beziehungsweise der Fall ist durchaus kurzweilig und nett zu lesen, vor allem wenn man Bayern- oder/und Komödienstadl-Fan ist, doch die Serie könnte sehr gewinnen, wenn sie sich von ihrem Vorbild befreit und Fellinger individuellere Züge tragen würde. Kluftinger ist Kluftinger, und Fellinger sollte Fellinger sein.

Dem Autor gelingt es, einige für die Region typische Ausdrücke einzubinden, ohne den Lesefluss zu hemmen, da er sich wirklich auf einzelne Worte beschränkt und diese in einem kleinen Anhang sogar noch für die Nicht-Bayern übersetzt. Hier hat er genau das richtige Mischungsverhältnis getroffen.

„Eiskalter Hund“, der erste „Fellinger“-Krimi, wandelt auf „Kluftingers“ Spuren. Wer das zum Anlass nimmt, nach dem Titel zu greifen, wird enttäuscht, denn an das Original kommt Oliver Kern nicht heran. Seine Figur hat jedoch Potenzial, das der Autor nutzen sollte, um ihr ein eigenes, unverwechselbares Gesicht zu verleihen.