Silvana de Mari: Der letzte Elf (Buch)

Silvana de Mari
Der letzte Elf
(L’Ultimo Elfo, Italien, 2004)
Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Titelgestaltung von Hauptmann & Kompanie
cbj, 2008, Hardcover, 366 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-570-13478-8

Christel Scheja

Silvana de Mari ist ein wenig in der Welt herumgekommen und hat viele Menschen kennengelernt, bevor sie sich mit ihrer Familie in die Nähe von Turin zurückgezogen hat, dort als Psychotherapeutin arbeitet und nebenher Kinder- und Jugendbücher schreibt, die auf gewisse Weise mit ihrem Beruf zusammenhängen.

Mit „Der letzte Elf“ beginnt ihre Reihe um den letzten Elfen, der in einer feindlichen und grausamen Welt überleben muss, nachdem seine Familie ermordet wurde und er einsam und alleine zurückblieb Er weiß nicht viel von der Welt, nur dass die Menschen nichts Besseres zu tun haben, als ihn umzubringen und aufzuessen, am liebsten mit Rosmarin. Und doch sind es gerade zwei Menschen, die sich des hungernden und frierenden Kindes annehmen und sich um es kümmern. Auch sie müssen erst einmal die ganzen Vorurteile überwinden, die ihr Volk den Elfen entgegenbringt – gelten diese doch als Unglücksvögel und Flüche. Als man sich langsam aneinandergewöhnt, erkennen der Mann und die Frau genauso wie das Kind, dass die anderen gar nicht so schlimm sind und bauen ein gewisses Vertrauensverhältnis auf. Allerdings dauert ihr Glück nicht lange, denn es gibt andere Sterbliche, die nicht bereit sind, ihre Vorurteile abzulegen und nur an sich denken, wenn es ums Überleben geht. Denn die Welt, die sie alle umgibt, liegt seit Jahren im Sterben – Regen und Kälte machen Ernten fast unmöglich und viele gehen in ihrer harten Verbitterung über Leichen. Schließlich muss Yorsch, der junge Elf, gehen, um seine neue Familie zu schützen. Wieder einsam und allein streift er durch das Land, bis er auf jemanden trifft, der wie er der Letzte seiner Art ist: Erbrow der Drache. Die beiden schließen sich zusammen und beginnen nun, gemeinsam einen Weg zu suchen, um alles besser zu machen. Doch wird es ihnen bei der Übermacht der Feinde, denen die Welt so gefällt, wie sie ist, gelingen?

Das Außergewöhnliche an „Der letzte Elf“ ist in erster Linie die Sprache von Silvana de Mari. Sie ist versponnen märchenhaft und voller Poesie, so schlicht wie die von „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, aber auch voller Wahrheiten. Spielerisch und warmherzig bringt sie schon jungen Lesern eine Welt nahe, die einige Parallelen zu unserer hat, macht auf Missstände aufmerksam und zeigt, dass selbst die kleinsten und schwachen Wesen etwas verändern können, wenn sie nur bereit sind, ihren inneren Stärken zu vertrauen.

Es mag sein, dass die Geschichte sehr einfach gestrickt und stellenweise etwas harmlos ist, aber die Handlung spielt in diesem Roman eher eine Nebenrolle, konzentriert sich die Autorin doch mehr auf die Figuren und wie sie die Welt sehen, ihre Entwicklung und Reife. Das macht das Buch auch für Erwachsene faszinierend. Man ist schnell gefangen von dem eigentümlichen Stil, fiebert mit dem Helden mit und versteht die einfachen Wahrheiten und Gedanken der Menschen in Yorschs Umgebung. In Folge ist das Buch sehr kurzweilig und entspannend.

Alles in allem ist „Der letzte Elf“ ein kleines, aber feines Kinderbuch-Juwel, das vor allem durch seine schöne Sprache und intensive Atmosphäre beeindruckt. Es ist durchaus einen weiteren Blick wert, wenn man auch einmal außergewöhnliche Lektüren mag.