Gotham Central 2: Doppeltes Spiel (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 04. August 2018 12:14

Ed Brubaker, Greg Rucka
Gotham Central 2
Doppeltes Spiel
(The Batman Chronicles 16 (I), Detective Comics 747, Gotham Central 6-10, 2003/2004)
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Titelbild: Michael Lark
Zeichnungen: Michael Lark, Jason Pearson u.a.
Panini, 2015, Paperback, 172 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-484-5
Rezension von Elmar Huber
„Beide Augen zu“:
Gotham leidet unter den Nachwirkungen des verheerenden Erdbebens. Die Cops stehen unter massivem Stress, und nicht wenige sind bereits seit Tagen im Dauereinsatz. Rene Montoya wird nach Hause geschickt, trifft auf ihrem Weg jedoch einen Trupp Helfer, dem ihr Bruder und Two-Face angehören. Skeptisch, ob sie Dent tatsächlich trauen kann, schließt sie sich der Gruppe an und hält Dent, der seine Entscheidung zu helfen stets von einem Münzwurf abhängig macht, unter dauernder Beobachtung.
„Doppelte Glückwünsche“:
Montoya feiert ihren 29. Geburtstag. Ihr Vater wünscht sich, dass sie endlich einen Mann fürs Leben findet, und vor Gericht hat die als Zeugin nicht einen ihrer besten Auftritte. Doch in ihrem Büro wartet ein Strauß Blumen auf sie. Von Harvey Dent, um der „alten Zeiten“ willen.
„Doppelleben“:
Ein Privatdetektiv, der von dem ehemaligen Verdächtigen Marty Lipari auf Rene Monztoya angesetzt war, wurde ermordet, so dass die Polizistin prompt Besuch von der internen Ermittlung bekommt. Kurz darauf taucht ein Foto an der Pinnwand des Reviers auf, das Montoya in eindeutiger Pose mit einer anderen Frau zeigt. Kurz nachdem Lipari sie noch einmal belästigte, wird er mit ihrer Dienstwaffe erschossen. Montoya findet sich in U-Haft wieder. Ihr Partner, Crispus Allen, ist davon überzeugt, dass dieser ganze Fall von Two-Face inszeniert wurde und macht sich mit Hilfe seiner neuen Partnerin, Josephine McDonald, an die Aufklärung.
Für den zweiten großen Fall für die Cops der Major Crimes Unit konnte „Gotham Central“ 2004 völlig zurecht einen Eisner Award und einen Harvey Award einstreichen. Tatsächlich ist es Autor Greg Rucka gelungen, von allem noch einmal eine Schippe drauf zu legen, ohne dass die Story zur Karikatur wird. Vor allem schafft er das durch die deutliche Konzentration der Handlung auf Detective Renee Montoya als zentrale Figur, die hier in einer großartig durchkomponierten Noir-Story durch eine ganz private Hölle getrieben wird.
Zu den falschen Anschuldigungen und den Ermittlungen der internen Abteilung kommt noch ihr unfreiwilliges Coming-out, das überwiegend negative Reaktionen auslöst. Ließe es sich mit dem Macho-Spott ihrer Kollegen noch leben, wiegen die Enttäuschung und der Schmerz ihrer traditionell geprägten Eltern sehr viel stärker. Bedingungslosen Rückhalt erfährt sie von ihrem Partner Crispus Allen, was man so zunächst nicht erwartet hätte. So kommen zu der ohnehin dichten Thriller-Story noch einige packende emotionale Momente mit ihrer Liebhaberin und ihren Familienmitgliedern, die Montoya tatsächlich so nah an den Leser heranführen, dass einem die letzte Szene des Bandes die Tränen in die Augen treibt. Selten hat man mehr mit einer Comicfigur gefühlt.
Sowohl im US-Paperback wie auch in der vorliegenden Panini-Ausgabe sind vornweg zwei „Bonus“-Geschichten enthalten, die eine Art Vorgeschichte zu „Doppelleben“ darstellen.
„Beide Augen zu“ (ebenfalls von Greg Rucka) spielt einige Jahre zuvor, während des „Niemandsland“-Events (Gotham liegt nach einem schweren Erdbeben in Trümmern und wurde von der Regierung zum Niemandsland erklärt), und beschreibt das Treffen von Montoya und Two-Face, der als wankelmütiger Helfer von Erdbebenopfern unterwegs ist. Hier legte Rucka 1999 den Grundstein für die ambivalente Beziehung zwischen den beiden Figuren und damit auch für diese „Gotham Central“-Storyline.
„Doppelte Glückwünsche“ ist ein interessant koloriertes (Violett und Orange) Zwischenspiel, das nochmals die besondere Verbindung von Montoya und Two-Face thematisiert und sich ebenfalls auf ihr „Niemandsland“-Treffen bezieht. Hier klingt bereits an, dass sich Two-Faces Interesse zu Besessenheit ausweitet.
Die emotional packende Tour de Force für Detective Renee Montoya zeigt beeindruckend, dass „Gotham Central“ alles andere als eine weitere „Bat-Serie“ ist.