Karnak - Der Makel in allen Dingen (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 26. Juli 2018 20:14

Karnak - Der Makel in allen Dingen
(Karnak 1-6, 2015-2017)
Autor: Warren Ellis
Zeichnungen: Gerardo Zaffino, Roland Boschi
Übersetzung: Stefan Pannor
Panini, 2017, Paperback, 140 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-37416-0037-1
Rezension von Elmar Huber
SHIELD-Agent Phil Coulson bittet Karnak, den ‚Denker‘ in der Familie der Inhumans und Magister des Turms der Weisheit, um seine Hilfe. Der junge Mensch Adam Roderick geriet in den freigesetzten Terrigen-Nebel, das Gas, das die Mutationen der Inhumans auslöst, doch statt irgendwelche besonderen Fähigkeiten zu erhalten, wurde Adam offenbar ‚nur‘ von seinen Allergien geheilt. Nun wurde der Jungen von einer religiösen Gruppe entführt, die ihn für den neuen Messias hält. Karnak soll Adam finden und zurückbringen. Während der Mönch, der trainiert wurde, den Makel in allen Dingen zu erkennen, Adams Spur folgt, reift in ihm die Überzeugung, dass dieser durch den Terrigen-Nebel sehr wohl eine Fähigkeit erhielt, die den Jungen nahezu gottgleich gemacht hat.
Mit der hier gesammelten „Karnak“-Mini-Serie liegt ein typischer Warren Ellis vor. Soll heißen, Karnak selbst ist ein selbstgerechter Hurensohn, der sein Ziel mit dem Feingefühl eines Bulldozers verfolgt. Damit reiht sich der „Titelheld“ nahtlos in die Linie der Ellis-Charaktere von Spider Jerusalem bis zu ‚seinem‘ James Bond ein. Darüber, dass in Ellis‘ (Comic-) Welt Gewalt die Lösung für viele Probleme ist, lässt sich trefflich streiten. Diese derben Action-Szenen wechseln sich hier immer wieder abrupt mit philosophischen Diskursen ab, die Karnak zu einer unbequemen Selbstreflektion zwingen und seinen eigenen Makel offenlegen. Diese plötzlichen Tempo- und Stimmungswechsel machen die Geschichte sperrig, haben aber durchaus ihren Reiz, wenn man sich darauf einlassen kann.
Außerdem ganz Ellis-like sind die gewaltigen Phantasie-Konstrukte, die der Autor einfach mal so en passant raus haut und bei denen einem vor Staunen der Mund offen stehen bleibt. Hier gibt es beispielsweise eine Kirche zu bestaunen, „erbaut auf den Gebeinen toter Götter, die so groß waren, dass sie mehrere Seelen hatten“. Einfach Hammer.
Leider ist „Der Makel in allen Dingen“ für den „Inhumans“-Neuling nicht besonders freundlich gestaltet. Ein gewisses Grundwissen - über die Inhumans im Allgemeinen, den Terrigen-Nebel und über die Figur des Kampfmönchs im Besonderen - sollte schon vorhanden sein, um die Story überhaupt an allen Stellen zu verstehen. Einige Seiten weniger stumme Kämpfe und einige Seiten mehr, um den (Neu-) Leser zu Beginn besser abzuholen, hätten der Story nochmal einen deutlichen Pluspunkt verschafft.
Die optische Gestaltung der Geschichte ist sehr außergewöhnlich ausgefallen. Grundsätzlich wirken die Bilder recht ‚trocken‘, teilweise absichtlich verwischt, wie in der Bewegung eingefangen. Einige der Schattierungen und Highlights sind mit Strukturen hinterlegt, ähnlich wie das in „Constantine - The Hellblazer“ war.
Reizvolle Mini-Serie mit Ecken und Kanten. Wie gewohnt vereint Autor Warren Ellis brutale Gewaltspitzen mit überbordender Phantasie. Ein Muss für Fans.