C. E. Bernard: Palace of Fire - Die Kämpferin (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 25. Juli 2018 21:00

C. E. Bernard
Palace of Fire - Die Kämpferin
Palace 3
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Penhaligon, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 512 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3198-0 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Mit „Palace of Fire“ beschließt C. E. Bernard ihre romantische Dystopie, in die sie auch noch märchenhafte Elemente einbindet. Wieder ist die Psi-begabte Rea der Mittelpunkt vieler Ereignisse und muss schwerwiegende Entscheidungen treffen, auch was ihre Liebe zu Robin, dem Kronprinzen von England, betrifft.
In Paris und Berlin hat Rea endlich Freiheit, Hilfe und Unterstützung für Menschen wie sie erleben können, denn anders als in England werden die Magdalenen nicht verfolgt, gequält und missbraucht, bevor man sie umbringt, sondern als nützlicher Teil der Gesellschaft gesehen, deren geistige Stabilität man auch mit Medikamenten garantiert.
Doch nun haben sich die Ereignisse überschlagen, in Berlin mussten Robin und sie eine Entscheidung sehr persönlicher Natur treffen, die Auswirkungen auf die Zukunft ganz Europas haben könnte. Denn der junge Kronprinz erklärt sie zu ihrer Braut, was auch bedeutet, dass sie sich erneut der Schlangengrube des Weißen Hofes von England und dem ihr feindlich gesinnten König stellen muss.
Die Lage verschärft sich, als Robin dann auch noch die folgenschwere Entscheidung trifft, seines Rangs zu entsagen, um sich dem Widerstand anzuschließen. Rea bleibt zurück und wird mehr denn je zum Spielball der mächtigen Adligen, die dort im Hintergrund um die Macht ringen und gleich an mehreren Fäden ziehen. Nun muss sich die junge Frau entscheiden, was sie aufs Spiel setzten will - ihre Liebe oder die Freiheit für alle, die so sind wie sie.
C. E. Bernard hat ein Szenario geschaffen, das gleich zwei beliebte Elemente der phantastischen Jugendliteratur miteinander verbindet. Zum einen ist ganz Europa scheinbar unter der Herrschaft von Adelshäusern geblieben, so was wie eine Demokratie existiert nicht, auch wenn die technischen Entwicklungen der Moderne entsprechen. Auf der anderen Seite wirkt einiges durch das royale Umfeld und die damit verbundenen Traditionen doch ein wenig märchenhaft, was aber immer wieder durch die brutalen Ausbrüche von Gewalt ad Absurdum geführt wird.
Der Anfang schließt ziemlich genau an das Ende des zweiten Bandes an. Gleichzeitig wird mit dem Grafen von Nottingham auch noch ein weiterer Gegenspieler eingeführt, der den Helden viel gefährlicher wird als der König, weil er sehr genau weiß, wie er seine Netze spinnen muss, kalt kalkuliert und zudem auch noch dafür sorgt, dass andere zu seinen Schachfiguren werden. Selbst Rea verfällt für eine gewisse Zeit seinem unheilvollen Einfluss, auch wenn sie es nicht will.
Zugleich bietet die neue Konstellation eine Hommage an die Robin-Hood-Sage, denn Robin macht seinem Namensvetter alle Ehre und Rea harrte wie einst Maid Marian am Königshof aus und bekommt dort die Intrigen hautnah mit. Allerdings ist sie etwas aktiver als diese und nimmt zum Ende hin auch eine wichtige Rolle ein.
Die Handlung selbst hat einige Schwächen. Gerade am Anfang trudeln die Helden lange durch die Gegend, ohne ein klares Ziel zu finden, stattdessen nutzt die Autorin die Gelegenheit, die Grausamkeit des Weißen Hofes noch einmal so richtig in Szene zu setzen, die Hauptfiguren zu provozieren und die Zerrissenheit von Rea in Szene zu setzen, die um die Stabilität ihres Geistes kämpft, denn ihr ständiger Begleiter wird mächtiger denn je. Auch bleiben die meisten Charaktere erschreckend blass, so dass nicht wirklich mit ihnen fühlt oder an ihrem Schicksal Anteil nimmt. Gerade einmal die Heldin lernt man in allen Facetten kennen, die anderen sind ihrer Funktion untergeordnet.
Auch das Ende ist nicht so, wie man es erwartet, lässt es doch erschreckend viele Fragen offen und den Leser im Ungewissen. In der Hinsicht macht es sich die Autorin leicht, hat sie doch ein viel zu komplexes Intrigengebilde geschaffen, das sie kaum gescheit auflösen kann. Deshalb bleibt eine gewisse Unzufriedenheit zurück.
Alles in allem treibt „Palace of Fire“, der letzte Band der Trilogie von C. E. Bernard, das Drama um den Prinzen und die Psi-begabte Heldin noch einmal auf die Spitze, findet aber nicht den Abschluss, den das interessante Szenario eigentlich verdient hätte. Schade eigentlich, denn gute Ansätze waren immer da, sind aber viel zu oft den Konventionen des Genres untergeordnet worden.