Stefan Burban: Die Ritter des Königs (Buch)

Stefan Burban
Die Ritter des Königs
Die Chronik des Großen Dämonenkriegs 3
Titelbild: Mark Freier
Atlantis, 2017, Paperback, 344 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-86402-424-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Der Thronräuber Cedric und sein Ratgeber Hestal, dessen Körper der Dämon Istartos übernommen hat, planen, ihren finsteren Gott Agranon aus seiner Gefangenschaft zurück in diese Welt zu holen. Während Cedric auf Unsterblichkeit als Lohn für seine Dienste hofft, weiß Istartos, dass sein Herr die Dämonen loslassen und alles vernichten will. Was ihrem Vorhaben im Weg steht, ist allein Adrian Dragnor, der Sohn des von seinem Bruder Cedric ermordeten Königs Neiron.

Seit bekannt ist, dass er im Verborgenen überlebt hat, schließen sich ihm immer mehr Menschen an, die hoffen, dass der junge König Cedrics Schreckensherrschaft beenden wird.

Zwar gelang Adrian und einigen seiner Getreuen die Flucht vor ihren Häschern in das Herzogtum Oden-Hasar, doch ihre Gefolgschaft bezahlen die Herzöge Cadir und Estelle von Dorisan mit dem Leben der Menschen ihrer Reiche, denn Cedric entsendet seine in ihrer Stärke überlegenen Truppen. Aredus-Celat, die Hauptstadt von Oden-Hasar, hält dennoch stand, aber der bislang neutrale Herzog Golan Tarnos von Dyari wird zum Zünglein an der Waage, nachdem Cedric seine Familie als Geiseln nahm und den Angriff auf die Widerstand leistende Stadt befahl.

Aber es gibt noch einige andere Dinge, die Adrian bewegen, außer dem Schicksal der Menschen, die bereit sind, für ihn und eine friedliche Welt zu sterben. Zum einen ist da ein Mann, der behauptet, Adrians Halbbruder zu sein, der Spross einer Affäre Neirons, von dem der frühere König nichts wusste. Dann gibt es noch die kaiserliche Prinzessin Julianna, die Adrians Gefühle erwidert, obwohl die königlichen Truppen - auf Cedrics Befehl - das Kaiserreich angreifen. Ferner wäre da noch der Goblin Grochik, eigentlich ein Verbündeter Cedrics, dem Adrian einst das Leben schenkte und der nun von der Lichtgöttin Ariadne mit etwas konfrontiert wird, das sein Volk vor Jahrhunderten vergessen hat.


„Die Chronik des Großen Dämonenkriegs“ war bislang eine einzige Eskalation, in der die wenigen ‚Guten‘ von den immer mehr werdenden ‚Bösen‘ unter Druck gesetzt und mit Krieg überzogen wurden, vordergründig um die Machtansprüche Cedrics zu erweitern, doch in Wirklichkeit ist auch er bloß eine Marionette, die benutzt wird, um den Agranon-Kult zu verbreiten und den Glaube an die Lichtgöttin Ariadne zu vernichten, so dass Agranon endlich stark genug ist, um sich und seine Dämonenhorden aus ihrem Gefängnis zu befreien und die Welt zu vernichten.

Warum böse Götter, böse Dämonen und andere ‚Böse‘ immer das Bedürfnis haben, eine ‚gute‘ Welt zu vernichten, ist noch nie (?) geklärt worden. Sie tun es, weil sie es können, weil sie Rache nehmen wollen für Verbannung, zu wenig Verehrung, was auch immer. Aber die logische Frage, was sie davon haben, wenn alles zerstört ist, wird nie gestellt. Denn dann ist ja erst recht nichts mehr da, worüber man herrschen kann, keine Leute, die einen verehren, die man foltern und sich opfern lassen kann. Also, warum das alles?

Auch diese Roman-Serie bringt kein Licht ins Dunkel, denn die ‚Bösen‘ erfüllen pflichtgetreu ihre Rollen. Die Handlanger erhoffen sich eine Belohnung oder Befreiung; denjenigen, die über mehr Wissen verfügen, ist klar, worauf alles letztendlich hinaus läuft. Damit sind sie auch den ‚Guten‘ voraus, die nur ihr Leben schützen, die Tyrannei von Cedric und den unheilvollen Kult abschütteln wollen, nicht ahnend, dass so viel mehr auf dem Spiel steht.

Ariadne, die die Hintergründe kennt, könnte mehr sagen, belässt es jedoch, um die Spannung zu wahren, bei kryptischen Andeutungen wie der, dass auch ihre Möglichkeiten (durch wen oder was?) begrenzt sind. Also retten die ‚Guten‘ unter hohen Opfern erst einmal ihr eigenes Leben, um irgendwann zu erfahren, was der Leser bereits weiß: dass ihre Welt erst dann Frieden findet, wenn Agranon unschädlich gemacht wurde.

Dafür stellt der Autor eifrig die Weichen, indem er Hoffnungsträger Adrian nach reichlichen Kollateralschäden mit neuen Helfern in Schlüsselpositionen umgibt. Tatsächlich sah es zu Beginn des dritten Bandes sehr schlecht für die ‚Guten‘ aus, aber einige Entwicklungen lassen einen gewissen Optimismus zu, und es sind auch noch nicht alle Möglichkeiten, für die der Grundstein gelegt wurde, weiter ausgeführt worden.


Das Buch hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck.

Auf der einen Seite ist es interessant genug geschrieben, dass man Anteil am Schicksal der sympathischen Helden nimmt. Spätestens seit „Game of Thrones“ ist Heroic Fantasy und der Krieg mit vielen Sympathieträgern unter den Gefallenen gang und gäbe.

Andererseits sind die Gut-Böse-Klischee viel zu eindeutig und die Grauzonen Mangelware oder mühselig konstruiert. Selbst das Handeln der Antagonisten ist sehr durchsichtig und lässt jegliche Subtilität vermissen. Sun Tzus „Die Kunst des Krieges“ stand hier jedenfalls nicht Pate, eher Deus ex Machina und weitere glückliche Zufälle.

Was ebenfalls ins Auge springt, sind allerlei Tippfehler und Wortwiederholungen, die vom Lektorat übersehen wurden. Würde es sich um einen englischsprachigen Schriftsteller handeln, könnte man dem Übersetzer eine Teilschuld anlasten, weil er (als Anglistiker?) wortwörtlich übersetzt hat, statt auf ein gutes Deutsch (kein Germanist?) zu achten (ein Problem, das man häufig bei Manga-Verlagen findet). Doch Stefan Burban schreibt in Deutsch, und infolgedessen erwartet man doch etwas mehr, denn er hätte stellenweise sehr viel eleganter schreiben können.

(K)ein „Game of Thrones“, aber die Richtung wird bemüht. Man denkt eher an die Anfänge des „Schwert von Shannara“. Wer es mag, wird gut unterhalten, aber als reiferer Leser empfindet man manches als zu naiv und konstruiert, um dem Buch wirklich Glaubwürdigkeit und Spannung zugestehen zu können.