Andreas Bruchhäuser: Mittelrhein - Malerische Reise vom Mäuseturm bis zum Rolandsbogen (Buch)

Andreas Bruchhäuser
Mittelrhein - Malerische Reise vom Mäuseturm bis zum Rolandsbogen
Nünnerich-Asmus Verlag, 2017, Hardcover, 272 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 978-3-945751-68-8

Rezension von Irene Salzmann

Andreas Bruchhäuser wurde als Sohn des Malers Karl Bruchhäuser 1962 im österreichischen Bad Aussee geboren. 1964 zog die Familie nach Woldert im Westerwald, Deutschland. Von 1981 bis 1986 studierte er an den Kunstakademien in Frankfurt und Düsseldorf. Auf seinen Umzug nach Koblenz 1986 folgten Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen sowie Teilnahmen an Veranstaltungen wie der Landesgartenschau in Trier. Viele seiner Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Berichte über seine Werke erschienen in verschiedenen Kunstzeitschriften.

Bücher mit Bildern von Andreas Bruchhäuser: 
Renate Kissel, Ulrich Triep: „Zu Gast am Romantischen Rhein. Eine kulinarische Entdeckungsreise von Bonn bis Mainz“, Bouvier, Bonn, 2001.
Andreas Bruchhäuser (mit Texten von Dieter Gube): „Koblenz. Ein Maler sieht die Stadt an Rhein und Mosel“, Philipp von Zabern, Mainz/Darmstadt, 2011.

Im Nünnerich-Asmus Verlag ist nun ein weiterer Bildband erschienen, in dem Andreas Bruchhäuser an den Mittelrhein einlädt zu einer in beiderlei Sinne des Wortes „Malerische(n) Reise vom Mäuseturm bis zum Rolandsbogen“, von Bingen bis Rolandswerth/Remagen: „malerisch“ zum einen, weil das ‚romantische Mittelrheintal‘ mit seinen zahlreichen Burgruinen (die weltweit höchste ‚Burgendichte‘) diese Bezeichnung wahrlich verdient, zum anderen, weil es kein Foto- sondern ein Kunstbildband ist, in dem die Gegend und ihre Stimmung seltener mit Öl-Acryl-Farben, meistens mit Pastell-Kreiden dargestellt wird.


Der Maler folgt dem Verlauf des Rheins und porträtiert realistisch die vielen Gesichter des Flusses, seiner ihn umgebenden, teils mit Wein bewachsenen Hänge (im Westen Hunsrück und Eifel; im Osten Taunus, Westerwald und Siebengebirge), Inseln, idyllischen Ortschaften, Kirchen und Burgruinen. Wer schon einmal dort war, erkennt auf Anhieb den Loreleyfelsen, den Binger Mäuseturm, die Burgen Ehrenfels, Sooneck, Schönburg, Pfalzgrafenstein, Rheinfels, Marksburg und etliche andere Ruinen und Ortsilhouetten. Anhand der Häufung bestimmter Motive bemerkt man die Vorlieben des Künstlers für bestimmte Stellen.

Die Gegend erscheint auf den meisten Bildern verwaschen, als herrsche Gegenlicht, als hinge dichter Dunst über dem Tal oder als verwehre die Dämmerung den klaren Blick, den ein sonniger Tag schenkt, welcher den Rhein glitzern und die Ruinen hell erstrahlen lässt, aber auch den Fluss als wenig romantischen Transportweg zeigt, der von einer extrem lauten Bahnstrecke und modernen Industriegebieten umrahmt wird.

Das Diffuse ist teils den verwendeten Materialien (Pastelle, Öl-Acryl) geschuldet, teils ist dies der bevorzugte Stil von Andreas Bruchhäuser (seine Porträts und figürlichen Malereien sind vergleichbar). Bewusst löst er die klare Gegenständlichkeit seiner Motive auf, hüllt sie in Nebel, die nur das erahnen lassen, was er sehen und dem Betrachter zeigen möchte: den majestätischen Rhein, die kleinen, verwinkelten Ortschaften mit ihren Kirchtürmen, die wuchtigen, bewaldeten Felsen mit ihren Burgruinen, die mit Wein und Obstbäumen bewachsenen Hänge - das Schöne, nicht den lauten Alltag, der oft keine Zeit lässt, dem Wesentlichen Aufmerksamkeit zu schenken.


Und das ist es auch, was der (Bildungs-) Reisende entdecken möchte, wenn er sich nach abwechslungsreichen Landschaften, gepflegten Städten, Kulturdenkmälern, lokalen kulinarischen Genüssen und so weiter sehnt (statt ‚Ballermann‘ und Shopping). In dem Fall fühlt man sich auch sofort von dem Bildband angesprochen, der das Rheintal fast schon mystisch verklärt und den Ästheten auffordert, hier nach „der blauen Blume“ zu suchen.

Die Malereien stellen den Schwerpunkt des Buchs dar, nur ab und zu ergänzt durch kurze themenbezogene Texte, darunter Lyrik von Heinrich Heine und Nikolaus Lenau sowie Gedanken von zeitgenössischen Autoren.

Als Anregung für Reiselustige kann man „Mittelrhein - Malerische Reise vom Mäuseturm bis zum Rolandsbogen“ nur bedingt sehen, weil das nicht der Auftrag des Bandes ist. In dem Fall wären eine Karte, auf der die gezeigten Orte markiert sind, und ein kleines Foto der jeweiligen Motive Pflicht gewesen.
 
Der Titel wendet sich in erster Linie an den Kunstfreund, der vom Stil her realistische Darstellungen wünscht, die jedoch nur das Schöne zeigen und das weniger schöne Alltägliche vom Nebel verschlucken lassen. Darum keine Fotos, die das Banale hereingelassen hätten. Eine Karte wäre trotzdem eine Bereicherung gewesen, um die Orte leichter lokalisieren zu können - für den nächsten Ausflug.

Insgesamt ein sehr schöner Kunstbildband mit sehnsuchtsträchtigen Motiven von einer der malerischsten Regionen Deutschlands.