Gruselkabinett 42: Der Sandmann, E.T.A. Hoffmann (Hörspiel)

Gruselkabinett 42
Der Sandmann
E.T.A. Hoffmann & Mark Gruppe (Skript)
Sprecher: Hasso Zorn, Marius Claren, Henri Färber, Norbert Langer, Cornelia Meinhard, Christel Merian. Tanya Kahana, Robin Kahnmeyer, Roland Hemmer und andere
Musik: Andy Matern
Cover: Firuz Askin
Titania Medien, 2010, 1 CD, ca. 69 Minuten Laufzeit, ca. 8,95 EUR, ISBN 978-3-7857-4269-3

Christel Scheja

Zu den Phantasten des frühen 19. Jahrhunderts, deren Namen man zwar kennt, bei denen man aber schon genauer überlegen muss, was sie eigentlich geschrieben haben, gehört E.T. A. Hoffmann (1776-1822). Neu in der Reihe „Gruselkabinett“ wurde von ihm nun die Novelle „Der Sandmann“ umgesetzt.

Die Begegnung mit einem seltsamen Mann im Studentenwohnheim, der nur behauptet, ein Weinhändler zu sein, ihm aber schreckliche Angst macht, weckt 1817 in dem Studenten Nathanael ein lange verdrängtes Trauma. Erinnerungen an die schrecklichste Zeit seines Lebens werden wach und bedrängen ihn, so dass er sich schließlich seinem besten Freund Lothar anvertraut, der ihm zusammen mit den Freunden zu helfen versucht.

Schritte und eine bestimmte Stimme erinnern den jungen Mann an einen Besucher aus seiner Kindheit, bei dem er sich auch nicht wohlfühlte. Dieser schattenhafte Unbekannte machte ihm von Anfang an Angst, die auch noch durch die dunklen Erzählungen der Kinderfrau lebendig wurden. Und schließlich trieb der Fremde seinen Vater in den Tod.

All das erzählt er seinem Freund und entfremdet sich durch weitere Grübeleien doch immer mehr von diesem. Zu allem Übel muss Nathanael dann auch noch aufgrund eines Brandes in eine andere Wohnung umziehen und begegnet dort einem sonderlichen Professor und seiner noch seltsameren Tochter Olimpia, die erneut dafür sorgen, dass seine Ängste erwachen...

„Der Sandmann“ ist eine typische Novelle aus der Zeit der „Schwarzen Romantik“, die sich weniger mit vordergründigem Grusel beschäftigt, als den Ängsten und Sorgen der Menschen, die die Welt im Wandel miterleben und ahnen, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor, sei es durch die Politik oder die Technik. Die unheimlichen Geschehnisse stehen für die Seelennöte, die Nathanael plagen, den Kindheitsängsten, die er nicht abgeschüttelt hat und ihn nun die Welt anders sehen lassen, als sie ist. Die Geschichte lässt letztendlich vieles offen und damit auch genug Spielraum für eigene Gedanken.

Action selbst gibt es nur am Ende, langweilig wird die Geschichte aber nicht, da man immer wieder durch kleine Hinweise und Andeutungen bei der Stange gehalten wird.

Das ist auch bei dem Hörspiel so, dass in der gewohnten Titania-Medien-Qualität umgesetzt wird. Man wird der Atmosphäre der Geschichte durch die manchmal etwas übersteigert dargestellten Gefühlen der Protagonisten gerecht, die Sprecher sind bei Spiellaune und wissen genau, wie sie ihrem Charakter Leben geben sollen, vor allem diejenigen, die eigentlich die Bösen sind.

Damit kann sich „Der Sandmann“ in die Reihe der gelungenen Literaturumsetzungen stellen, die nicht durch wer weiß wie viele Effekte, sondern eher durch die Freude und das Können der Spieler Atmosphäre und Spannung erzeugen.