Andreas Gruber: Ghost Writer (Buch)

Andreas Gruber
Ghost Writer
Titelbild: Michael Schubert
Luzifer, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 366 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95835-309-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Mittlerweile legt der Luzifer Verlag bereits die fünfte Kurzgeschichten-Kollektion des Österreichers Andreas Gruber auf. Nun ist es nicht erst seit gestern bekannt, dass sich Sammlungen von Erzählungen schwer an den Leser vermitteln lassen. Die Kassen in den Buchhandlungen - sowohl virtuell wie beim Buchhändler Ihres Vertrauens um die Ecke - klingeln kaum, wenn ein Verlag das Wagnis eingeht, ein entsprechendes Buch aufzulegen.

Dies mag damit zusammenhängen, dass die Leser immer bequemer werden. Angesichts ständiger Berieselung durch das TV, Streamingdienste und das Internet geht die Lesebereitschaft sowieso schon zurück. Dann aber sich immer wieder auf ein neues Ambiente, neue Figuren und Handlungen einzustellen, überfordert die Geduld der Leser - meinen zumindest die Großverlage.

Aber ist es nicht gerade dies, die Abwechslung, der kurze Text mit einem überraschenden Schluss, was dieses verlegerische Wagnis auszeichnet und für den Rezipienten interessant macht?

Neunzehn Beispiele Gruber'scher Erzählkunst beinhaltet der Band, der nach „Nothern Gothic“ und „Der fünfte Erzengel“ bereits zum dritten Mal das Horror-Subgenre bedient.


Und Andreas Gruber hält so einige bemerkenswerte Schmankerl für seine Leser bereit.

Darunter sind sehr kurze Beiträge - etwa von einem Abenteuer-Touristen, der weit mehr erhält, als er gebucht zu haben glaubt, einen Auftraggeber, der sein neu geschaffenes Wesen abholt, oder einem Organspender - wie auch Novellen, die dem Autor weit mehr Platz geben, seine Handlung aufzuziehen. Dabei nutzt er bekannte und gängige Sujets ebenso wie neue Ansätze, um seine Leser zu überraschen.


Wer hier auf Blood and Gore wartet, der wird enttäuscht. Stattdessen präsentiert uns der Autor lieber abwechslungsreiche Storys mit markanten Figuren die nicht nur interessant, sondern auch glaubwürdig gezeichnet werden. Er arbeitet dabei persönliche Ängste etwa vor dem Zahnarzt auf, beschäftigt sich mit einem Ermittler für Versicherungen, der versucht seinen Auftraggeber vor unberechtigten Ansprüchen zu schützen, oder widmet sich den letzten Tagen der Nazis in Wien. Es geht in Nervenheilsanatorien, in den Sumpf von Louisiana und auf den Spuren der griechischen Sagen nach Hellas und zur teuflischen Weihnacht; der Bogen ist weit gespannt, aber immer sind die Erzählungen ganz eigen, ein wenig anders, als das was man kennt.

Insoweit überraschen diese Geschichten, unterhalten spannend und gruseln ein wenig - genau das, was man von einer Horror-Kollektion erwartet eben.