Jens Lossau & Jens Schumacher: Der Pfuhldrache - Ein Fall für Meister Hippolit und Jorge den Troll 6 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. März 2018 15:31
Jens Lossau & Jens Schumacher
Der Pfuhldrache
Ein Fall für Meister Hippolit und Jorge den Troll 6
Titelbild: Steffen Winkler
Feder & Schwert, 2017, Taschenbuch, 374 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-86762-289-9 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Die Neuzeit ist auch in Nophelet angebrochen. Nein, ich spreche nicht von Straßen, auch nicht von Gehwegen oder von Krankenhäusern. Der letzte Schrei, zumindest bei denen, die es sich leisten können, sind Wasserklosetts in der Wohnung. Und das quer durch alle Schichten und Rassen - Trolle sind ebenso begeistert von den stillen Örtchen modernster Prägung wie Elben oder Zwerge, und auch die menschlichen Honoratioren sind natürlich mit von der Partie.
Dann sucht ein Serienkiller die Metropole heim. Leichen tauchen auf und, wie ein altes Troll-Sprichwort sagt: Leichen sehen nicht schön aus. Oder um es mit Jorge zu sagen: Es stinkt im Klo, zerreißt es die Opfer doch bei der Sitzung förmlich in der Luft.
Meister Hippolit hat seine Gabe für alles Sensitive im Einsatz verloren. Doch langsam, viel zu langsam kommt seine Begabung wieder zurück. Bis er wieder selbst Sprüche wirken kann, hat ihm der Leiter des IAIT einen jungen, talentierten, versierten und bewundernden Sensitiven mit gegeben. Jorge zitiert dabei, ohne dass sein Partner es hören kann, ein Sprichwort: „Mehr als zwei sind einer zu viel“ - bevor er sich grummelnd an die Ermittlungen macht. Dass er dabei auf eine Verflossene trifft, die ihm ein Geheimnis verrät, dass seine Welt… nun sagen wir bereichert wird, dass er einen Kinderschänder unschädlich macht, ginge ja noch, doch dann muss er mit den beiden Thaumaturgen in die Unterwelt – und die Kanalisation erweist sich dabei nicht nur als stinkende Kloake, sondern auch als Unterschlupf für einstige Mitbürger und… - na, das lesen Sie mal selbst.
Vor Jahren bei Lyx gestartet, hat die wunderbar schräge, urkomische und pointierte Reihe um die beiden Ermittler schon seit einiger Zeit bei Feder & Schwert eine neue verlegerische Heimat gefunden. Inzwischen erscheint bereits der dritte neue Roman dort, die drei vergriffenen Titel von Lyx wurden neu aufgelegt.
Die Verfasser lassen sich immer wieder neue Abenteuer der so ungleichen Ermittler einfallen, und man merkt bei der Lektüre, mit wieviel Spaß und Herzblut die Herren Autoren dabei sind.
Vorliegend deduktieren unsere beiden Ermittler natürlich quintessentiell was das Zeug hält. Und sie haben auch so manch gefährliche Situation zu meistern, wobei der Ausflug in die geheime Stadt unter der Stadt, in die stinkende Kloake und in die Aborte der Reichen und Mächtigen, sie mächtig fordert.
Neben der Krimi-Handlung, der Suche nach Motiv und Täter lassen die beiden Autoren immer wieder auch ernstere Themen mit einfließen. Da geht es dann um Mobbing in der Schule, es geht um Ausgrenzung fremdartig Aussehender, um Gleichberechtigung, um die sozialen Missstände und das Verhältnis der Rassen zueinander. Damit öffnen sie ein Fass, das man in einem Fantasy-Roman eher nicht vermuten würde. Dies aber so unauffällig und als logischer Bestandteil des Plots, dass es nie aufgesetzt oder störend wirkt. Ganz im Gegenteil, verleihen diese durchaus ernsten Gedanken und Anspielungen dem Roman zusätzliche Tiefe.
So verbinden sich unterhaltsame Elemente mit einer packenden Krimi-Handlung, unterhält der Roman erneut fulminant und macht Appetit auf weitere Abenteuer unserer so unterschiedlicher Ermittler.