Hans Rosenstengel & Waldemar Schilling (als Ferdinand Kringel): Vom Mars zur Erde (Buch)

Hans Rosenstengel & Waldemar Schilling (als Ferdinand Kringel)
Von Mars zur Erde
Verlag Dieter von Reeken, 2018, Paperback, 238 Seiten, 17,50 EUR, ISBN 978-3-945807-18-7

Rezension von Carsten Kuhr

Das Interesse an klassischer Utopie, an den Vorläufern der modernen Science Fiction, war nie wirklich sehr groß und ist, das ist eine beklagenswerte Tatsache, inzwischen noch weiter abgeebbt. Trotzdem, oder gerade deswegen, hält Dieter von Reeken, der Herausgeber und Verlagsinhaber sein Fähnchen hoch und produziert immer wieder bemerkenswerte Titel, die zu Unrecht vergessene Preziosen wieder zugänglich machen.

Vorliegend hat er fünf Erzählungen dem Vergessen entrissen, die auch antiquarisch kaum aufzufinden sind. Dabei paart er zwei Autoren, über die man wenig weiß, außer dass sie grob im selben Zeitraum gelebt und gewirkt haben. Verbindendes Element ist auch, dass es in den Erzählungen zumeist um den Roten Planeten, den Mars, geht.

 

Den Auftakt bilden zwei Erzählungen von Hans Rosenstengel. Zunächst verfolgen wir den Wettlauf der Deutschen gegen die Engländer darum, wer wohl als Erster das Reisen im All ermöglicht. Dabei nutzen die Wissenschaftler nicht etwa die Kraft des Feuers, der Explosion, um der Erde zu entfliehen, sondern sie nutzen die Schwerkraft, die sie gezielt beeinflussen können. Überraschend dabei, dass nicht nur die Erdanziehungskraft, sondern auch die Gravitation der Sonne und anderer Planeten genutzt wird. Auf ihrer Reise besuchen die zwei Erwachsenen und ihr junger Gefährte Mond und Venus, letztere bietet sich als paradiesischer Planet an.

In der anderen Geschichte besuchen Marsianer die Erde. Die Erdbewohner werden dabei erstaunlich kritisch als Kriegstreiber, Egoisten und habgierige Wesen, die für Reichtum bereit sind ihre Überzeugungen zu verraten, gezeichnet. Enttäuscht wenden sich die Besucher von den ab - auch wenn einer der Menschen sich als integer erweist und sie letztlich begleiten darf.

In Anschluss daran folgen drei Erzählungen von Waldemar Schilling, der unter dem Pseudonym Ferdinand Kringel veröffentlichte.
In dem ersten Beitrag geht es um ein sagenhaftes Erbe, das eine exzentrische Französin demjenigen verspricht, der als Erster eine Gesprächsverbindung zum Mars etabliert. Dass aber einer der Marisaner, der zusammen mit einem Erdbewohner in bestem Latein die Verbindung herstellt das Erbe einfordert, überrascht dann doch.
Ein weiteres Erbe steht im Zentrum der nächsten Erzählung. Ein reicher Diamantenminen-Besitzer vermacht seiner jüngsten Tochter nur ein Rätsel - das mit einem Kometen und einem Schatz zusammenhängt.
Mit Hilfe von Radium besucht ein Wissenschaftler der Erde den Mars - ein Fiebertraum, oder Realität?


Allen fünf Storys merkt man ihr Alter an. Das wirkt anheimelnd und nostalgisch, präsentiert es doch eine ganz andere Art wie damals gedacht, gehandelt und erzählt wurde. Steif könnte man den Umgang der Menschen miteinander finden, gleichzeitig aber haben Zurückhaltung und Höflichkeit einen ganz anderen, höheren Stellenwert inne, als heutzutage. Insoweit sind die Beiträge Zeitzeugen einer vergangenen Ära, in der die Forscher für uns moderne Menschen oftmals ungewöhnliche technische Wege gehen, um fremde Planeten zu besuchen. Dabei entfalten die Geschichten durchaus ihren Reiz, ist man interessiert dabei, wenn die Wissenschaftler nach Lösungsmöglichkeiten für die anstehenden Probleme suchen, wenn eine Verbindung zu den Marsbewohnern hergestellt werden soll, oder es gilt, das All zu erobern.