Extremity 1 (Comic)

Daniel Warren Johnson
Extremity 1
(Extremity, Vol. 1: Artist, 2017)
Übersetzung: Monja Reichert
Cross Cult, 2018 Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-589-5

Rezension von Christel Scheja

Fantasy hat viele Ausprägungen. Mal romantisch, mal süß, und dann wieder knallhart und voller Action. Gerade in den Comics scheint man im Moment einem sehr kompromisslosen Kurs zu folgen, vermutlich weil gerade „Game of Thrones“ entsprechende Begeisterung für harte Stoffe bei den eher männlichen Lesern weckt.

 

Thea scheint endlich die Aufgabe gefunden zu haben, die ihr Leben bestimmen soll, denn sie ist eine gute Zeichnerin und hat das Auge, um die Erlebnisse und Gesichter ihres Clans abzubilden. Doch dann wird dieser von den feindlichen Paznina überfallen, die ihre Mutter umbringen und das Mädchen grausam verstümmeln.

Sie überlebt, ist aber geprägt fürs Leben nach diesem Ausbruch sinnloser Gewalt. Und es braucht lange, bis nicht nur die Wunde ausgeheilt ist, sondern sie auch wieder anfängt zu leben. Zusammen mit ihrem Vater, dem Bruder und dem Rest des Roto-Clans hat sie von nur noch ein Ziel: den Überfall und die Toten zu rächen, den Feinden die Grausamkeit  zu vergelten.


Die Helden der actionreichen und brutalen Geschichte handeln getreu des biblischen Grundsatzes „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, und so versuchen die Roto auch nicht mehr zu verhandeln, sondern nehmen sich ihre Rache auf die Art, die sie kennengelernt haben - egal was vorher war.

Thea ist dabei die zentrale Figur, ein Mädchen, das durchaus einen anderen und viel friedlicheren Weg gehen könnte, nun aber nicht mehr dazu kommt, weil ein Überfall, weil ein Akt von sinnloser Grausamkeit, die niemand versteht oder nachvollziehen kann, ihr bisheriges Leben zerstört. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie am Anfang nur eines kennt: bittere Rache zu nehmen für all das, was man ihr angetan hat, da sie ja durch die Verstümmelung ohnehin kein anderes Ziel mehr im Leben zu haben scheint.

Die Handlung ist im Prinzip recht dünn, wird aber auch entsprechend in Szene gesetzt, manchmal hat man das Gefühl, die Gewalt diene zum Selbstzweck, hat aber dann doch einen Klumpen im Hals, wenn man überlegt, dass auch auf der Erde Ähnliches geschehen ist und geschehen wird und aus kleineren Konflikten einen großen Krieg werden lässt.
Die Geschichte hat jedenfalls das Potential dazu, nachdenklich zu machen und die Konsequenzen weiter zu führen, auch wenn noch nicht abzusehen ist, ob das wirklich geschieht. In der Hinsicht muss man sich wohl überraschen lassen.

Der erste Band von „Extremity“ hat es in sich - brutal und actionreich wird hier von einem Rachefeldzug erzählt, der aber auch einen bitteren Nachgeschmack im Mund hinterlässt, da der Künstler auch zeigt, wie sehr das die Figuren zu verändern beginnt, nachdem schon einmal ihr altes Leben durch sinnlose Gewalt zerstört wurde.