Wonder Woman Anthologie (Comic)

Wonder Woman Anthologie
(Wonder Woman (1942) 1, 7, 28, 99, 107, 204, 288, Wonder Woman (1987) 1, 93, 113, 142, 177, 195, Justice League the New Frontier Special 1, Wonder Woman (2011) 1, Sensation Comics Featuring Wonder Woman 1, 7, (1942-2016))
Autoren: William Moulton Marston, Robert Kanigher, George Perez u.a.
Zeichner: Harry G. Peter, Ross Andru, George Perez, Mike Deodato jr. u.a.
Übersetzung: Steve Kups, Mandy Mtz, Alexander Rösch
Panini, 2017, Hardcover, 404 Seiten, 34,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0038-8

Rezension von Irene Salzmann

Wonder Woman ist eine Schöpfung des Psychologen, Autors und Mitentwicklers des Lügendetektors William Moulton Marston (1893-1947), der sich für diesen Charakter von der Frauenbewegung inspirieren ließ. Ihre ersten Abenteuer zeichnete Harry G. Peter (1880-1958). 1941 debütierte Wonder Woman in „All Star Comics“ 8. Bereits ein halbes Jahr später (1942) erhielt sie ihre eigene Serie, die über die Jahre mehrmals einen Relaunch erfuhr. Darüberhinaus ist sie Gründungsmitglied der JLA und Gaststar in so mancher anderen Comic-Reihe von DC.

Die Geschichte von Wonder Woman wurde entsprechend oft umgeschrieben, d. h. gemäß den veränderten Gegebenheiten modernisiert, den neuen Erzähl- und Zeichentechniken angepasst, ihre Charakterisierung komplexer gestaltet. Dennoch blieb sie als Amazone immer eine selbstbewusste und selbstbestimmte Frau, die sich weniger auf ihre Kraft als auf ihren Intellekt verlässt und andere Wege zur Konfliktbewältigung sucht als ihre männlichen Kollegen. Sie will allen, die Hilfe brauchen, beistehen und das Richtige tun.


Die „Wonder Woman“-Anthologie ist eine Reise durch die Zeit, welche „Die vielen Gesichter der Amazonenprinzessin“ zeigt, denn neue Autoren und Zeichner (George Pérez, Mike Deodato Jr., John Byrne, Gail Simone etc.) haben diese Figur immer wieder mit zusätzlichen Facetten ausgestattet oder sie im Rahmen ihrer Historie frisch und zeitgenössisch interpretiert.

Es ist gleichzeitig auch eine Geschichte der Superhelden-Comics, denn die Episoden, die aus acht Jahrzehnten stammen, veranschaulichen, wie die Storys und Panels gestaltet wurden, welchen Einfluss die Mode auf zum Beispiel Statur, Gesicht, Frisur sowie Kleidung hatte und welche Themen die Leser bewegten.

Es gibt einige wiederkehrende Fixpunkte in „Wonder Woman“, die praktisch jeden Relaunch überlebt haben: das Aufwachsen als Prinzessin auf der abgeschirmten Paradiesinsel, das Übernehmen von Verantwortung in der Welt der Menschen, ihre Freunde und Feinde, die teils aus der antiken Mythologie rekrutiert wurden. Freilich gibt es auch Varianten, denn nicht auf allen Erden nahm/nimmt die Handlung denselben Verlauf.

Es finden sich zudem Jugendabenteuer von Wonder Girl, ein Code-Name, der allerdings sehr bald anderen Teenagern überlassen wurde, die in die Fußstapfen ihres großen Vorbilds treten wollten. Auch sie haben ihre Auftritte oder werden wenigstens erwähnt.

Die einzelnen Geschichten wurden bewusst ausgewählt, da sie charakteristisch sind für Wonder Woman und ihre Weiterentwicklung dokumentieren. Jede Story wird durch ein Vorwort eingeleitet, das Näheres über den Hintergrund der Erzählung, des Autors und Zeichners sowie der wichtigsten Protagonisten verrät.

Außerdem wurde dem Band eine Einführung von Lynda Carter vorangestellt, die von 1975 bis 1979 Wonder Woman in der gleichnamigen US-Serie verkörperte.


Für Comic-Fans und Sammler, die nicht allein an spannenden und schön gezeichneten Abenteuern interessiert sind sondern auch gern einen Blick hinter die Kulissen werfen, die Entwicklung einer Serie, einer Figur, des Comics an sich verfolgen möchten, liefert die Anthologie reizvolle Einblicke und Informationen zu fast achtzig Jahren Wonder Woman.

Natürlich wirken einige Geschichten altbacken, aber wer sich das Hardcover zulegt, weiß, worauf er sich einlässt, und betrachtet die verschiedenen Episoden vor ihrem zeitlichen Hintergrund und bestaunt die Entwicklung.