Trigan 9: Machtspiele (Comic)

Mike Butterworth
Trigan 9
Machtspiele
(The Puppet Emperor, The Five Labours ot Trigo)
Titelillustration und Zeichnungen: Don Lawrence
Übersetzung: Susanne Picard, Uwe Peter
Panini, 2017, Hardcover, 80 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0245-0

Rezension von Irene Salzmann

Ein falscher Wahrsager prophezeit der jungen Narinda, dass ihr kleiner Sohn eines Tages der Kaiser des Triganischen Imperiums sein wird. Im Glaube, dass die Worte wahr seien, erzieht sie ihn wie einen Prinz - genauer: zu einem eitlen, arroganten Dummkopf. Als die kaiserliche Familie Jahre später durch Verrat gestürzt und gegenüber dem Volk behauptet wird, alle seien an einer Krankheit gestorben, durchkämmen abtrünnige Soldaten die Häuser, um eine geeignete Marionette zu finden, woraufhin der Orakelspruch wahr wird. Narinda erkennt jedoch schon bald, dass Trigo II benutzt wird und es nicht einmal bemerkt. Um noch Schlimmeres zu verhindern, ist sie sogar bereit, ihren Sohn zu opfern und den wenigen Menschen zu helfen, die Widerstand gegen das Unrechtregime leisten.

Einmal mehr wagen die Loka einen Aufstand, bei dem Kaiser Trigo schwer verletzt wird. Die Ratsmitglieder wollen ihn zur Abdankung zwingen, da sie meinen, dass bloß ein vitaler Kaiser das Volk führen kann. So einfach will sich Trigo jedoch nicht seiner Ämter entheben lassen und bittet um eine Frist, die er nutzt, um durch ein hartes Training zu gesunden. Der Rat ist trotzdem nicht davon überzeugt, dass Trigo seine Aufgaben erfüllen kann und verlangt von ihm, dass er fünf Aufgaben erfüllt, um seine Qualitäten zu beweisen. Diese Arbeiten sind praktisch unmöglich zu bewältigen.


Der Band besteht, grob betrachtet, aus zwei Geschichten: In „Der Marionetten-Kaiser“ verliert Trigo wieder einmal seinen Thron und wird durch einen Nachfolger ersetzt, den die wahren Machthaber lenken. Weil Trigo II so erzogen wurde, dass er sich für den nächsten Kaiser hält, während es ihm an Bildung, Reife und sonstigen Qualitäten mangelt, macht ihn das zur idealen Marionette. Seine Mutter wacht sehr schnell aus ihrem kühnen Traum auf, da sie sich der Schwächen ihres Sohnes bewusst wird, der nicht einmal Skrupel hat, sie aus dem Weg zu räumen, wenn sie ihn als Kaiser infrage stellt. Als Narina zu gefährlich für die echten Herrscher wird und ihr Sohn das böse Spiel endlich durchschaut, handelt er.

„Die fünf Aufgaben“, die von Trigo kaum bewältigt werden können, sind an die zwölf Arbeiten angelehnt, die Herakles für seinen Bruder Eurystheus erfüllen sollte und die weitgehend ebenfalls nur durch Verstand gelöst werden konnten. Man merkt den Räten an, dass sie einen jüngeren und gesunden (beeinflussbaren?) Kaiser wünschen, sodass die Missionen entsprechend schwer ausfallen. Tatsächlich verdankt es Trigo vor allem seinem Ratgeber Perik und Personen, denen er unterwegs begegnet, dass er Erfolge einfährt.

Tatsächlich ist das Motiv, dass die kaiserliche Familie durch Verrat vorübergehend den Herrschaftsanspruch verliert, nicht neu. Meist waren es Rache, Machthunger oder Eroberungswille, die dazu führten; diesmal sind es Unzufriedenheit beziehungsweise die Angst der Militärs, dass sie an Einfluss verlieren könnten. Ebenfalls schon in Gebrauch war die kryptische Botschaft, durch welche Trigo und seine Vertrauten in eine Falle gelockt werden (weil sie nichts dazu gelernt haben …).

Strohmänner als Herrscher sind ebenfalls vorgekommen, aber noch keiner war so naiv, egozentrisch und ungebildet wie Trigo II, der selbst seine Mutter, die alles für ihn tat, schlecht behandelt. Dass sie in ihrer Verblendung seinen schwachen Charakter und die überbordende Arroganz noch bewunderte, ist kaum nachvollziehbar. Entsprechend schwer zu glauben ist darum auch ihre Kehrtwende zur starken, verantwortungsbewussten Frau, die eine Wende des Desasters einleitet.

Die Analogie zu den zwölf Taten des Herakles wird gar nicht erst geleugnet, da Autor Mike Butterworth schon immer gern aus Sagen, Filmen und Büchern schöpfte. Man hat das Ganze jedoch auf fünf Aufgaben reduziert, denn es wäre wohl doch ein zu langer Zeitraum gewesen, die Leser der Comic-Reihe „Trigan“ für ebenso viele Arbeiten bei der Stange zu halten, während das Imperium ohne Regenten hätte überdauern müssen, lauern doch allerlei feindliche Völker auf eine Gelegenheit, das Imperium auszulöschen. Man hat mit dieser Storyline zweifellos auch darauf geantwortet, dass zuletzt sehr oft Janno, der Neffe von Trigo, im Fokus stand, da er die Rolle des jugendlichen Helden besser erfüllt als der Kaiser mit den grauen Schläfen.

Interessant an diesem Album ist überdies, dass die letzte Seite mit einem Cliffhanger endet, der auf die nächste Episode einstimmen soll, während bisher alle Storys abgeschlossen waren. Das ist ein bisschen schade, zumal es sich bloß um zwei Panels handelt, die man gewiss auch so hätte gestalten können, dass die Geschichte rund endet.

Wie immer offeriert Zeichner Don Lawrence hervorragende Illustrationen, die realistisch und detailreich sind, sodass man sie immer wieder gern betrachtet. Seiner Arbeit ist es zu verdanken, dass die Geschichten, die zwischen 1965 und 1982 erschienen, immer noch gern gelesen werden, vor allem vom reiferen Publikum.

Ergänzt wird das Album mit interessanten Sekundärtexten, welche die Storys und die mitwirkenden Künstler näher beleuchten.

Eine schöne Sammler-Edition für alle, die die alten SF-Comics namhafter Autoren und Zeichner zu schätzen wissen.