Nicole Sternfeld (Hrsg.): Ein Vampir zum Küssen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 04. Juni 2010 23:08
Nicola Sternfeld (Hrsg.)
Ein Vampir zum Küssen
Der Auszug aus „Untot mit Biss” von Karen Chance wurde von Andreas Brandhorst aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen
Titelgestaltung von Guter Punkt unter Verwendung von Motiven von Anke Koopmann und Shutterstock
Piper, 2010, Taschenbuch, 224 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-25823-4
Irene Salzmann
Noch immer liegen verliebte Vampire im Trend, und so versuchen auch deutsche Autorinnen, dem Beispiel ihrer englischsprachigen Kolleginnen zu folgen und ihre Beiträge zur populären Romantacy beizusteuern.
Wer nach dem Band „Ein Vampir zum Küssen“ greift, bekommt eine Anthologie, herausgegeben von Nicola Sternefeld, mit sechs Geschichten. Fünf stammen aus der Feder weniger bekannter deutscher Autorinnen, und eine entpuppt sich als Auszug aus „Untot mit Biss“ von Karen Chance, die durch ihre „Cassie Palmer“-Reihe (ebenfalls Piper) auch hier einige Fans um sich scharen konnte. Schade, dass es keine eigenständige Kurzgeschichte ist, sondern sich um den Anfang von Band 1 handelt und damit auch noch auf dem Klappentext ausdrücklich geworben wird. Wer Cassie Palmers Abenteuer verfolgt, dürfte entsprechend enttäuscht sein und nach diesem missglückten Auftakt befürchten, dass die Storys insgesamt mehr versprechen, als sie halten können.
Karen Chance: „Untot mit Biss“
Eine Morddrohung schreckt Cassie Palmer auf. Wer will sie plötzlich tot sehen? Noch ehe sie Maßnahmen treffen kann, um ihr Leben zu retten, wird sie zur Gejagten, und ausgerechnet ihr Mitbewohner, der attraktive Toma, den sie schützen wollte, wartet mit einer dicken Überraschung auf.
Mina Wolf: „Bella Italia“
Leonie ist von ihrem Nachbarn Marcus fasziniert, obwohl – oder: weil er ein attraktiver Vampir ist. Nachdem sie sich für einige Tage um seine Wohnung kümmerte, während er unterwegs war, kommen sie einander näher. Marcus lädt sie sogar zu einer Reise durch Italien ein. Ob daraus mehr werden könnte?
Lisa Benning: „Bloody Mary“
Eigentlich wollte Marie nur zusammen mit Magda einen richtigen ‚Mädels-Urlaub‘ genießen, so wie früher, bevor ihre beste Freundin geheiratet und das kleine Paul-Ungeheuer in die Welt gesetzt hat. Aber die gemeinsamen Tage scheinen ein einziges Desaster zu werden. Dann lernt Marie den gut aussehenden Jonathan kennen und verfällt sogleich seinem Charme …
Maike Hirsch: „Take me with you“
Rachel verliebt sich in den Vampir Ryan, nachdem er ihr Vertrauen nicht missbrauchte und darauf verzichtete, sie zu beißen. Er scheint ihre Gefühle sogar zu erwidern, doch das Leben als Vampir schildert er ihr als nicht gerade rosig. Rachel muss sich entscheiden.
Regine C. Henschel: „Abrechnung mit einem Vampir“
Eine junge Frau sieht sich um die Früchte ihres Erfolgs betrogen, als ihr Lebens- und Geschäftspartner eigene Wege geht und sie längst durch eine andere ersetzt hat. Ein geheimnisvoller neuer Freund gibt ihr die Kraft, mit dem untreuen Freund Schritt für Schritt abzurechnen.
Stephanie Schätzl: „Suche Mann mit Biss“
Laura ist immer noch nicht über ihre große Liebe, einen Vampir, hinweg, der eines Tages spurlos aus ihrem Leben verschwand. Über eine Kontaktanzeige versucht sie, einen Vampir kennen zu lernen, der ihre hohen Erwartungen zu erfüllen vermag. Der junge, etwas linkische Sebastian ist zwar ganz nett, entspricht aber nicht ihren Vorstellungen. Der reife, weltmännisch auftretende Alexander kommt dem Ideal schon näher, hat dafür aber unangenehme Macken …
Die kurzen Inhaltsangaben nehmen es vorweg: Jede dieser Storys (ausgenommen der Beitrag von Karen Chance) ist eine waschechte Romanze, wie man sie als Kurzgeschichte in einschlägigen ‚Frauen-Magazinen‘ finden kann, und hätte auch ohne das phantastische Element funktioniert.
Vergleichbare Themen findet man reichlich in der Belletristik und im Fernsehen. Weder der ‚Latin Lover‘, der der Auserwählten seine Heimat zeigt, noch der misslungene Urlaub mit Konsequenzen, weder die Frau am Scheideweg, die sich für ihr altes oder ein neues Leben entscheiden muss, noch die rachsüchtige Betrogene oder das Liebesglück über eine Kontaktanzeige inklusive Dreiecksbeziehung sind neu – nicht einmal in Verbindung mit Vampiren.
Kann man auf das phantastische Element verzichten und wird nicht müde, Vertrautes zu lesen, sucht man nach leichten, vergnüglichen Romanzen, bei denen es keine Rolle spielt, ob der Love-Interest ein engagierter Arzt, ein Traumschiff-Kapitän, ein schmucker Wilderer oder eben ein Vampir ist, dann wird man seinen Spaß an der Anthologie haben. Sie erfüllt die Bedürfnisse junger, romantischer Leserinnen, die keinerlei Experimente wünschen. Die Freunde der Phantastik sind hingegen mit anderen Titeln besser beraten.