Holger Sonnabend: Illustrierte Geschichte der Antike (Buch)

Holger Sonnabend
Illustrierte Geschichte der Antike
J. B. Metzler Verlag, 2017, Hardcover, 174 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-476-04327-5

Rezension von Irene Salzmann

Der deutsche Althistoriker Holger Sonnabend, geb. 1956, ist Verfasser von mehreren Titeln, die Persönlichkeiten und Geschehnissen in der Antike gewidmet sind. Im Sachbuch „Illustrierte Geschichte der Antike“ liefert er einen kurzen, kompetenten Abriss über den Aufstieg und Niedergang von erst Griechenland und dann dem Römischen Imperium. Berücksichtigt wurde die Zeit von etwa 2000 v. Chr., der Beginn der Minoischen Kultur auf Kreta, bis ins Jahr 1453, der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen.

Er greift die wichtigsten Ereignisse auf und beschreibt zahlreiche namhafte Personen, die maßgeblich an den jeweiligen Entwicklungen beteiligt waren oder durch ihre Denkansätze, Erfindungen, Bau- und Kunstwerke ihre Zeit und die Nachwelt beeinflusst haben. In etwa sind es dieselben Grundinformationen, die man als Schüler im Geschichtsunterricht abhaken muss.

Daraus ergibt sich der Schluss, dass der Band an ein geschichtlich interessiertes Laien-Publikum adressiert ist, das einen Überblick über die Antike wünscht, der allerdings nicht weiter ins Detail geht und stattdessen größeres Gewicht auf Zusammenhänge und Folgen legt. Als Begleitmaterial für den Schulunterricht durchaus empfehlenswert.

Der Inhalt ist nach einer kurzen Einführung, in dem der Begriff „Antike“, der in erster Linie für die Geschichte der Griechen und Römer steht, erläutert und auf die spätere Betrachtungsweise der Antike - sie wurde besonders in der Renaissance ob ihrer kulturellen Errungenschaften (Bauwerke, Kunst, Literatur etc.) verbrämt - eingegangen wird, in zwei Teile gegliedert:

Von den frühen außereuropäischen Hochkulturen (Mesopotamien, Ägypten, die Reiche der Hethiter und Achämeniden) erfolgt sofort der Schwenk zum eigentlichen Thema.

Die Griechen wanderten in mehreren Wellen in jene Region ein und besiedelten nach und nach die Inseln und Küstenregionen des Mittelmeers. Ein erstes kulturelles Zentrum bildete sich auf Kreta. Die minoische Kultur verfügte sogar über eine Schrift, die anders aufgebaut ist als die der späteren Mykener, was vermuten lässt, dass die Minoer keine Griechen waren, wenngleich Historiker sie gern als Frühgriechen bezeichnen. Innerhalb der mykenischen Blütezeit vermutet man die von Homer geschilderte Zerstörung der Stadt Troja.

Darauf folgten die sogenannten „Dark Ages“ (in denen unter anderem die Schrift verloren ging), welche diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen und die Weichen stellten für die folgenden Entwicklungen, die Griechenland zu einem Machtfaktor in der Mittelmeer-Region werden ließen: Von den Phöniziern wurde die Schrift adaptiert, die Poleis entstanden, die Demokratie wurde in Athen geboren, der Handel florierte, Kolonien wurden gegründet, die Wissenschaften und Künste wurden gefördert. Erfolgreich verteidigten sich die Städtebünde gegen orientalische Invasoren (Persien), bis Streitigkeiten um die Hegemonie den Feinden in die Hände spielten, deren Interventionen den Aufstieg Mazedoniens begünstigten. Das Großreich Alexander des Großen zerfiel nach seinem plötzlichen Tod schon bald, sodass sich niemand der immensen Expansion Roms entgegenstellte. Nach der Schlacht von Pydna 168 v. Chr. wurde Griechenland römische Provinz.

Auch Italien erlebte Einwanderungswellen, und die Neuankömmlinge, darunter griechische Kolonisten, vermischten sich mit der lokalen Bevölkerung (unter anderem den Etruskern). Laut Legende gilt Aeneas, der aus dem zerstörten Troja mit einigen Getreuen fliehen konnte, als Ahnherr von Romulus und Remus, den mythischen Stadtgründern Roms. Auf die Königszeit folgte die Republik, die nach vielen Krisen ein Ende fand durch Caesars Aufstieg zum Diktator. Sein Nachfolger Augustus legte den Grundstein für die Kaiserzeit. Unter Trajan erreichte das Römische Imperium seine größte Ausdehnung und erlebte in befriedeten Jahren einen kulturellen Aufschwung.

Interne Konflikte, die Völkerwanderung, das Erstarken anderer Mächte (Sassanidenreich) leiteten die Spaltung des mittlerweile christianisierten Reichs in Ost- und Westrom ein. Die Absetzung von Romulus Augustulus 476 durch den Germanen Odoaker markiert das Ende des weströmischen Reichs. Trotz massiver Gebietsverluste überdauerte Ostrom bis 1453 und wurde, geschwächt durch die Plünderungen der Kreuzfahrer und interner Probleme, von den Osmanen unter Mehmed II eingenommen.


Die Schilderungen lesen sich angenehm und spannend. Zahlreiche passend gewählte Abbildungen lockern die Texte genauso auf wie die grau unterlegten, runden Informationsblasen, in denen in erster Linie wichtige Persönlichkeiten wie Herodot, Perikles, Hannibal, Cicero und Theodora kurz vorgestellt werden (allein bei Konstantin VII Porphyrogennetos, S. 168, hat das Lektorat einen Fehler übersehen, da hier der Text zu Augustinus, S. 159, wiederholt abgedruckt wurde). Die Größe der Abbildungen reicht von etwa Kreditkartenformat bis ein und eine halbe Seite. Den Schlusspunkt setzen eine Zeittafel und eine übersichtlich sortierte Liste mit Literaturempfehlungen.

Die „Illustrierte Geschichte der Antike“ bietet einen informativen Überblick über die Epoche und stellt einen guten Einstieg in dieses komplexe Thema dar. Das Literaturverzeichnis erlaubt es allen, die an zusätzlichen Details interessiert sind, sich ausführlicher mit der Materie zu befassen und sich auch Spezialthemen zuzuwenden.