Willem Bilderdijk: Kurzer Bericht über eine bemerkenswerte Luftreise und Entdeckung eines Neuen Planeten (Buch)

Willem Bilderdijk
Kurzer Bericht über eine bemerkenswerte Luftreise und Entdeckung eines Neuen Planeten
Übersetzung: Dieter von Reeken
Titelbild: Charles Howard Hodges
Verlag Dieter von Reeken, 2017, Paperback mit Klappenbroschur, 108 Seiten, 12,50 EUR, ISBN 978-3-945807-12-5

Rezension von Carsten Kuhr

Im Jahr 1782 begann die moderne Luftschifffahrt. Die Gebrüder Montgolfier erfanden den Heißluftballon, dessen Siegeszug der Lüfte die Phantasie der Menschen beflügelte. Einer, der sich von den Möglichkeiten die die Luftschifffahrt versprach inspirieren ließ, war der Niederländer Willem Bilderdijk.

 

1811 verfasste er diese Erzählung, in der er einen weit gereisten Europäer vorstellt, der vom Sultan unterstützt eine Wette in die Tat umsetzt. Er baut im Orient einen Heißluftballon und startet mit diesem zu einer Luftreise. Dass sein Begleiter gleich zu Beginn panisch aus dem Korb springt führt dazu, dass der Ballon weit schneller und weiter aufsteigt, als geplant.

Als unser Reisender nach der Ohnmacht und Havarie wieder zu sich kommt, findet er sich auf einem seltsamen Himmelskörper wieder. Die Flora und Fauna sind ihm unbekannt, am Himmel findet er zwei Monde, die ihre Positionen weit langsamer als vom heimischen Mond gewohnt verändern. Auf seiner Wanderung durch die Steppe, vorbei an Seen und einer vulkanische Karstlandschaft wird er selbst zum Vegetarier, vermeint er sich doch im Garten Eden zu befinden. Als er auf das Skelett eines antiken Griechen stößt, versinkt er in Selbstmitleid. Erst als er den Ort seiner Havarie wiederfindet und seinen Ballon repariert, gelingt ihm die Flucht zurück.


Weit über einhundert Jahre nach seiner Erstveröffentlichung legt Dieter von Reeken die erste Übertragung ins Deutsche vor. Inhaltlich wartet ein kurzer Text auf den Leser, der durchaus zu unterhalten weiß.

Bricht man die Handlung herunter, so strandet unser Abenteurer unfreiwillig auf einem fremden Himmelskörper, an dessen Erforschung er sich macht. Zwar trifft er, anders als in späteren Versionen der Geschichte, nicht auf feindliche Eingeborene, sondern wandert über ein menschenleeres Land, macht dabei aber durchaus faszinierende Entdeckungen. Der Autor deutet hier Vieles an, lässt seine Leser mit erkunden und mit rätseln. So wird man als Rezipient mit dem Aha-Erlebnis, einen der Monde als Erde zu erkennen, belohnt.

So legt Dieter von Reeken erneut einen zu Unrecht vergessenen Klassiker auf, der nach wie vor lesbar ist.