Uwe Hermann: Versuchsreihe 13 - Die Epidemie (Buch)

Uwe Hermann
Versuchsreihe 13 - Die Epidemie
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2017, Paperback, 368 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-86402-502-0 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Jan Niklas Meier

Uwe Hermann ist hierzulande definitiv kein Unbekannter in phantastischen Gefilden. So vermochte er etwa mit der Anthologie „Das Amt für versäumte Ausgaben“ seine Leser zu begeistern. Wer die Geschichten aus jener Sammlung kennt, dem wird in „Versuchsreihe 13“ Einiges bekannt vorkommen, ist der Roman doch ein Sequel einer der dort enthaltenen Storys. Doch auch all diejenigen, die jene Anthologie noch nicht kennen, kommen in Hermanns neuestem Werk voll auf ihre Kosten, die Handlung ergibt auch ohne Vorwissen Sinn und sämtliche Figuren funktionieren ganz wunderbar.

 

Hamburg steht unter Quarantäne, denn mit Nanorobotern infizierte Menschen streifen umher und töten jeden noch nicht Angesteckten, der ihnen in die Quere kommt. Florian Richter ist ein Polizist, der das Pech hatte, mit eben jenen winzigen Maschinen in Berührung zu kommen; er wurde infiziert, starb und wurde wiederbelebt. Er erwacht in einem unterirdischen Geheimlabor, das von den Infizierten überrannt wurde, und macht sich auf die Suche nach seiner vermissten Freundin. Doch die Roboter in seinem Blut sind besonders: Es handelt sich um den Ursprungsstamm der Nanobots, die Versuchsreihe 13. Plötzlich haben es nicht nur die Infizierten auf Richter abgesehen, sondern ebenso skrupellose Männer, die an die Roboter im Blut des Polizisten wollen.


Hermann schreibt hier also den etwas anderen Zombie-Roman. Der Autor ist bemüht, seine Infizierten von den so omnipräsenten wandelnden Toten abzugrenzen. Das gelingt ihm allerdings nur bedingt. So ist es besonders während der Actionszenen herzlich egal, ob die Protagonisten nun vor Zombies oder besagten Infizierten flüchten. Auch wenn der Leser letzten Endes noch etwas über die Infizierten erfährt, das er anfangs so wohl nicht erwartet hätte, ist dies nichts, was verschiedene Zombies nicht auch schon getan hätten.

„Versuchsreihe 13 - Die Epidemie“ bleibt aber definitiv ein gutes Buch, ob die Infizierten nun Zombies ähneln oder auch nicht, ist dabei herzlich egal. Der Autor hat zunächst einmal sichtlich Spaß daran, in seiner Fiktion Hamburg Schritt für Schritt dem Erdboden gleichzumachen. Irgendwie macht es auch einen guten Teil des Reizes des Romans aus, dass viele Leser wohl zumindest einige Schauplätze kennen dürften. Eine schöne Idee sind auch die Querverbindungen zwischen einigen der Protagonisten, die zwar nicht handlungstragend sind, trotzdem aber das eine oder andere Aha-Erlebnis spendieren.

Der Autor kann aber mehr, als eine bekannte norddeutsche Stadt zu zerlegen, er nimmt für seinen Plot das s. g. „Graue-Schmiere-Szenario“ auf und bewegt sich damit, was das Katastrophen-Szenario anbelangt, am Puls der Zeit. So warnte etwa der Nanotechnologe Eric Drexler mehrfach davor, dass sich selbst rezipierende Nanoroboter unkontrolliert vermehren und dabei nach und nach die gesamte Biomasse des Planeten zerstören könnten. Wenngleich eine derartige Technologie noch der sprichwörtlichen Zukunftsmusik zuzuordnen ist, spricht Hermann doch ein Thema an, das gesellschaftlich präsent ist und uns in Zukunft vielleicht weit intensiver beschäftigen wird.

„Versuchsreihe 13 - Die Epidemie“ ist ein Zombie-Roman der etwas anderen Art, versehen mit einem ungewöhnlichen, jedoch sehr gut passenden Schauplatz. Wie in so vielen Szenarien dieser Art geht es weniger um Zombies beziehungsweise Infizierte, sondern vielmehr um die Überlebenden, um deren Umgang miteinander im Angesicht der Katastrophe. Florian Richter ist ein Protagonist, der nicht an jeder Stelle als vollends glaubwürdig herüberkommt, trotzdem aber die Sympathien des Lesers auf seine Seite zu ziehen vermag. Die Suche des Polizisten nach seiner vermissten Freundin hilft darüberhinaus, der Story eine Art roten Faden zu verleihen, an dem sich die Handlung entlang bewegen kann. Insgesamt hat Uwe Hermann hier einen Roman vorgelegt, der einen sehr positiven Gesamteindruck hinterlässt.