Karl der Wikinger 1: Das Schwert Eingars (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 05. Juli 2017 15:23

Karl der Wikinger 1
Das Schwert Eingars
Autor: Ted Cowan
Zeichnungen: Don Lawrence
Übersetzung: Kerstin Fricke, Uwe Peter
Panini, 2017, Hardcover, 96 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0247-4
Rezension von Christel Scheja
Don Lawrence dürften die meisten Leser durch seine Serien „Storm“ und „Trigan“ kennen. Aber das waren nicht die ersten Geschichten aus seiner Feder, denn in den frühen 60er Jahren veröffentlichte er „Karl der Wikinger“ in Fortsetzungen in einem englischen Magazin. Hierzulande erlebte er seine Abenteuer in den 70er Jahren in dem Magazin „Kobra“ unter dem Serientitel „Kämpfe der Seewölfe“. Die drei Geschichten in diesem Band sind deutsche Erstveröffentlichungen.
Bei dem Überfall auf ein angelsächsisches Dorf, entscheidet sich Eingar, der grausame Wikingerhäuptling der sonst keine Gnade kennt einer Eingebung folgend, einen Säugling zu verschonen und mit sich zu nehmen, denn um den tapferen Feind zu ehren, den er gerade erst besiegte, soll der Junge als sein Adoptivkind aufwachsen.
Und tatsächlich ist Karl, so wie der Waisenjunge genannt wird, viele Jahre später der ganze Stolz von Eingar: Ein mutiger junger Mann, der seinen Vater immer wieder durch seinen Mut, seine Entschlossenheit und seine Loyalität beeindruckt.
Karl selbst weiß nichts von seiner Herkunft, was sich aber ändert als Eingar einen folgenschweren Fehler begeht und dadurch überraschend verschwindet. Nur ein Mann seiner Mannschaft kehrt lebend in das Dorf zurück und berichtet von dem Fluch, den der Häuptling auf sich geladen hat. Karl ist einer der ersten, die sich auf die Suche machen, doch das Ganze wird auch noch von dem Machtkampf überschattet, den er nun mit Skurl ausfechten muss, dem ungeliebten leiblichen Sohn Eingars.
Die Handlung ist klassisch zu nennen und zeichnet im Prinzip quasi das Bild nach, welches man in den 60ern von den barbarischen und wilden Nordmännern hatte. Interessanterweise ist Karl dabei nicht unbedingt der moralisch integre Held, der aus der Masse heraussticht weil er vor der Gewalt an sich zurückschreckt, sondern macht durchaus bei den Schlachten und Überfällen genauso mit wie der Rest.
Auf der anderen Seite bleibt er aber auch moralisch integer genug, um eine Identifikationsfigur zu sein; er besitzt ein Gefühl für Gnade und Hilfsbereitschaft, kann auch schon einmal erstaunlich sanft sein und beschützt auch Unschuldige, wenn es seinem Ehrempfinden entspricht. Deshalb gibt es wohl auch als Gegengewicht in den ersten Geschichten Eingar und Skurl, die solche Skrupel nur in Ausnahmefällen zeigen.
Die drei Episoden - die erste schildert seinen Werdegang, die zweite seine Auseinandersetzung mit Skurl und die dritte führt ihn in ein fernes Land -, sind in erster Linie solide Abenteuer mit viel Action und ohne sonderlichen Tiefgang, was den Hintergrund und die Charakterisierung betrifft. Insgesamt sind die Storys aber sehr detailreich gezeichnet und vom Inhalt doch ein wenig härter als man es gewohnt ist, was daran liegen mag, dass sie in England erschienen, wo man damals noch keinen Comic-Code kannte.
„Das Schwert Eingars“, das erste Album zu „Karl der Wikinger“, ist ein solides historisches Abenteuer das all die Klischees bietet, die man zur Entstehungszeit mit den Nordmännern verbindet, aber dazu auch ein paar interessante Facetten aufweist, die die Geschichte etwas aus der Masse ähnlicher Titel hervorhebt und doch ein wenig vielschichtiger und abwechslungsreicher macht als man denkt.