Luc Orient Gesamtausgabe 2 (Comic)

Luc Orient Gesamtausgabe 2
(Luc Orient - Intégrale 2, 2009)
Text: Greg (Michel Régnier)
Artwork: Eddie Paape
Übersetzung: Horst Berner u.a.
Vorwort: Jacques Pessis
Ehapa, 2011, Hardcover, 192 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3445-9

Rezension von Irene Salzmann

Auf dem Planeten Terango helfen Professor Hugo Kala, seine Assistenten Luc Orient und Lora sowie ihr Freund Toba den Einheimischen gegen den skrupellosen und machthungrigen Diktator Sectan, der Hilfe von Julius Argos, einem erklärten Feind von Luc und dem Professor, bekommen hat. Es entspinnt sich ein Kampf zwischen den Genies Kala und Argos, dessen Ausgang nicht nur über das Schicksal der Rebellen, sondern der Bewohner von Terango entscheiden wird.

Nach der Rückkehr auf die Erde experimentiert Kala mit Strahlen. Durch einen Unfall werden Luc und Lora der vollen Dosis aller Strahler ausgesetzt. Zwar überleben beide, aber Luc kann nun durch Wände gehen, und alles was Lora berührt, zerfällt. Um niemanden zu gefährden und die beiden zu retten, bringt Kala sie in ein abgelegenes Haus. Wie es der Zufall will, wurde der Sohn eines Gangsters, der von einer rivalisierenden Bande gefangengenommen wurde, in einem der anderen Häuser untergebracht. Luc und Lora beschließen, den Jungen mit ihren neuen Fähigkeiten zu befreien.

In einem abgelegenen Dorf schlägt ein Meteor ein. Luc und Lora sollen beginnen, das Phänomen zu untersuchen, bis Kala mit mehr Equipment eintrifft. Die grünen Dämpfe, die dem Krater entsteigen, erweisen sich schnell als gefährlich. Es kommt aber noch schlimmer: Ein Mörder weilt im Dorf. Kann es sein, dass es sich keineswegs um einen Meteor, sondern um ein Raumschiff handelt, dessen Besatzung erst die die Dorfbewohner, dann die ganze Menschheit auslöschen will? Denn ähnliche Dinge ereignen sich auch an anderen Einschlagstellen.

Auf einem Kongress erfährt Kala von einigen Wunder-Babys, die, obschon noch kein Jahr alt, sehr intelligent sind, laufen können und sich durch übermenschliche Stärke auszeichnen. Forscher, die diese Kinder untersuchen durften, bestätigen, dass die Meldungen keine Ente sind. So recht glauben will Kala nicht, dass es sich bei den Babys um eine neue Stufe der Evolution handelt, darum lässt er Luc und Lora Nachforschungen anstellen, die für alle unverhofft gefährlich werden.


„Luc Orient“ atmet den Charme der frühen 70er Jahre, als man in SF-Geschichten noch auf Aliens stieß, mit denen man kooperierte, um einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen, und in denen ambitionierte Wissenschaftler im Handumdrehen eine neue Erfindung präsentieren konnten, um eine Notlage abzuwenden oder ein erstaunliches Abenteuer zu ermöglichen. Dieses brachte der junge Held mit Hilfe seines klugen Mentors stets zu einem erfolgreichen Abschluss. Weiter standen ihm für gewöhnlich eine toughe Frau zur Seite, die manchmal korrigierend eingriff und noch öfter gerettet werden musste, sowie ein Freund mit praktischen Kenntnissen, wie sie in Situationen nützlich sind, in denen keine Wundermaschine bereitsteht.

Dieses Konzept ist sogar noch viel älter und hat sich über viele Jahre bewährt. Man kennt es aus „Flash Gordon“, „Buck Rogers“, „Perry Rhodan“ und zahlreichen anderen Serien, und es liefert immer noch die Grundlage für so manches jüngere Abenteuer, auch wenn diese gemäß den heutigen Anforderungen nicht mehr ganz so direkt ablaufen, sondern komplexere Handlungsstränge und Charakter-Entwicklungen aufweisen.

Trotzdem hat sich der Autor auch hier Gedanken gemacht, wie er die Phänomene überzeugend erklären und Fragen seitens der Leser zuvorkommen kann. Beispielsweise wundern sich Luc und Lora, als sie von der Strahlung verändert werden, weshalb sie nicht in der Erde versinken und sich setzen können. Die Erklärung lautet, dass die Kräfte bloß in bestimmte Richtungen wirken. Damit sie essen können, werden die Speisen auf gleiche Weise bestrahlt. Als unlogisch empfindet man, dass Luc nach dem Schwimmen nass ist, denn wenn er durch Wände gehen und nichts berühren kann, sollte auch Wasser kein Hindernis sein beziehungsweise er es genauso durchdringen können.

Die Zeichnungen entsprechend dem, was man von Action-Comics aus jener Zeit gewohnt ist („Michel Vailant“, „Tanguy und Laverdure“, „Andy Morgan“, „Dan Cooper“ und so weiter). Die Panels sind klar geordnet und sehr detailreich, vor allem wenn Menschengruppen, technisches Gerät, (exotische) Flora und Fauna abgebildet werden. Alles wirkt sehr realistisch. Die Kolorierung ist einfach.

Hat man ein Faible für die Serien von damals oder ist neugierig auf das, was die Eltern in ihrer Jugend gelesen haben, geht man an die Titel zudem mit dem Wissen heran, dass sich das Publikum seinerzeit für andere Themen interessierte, der Story-Aufbau und das Rollen-Verhalten anders waren, wird man keine Enttäuschung erleben und viel Spaß an „Luc Orient“ haben.