Manifest Destiny 4: Sasquatch (Comic)

Chris Dingess
Manifest Destiny 4
Sasquatch
(Manifest Destiny, Vol. 4, 2015/2017)
Übersetzung: Frank Neubauer
Titelbild und Zeichnungen: Matthew Roberts
Cross Cult, 2017, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN ISBN 978-3-95981-031-9

Rezension von Christel Scheja

Auch im vierten Band interpretieren Chris Dingess und Matthew Roberts die historische Expedition von  Captain Meriwether Lewis und Second Lieutenant Clark eigenwillig weiter und beleben die noch unerforschten amerikanischen Weiten des Jahres 1804 mit seltsamen Wesen neu. Das merkt man auch im neuesten Band, „Sasquatch“.

 

Diesmal sind es nicht unbedingt die Pflanzen, Tiere und seltsamen Wesen des nordamerikanischen Kontinents, die Lewis, Clark und ihren Leuten zusetzen, sondern eine ganz andere Sache. Der Winter bricht über das Land hinein und zwingt die Menschen, sich eine Zuflucht zu suchen. Leider wird auch das Essen knapp, so dass neue Nahrungsquellen erschlossen werden müssen.

Ausgerechnet ein Mitglied der Crew, das als verrückt gilt und aufgrund von seltsamen Visionen in die Wildnis gestürmt ist, gibt ihnen die Möglichkeit zum Überleben zurück - affenartige und einäugig-zyklopenartige Kreaturen helfen ihnen dabei… auf eine makabere Art und Weise. Vielleicht ist auch das eine Erklärung, dass der legendäre Bigfoot nicht nur selten sondern auch Menschen gegenüber überaus scheu ist.

Als das Schlimmste vorüber ist, setzen sie ihre Reise fort - zwar mit keinen Angriffen von außen, aber doch mit inneren Querelen - einer von ihnen erneut einem ganz eigenen Schicksal folgt…


Natürlich wird die Action auch in diesem Band groß geschrieben und neue Kreaturen kreuzen den Weg der Erkunder, aber man hat andere Sorgen, erweist sich das Überleben als wichtiger als alles andere. Der Winter macht der Gemeinschaft schwer zu schaffen, was immer wieder zu Streit und Ärger mit den entsprechenden Konsequenzen führt. Wie zu erwarten war, dünnen sich die Reihen weiter aus. Damit aber auch die Horror-Fans sich nicht ganz vergessen fühlen, gibt es wie immer viele merkwürdige Begegnungen, blutige Momente und grausame Visionen, in denen alte Legenden und Mythen der Ureinwohner und frühen Siedler zum Leben erweckt werden und wie immer die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.

Erneut treten die Seiten der Weißen ans Tageslicht, die sie letztendlich zum gefährlichsten Raubtier vor Ort machen - der gnadenlose Selbsterhaltungstrieb bricht mehr als einmal durch und richtet sich auch gegen die eigene Spezies.

Natürlich ist Vieles überspitzt dargestellt, seien es nun die blutgierigen Kreaturen oder die Grausamkeit der Protagonisten, aber genau das ist es, von dem die Serie unter anderem auch lebt. Sie führt immer wieder auf sehr zynische Art und Weise vor Augen, wer hier eigentlich das Monster ist und weckt doch auch Sympathie für den einen oder anderen Charakter. Dazu kommen die skurrilen mythischen Kreaturen und Visionen, die interessant interpretiert werden und so für eine phantastische Atmosphäre sorgen. Und natürlich die überraschenden Wendungen, die es umso schwerer machen, herauszufinden, was eigentlich nun warum passiert.

Der vierte Band von „Manifest Destiny“ bietet wie immer die gewohnte Mischung aus handfestem Horror und Action, garniert mit eigenwilligen Interpretationen alter Sagen- und Legendengestalten und sehr vielschichtigen Figuren, bei denen man nie weiß, in welche Richtung sie gehen werden - und das im wahrsten Sinne des Wortes.