T. A. Pratt: Hexengift (Buch)

T. A. Pratt
Hexengift
(Poison Sleep, 2008)
Übersetzt von Michael Pfingstl
Blanvalet, 2010, Taschenbuch, 416 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-442-26690-6

Gunther Barnewald

Der vorliegende Roman ist nach „Hexenzorn“ das zweite Abenteuer mit der Hexe Marla Mason, die, nachdem sie heil aus der Großstadt San Francisco zurückgekehrt ist, gleich merkt, dass auch im beschaulicheren Felport ein eisiger Wind weht. Denn ein Feind oder eine Feindin von Marla scheint dort die Macht an sich reißen zu wollen, indem sie einer geisteskranken Magierin zur Flucht zu verhelfen versucht. Dabei wird jedoch eine andere Hexe namens Genevieve geweckt, welche die Feindin Marlas mühelos aufhält, um dann selbst spurlos zu verschwinden.

Genevieve wurde dereinst brutal vergewaltigt, bevor sie ihr magisches Talent voll entwickeln und unter Kontrolle bringen konnte. Seitdem lag sie katatonisch in einer psychiatrischen Einrichtung für „durchgedrehte Magier“. Nun ist sie verschwunden und Marla merkt bald, dass Genevieve über unglaubliche Macht verfügt. Doch leider ist Genevieves Geisteszustand mehr als zerrüttet, so dass ihr Vergewaltiger beziehungsweise dessen Abbild in ihrem Geist immer mehr Macht über sie erhält. Dieses böse Imago erweist sich als nahezu unverwundbar, und Marla merkt bald, dass sie sich beginnt die Zähne an ihm auszubeißen.

Zudem macht ein Auftragskiller, der sich von seiner Organisation losgesagt hat und deshalb von deren Mitgliedern verfolgt wird, die Stadt unsicher und scheint es auf Marla abgesehen zu haben.

Und während Felport unter dem magischen Sturm erzittert, den der imaginäre Vergewaltiger entfacht, der immer mächtiger zu werden scheint, zieht im Hintergrund auch noch jene Person die Fäden, die dafür gesorgt hatte, dass beinahe Marlas Feindin aus der Heilanstalt entkommen wäre.

Wie ein Kraken umschlingen verschiedene Gefahren Marla und drohen ihr Leben und das ihrer Freunde und Helfer zu beenden...

Auch das zweite Buch um die ruppige und doch liebenswerte Hexe hat es wieder in sich. Der Autor dreht gewaltig an der Spannungsschraube, was den Leser vergessen lässt, sich nach brillanten Ideen umzuschauen, denn im Gegensatz zu „Hexenzorn“ fällt „Hexengift“ in dieser Hinsicht etwas ab. Dies kompensiert der Autor aber mühelos durch die wunderbaren Figuren, die packende Atmosphäre und die kriminalistisch wirkende Handlung, denn spätestens als klar wird, dass einer von Marlas Verbündeten ein Spion für die Gegenseite ist, beginnt das große Rätselraten, bei dem es der Autor dem Rezipienten nicht gerade leicht macht.

Zwischen all der Action gönnt Pratt seinen Lesern aber gerade so viele Pausen, dass diese wieder zu Atem kommen können, bevor die nächste Schlacht beginnt. Schade nur, dass Marla auf etwas übertriebene Fabelwesen zurückgreifen muss, um ihre Haut zu retten, denn vor allem Pratts Rückgriff auf die griechische Mythologie erscheint hier mehr als fragwürdig.

So ist das vorliegende Werk zwar etwas schwächer als der Auftaktband geraten, aber zum Glück nur so unwesentlich, dass er zur Lektüre noch immer wärmstens empfohlen werden kann. Ein überaus spannendes, phantasievolles und immer noch innovatives Buch.